Mit seiner Jonathan ist Prof. Dr. Herwig Paretzke, der 2013 mit dem Weltumseglerpreis des TO ausgezeichnet wurde, bereits um die Welt gesegelt und hat insgesamt 85 000 Seemeilen zurückgelegt. Doch würde er noch einmal mit seiner Yacht lossegeln und was ist Jonathan überhaupt für ein Schiff? Das sind nur zwei von elf Fragen, die wir Prof. Dr. Herwig Paretzke gestellt haben.
1. Was haben Sie für ein Schiff?
Ich besitze den Hochseekatamaran Jonathan vom Typ ShangriLa-Nova. Er ist 16,4 Meter lang, 7,8 Meter breit und hat einen Tiefgang von 1,5 Metern, wiegt 13 Tonnen und wurde designed von Georg Niessen und Burghard Pieske. Gebaut wurde er 1993 von der Henze Werft in Bremerhaven im West-System (Holz/Epoxi). Die benötigte Durchfahrtshöhe ist 21,4 Meter.
2. Warum Jonathan? Was gab den Ausschlag?
Ich wollte um die Welt segeln und dabei nicht im Keller sitzen, wie man das ja üblicherweise bei Monohulls tut. Bei der Auswahl unter den Katamaranan hat den Ausschlag gegeben, dass dieses Schiff von Frank Kamlade, dem Regattasegler und damaligen Betriebsleiter der Henzewerft, in den Rümpfen hinten um 2 Meter verlängert wurde. Es hatte bei Testschlägen zu viel „gesaugt“. Diese Länge achtern wollte ich haben, um beim „Lenzen vor dem Sturm“ keine Seen in das Cockpit zu bekommen. Es ist außerdem sehr schlank, voll hochseetüchtig und ästhetisch schön anzusehen.
3. Wie und wann haben Sie es gefunden?
Ich habe mir weltweit einige gebrauchte Katamarane angesehen (bis Florida, Australien und Tahiti) und teilweise schon begutachten lassen. Ein Gutachter, Ralf Weise, hat mich 2005 dann auf dieses Schiff in Bremerhaven aufmerksam gemacht, das sich ein dortiger Großhandelskaufmann für seine geplante Weltumsegelung hat bauen lassen.
4. Welche Ausrüstung für Langfahrt haben Sie an Bord?
Einige: GPS, Vulcan9-B&G-Chartplotter, G4-Breitbandradar, Simrad-Robertson-Selbststeueranlage (elektrisch-hydraulisch), aktives AIS, UKW-Funk, IRIDIUM-PORT-Funk, Kühl- und Gefrierschrank, Katadyn-Watermaker, Papierkarten, Sextant, Notebook (für Wetterwelt-Grib-Daten), Drucker, 2 Eberspächer 4 kW-Dieselheizungen, Honda-Generator, 2 VP-D2-40 Motoren mit jeweils einer 12V und einer 24V Lichtmaschine, 10 Hoppecke-AGM-Service-Batterien à 135 Ah und noch so einiges mehr.
5. Sind Sie mit dem Schiff zufrieden?
Ja, sehr! Nach bisher über 85 000 Seemeilen auf allen Weltmeeren mit dem Jonathan würde ich nichts Wesentliches ändern! Nie hatte irgendjemand Bedenken wegen unserer Sicherheit.
6. Gibt es etwas, was Sie stört?
Nein! Ich bin restlos glücklich mit dem Schiff!
7. Gab es ein Boot davor?
Ja, ich habe mit Freunden anfangs eine 6-Meter Holzyacht Nausikaa besessen, danach hatten wir dann gemeinsam eine Neptun 22, sowie eine Tirena. Später hatte ich dann alleine einen Korsar, Kielzugvogel, sowie einen Laser und nun einen Drachen. Und ich bin viel mit der Segelkameradschaft Ostsee auf der 12 mR Yacht Anita gesegelt.
8. Wo sind Sie mit dem Boot gewesen und wo möchten Sie noch hin?
Ich bin 2010 („Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an...!“) bis 2013 ab/bis Bremerhaven etwa 47 000 Seemeilen um die Welt gesegelt, mit den beiden stürmischen Kaps von Ost nach West und von Neuseeland, Australien, Mauritius bis nach New York, dann zu den Azoren und nach Irland. Später habe ich eine große 12 000 Seemeilen lange Atlantik-Runde von den Kanaren, Kapverden, Karibik nach New York und bis nach Nuuk / Grönland, Island und den Faröern und zurück zu den Kanaren gedreht, sowie in mehreren Törns das Mittemeer und Schwarze Meer von Gibraltar bis zur georgischen Grenze erkundet.
Reizen würde mich noch die Barfußroute und der Panama-Kanal. Ich habe aber vor Kriminalität und Piraten auf dieser Strecke Angst.
9. Wie groß ist Ihre Crew?
Wir haben sechs Kojen. Die sind manchmal alle mit Familie und Freunden belegt, manchmal segele ich auch einhand.
10. Welches war das schönste Erlebnis, welches das schlimmste?
Die schönsten Momente sind für mich die Eindrücke von Wellen, Wolken, Wind auf dem freien Meer mindestens 100 Seemeilen von der nächsten Küste entfernt, das bedeutet keine Fischer-Bojen und Boote mehr.
Das schlimmste Erlebnis war ein Mastbruch bei Grenada durch einen fehlenden Sicherungs-Splint im Vorstag-Bolzen, der beim Vorsegelwechsel im Netz scheinbar herausgezogen worden war. Wir sind dann für 1500 Seemeilen als Motoryacht unterwegs gewesen, bis nach West-Palm-Beach, wo beim berühmten Superyacht-Boatyard Rybovich ein neues Rigg erstellt wurde!
11. Und wie sind Sie auf den Namen Jonathan gekommen?
Diesen Namen hatte schon der Erstbesitzer nach dem Buch „Die Möwe Jonathan“ (von Richard Bach 1970, Filmmusik von Neil Diamond) gewählt. Mir als Forscher und Segler hat die Parabel und der Gedanke dahinter sehr gut gefallen.
Interview: Kirsten Panzer