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Neue Empfehlungen für die Orca-Gebiete


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Neue Empfehlungen für die Orca-Gebiete

2. Juni 2023
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Leider gibt es seit Anfang 2020 im Bereich zwischen der Straße von Gibraltar und der Biskaya Zusammentreffen von Orcas und meist Segelbooten, die zu erheblichen Schäden an den betroffenen Booten führen. Inzwischen sind drei Fälle bekannt, in denen Segelboote an den Folgen der Schäden gesunken sind. 

Bisher gab es zum geeigneten Verhalten widersprüchliche Informationen aus den verschiedensten, auch wissenschaftlichen Quellen. 
Seit einigen Monaten hat sich Dr. Renauld de Stephanis vom CIRCE-Projekt, der seit 25 Jahren Wale und Delphine erforscht, in Kooperation mit Rui Alves von www.orcas.pt mit Methoden der Feldforschung des Problems intensiv angenommen. Das heißt, er und sein Team sind tagtäglich von Barbate aus rausgefahren und haben die Orcas gesucht, begleitet und auch verschiedene Experimente durchgeführt. Damit wurden erstmals empirisch validierte Befunde gewonnen. Die Befunde haben bewirkt, dass das spanische Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana (MITECO) neue Empfehlungen herausgegeben hat.

Unter anderem heißt es nun, dass bei einer Interaktion, auf alle Fälle motort werden und das Boot nicht gestoppt werden soll. Weiterhin wird empfohlen, mit Höchstgeschwindigkeit in gerader Linie in Richtung flacherer Gewässer zu fahren.

Es wird dringend geraten, so nah wie möglich an der Küste zu fahren. Insbesondere in der Nähe der Bucht von Barbate halten sich momentan verstärkt Orcas auf. In unmittelbarer Küstennähe ist die Wahrscheinlichkeit, auf Gruppen von Schwertwalen zu treffen, geringer.
Die Behörde erinnert außerdem daran, dass jeder Skipper verpflichtet ist, Sichtungen und Interaktionen von Schwertwalen zu melden

Was heißt das in der Praxis?
Grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen beim Durchfahren von Orca-Gebieten

  1. Ziel der folgenden Empfehlungen ist, einen Orca-Kontakt zu vermeiden.
  2. Unbedingt tagesaktuelle Informationen zum Aufenthaltsort der Orcas über die Telegram-Gruppen (Registrierung über www.orcas.pt) oder eine der anderen u. g. Quellen beschaffen.
  3. So dicht wie irgend möglich unter der Küste halten, auch wenn das im Widerspruch zu klassischer Seemannschaft steht. Dicht heißt auch dicht, also wo immer es möglich ist in ganz seichtem Wasser fahren, möglichst deutlich jenseits der 20m-Tiefenlinie, besser auf 10-15m Wassertiefe. Nach derzeitigem Wissensstand ist bisher kein Boot, dass dieser Empfehlung gefolgt ist, attackiert worden. 
  4. Thunfischnetze (Almadrabas) an der spanischen Küste wo immer möglich auf der Küstenseite umfahren. Aktuelle Infos dazu auf den einschlägigen Telegram-Kanälen (s.u.)
  5. Von vornherein motoren bzw. motorsegeln. Das Starten des Motors während der Fahrt lock die Orcas noch stärker an (sie erkennen daran, dass es sich bei dem Boot um ein Segelboot mit schönem großen Ruderblatt handeln muss) 
  6. Nachtfahrten vermeiden
  7. Fahrten bei schwerer See vermeiden, da die Annäherung der Tiere dann kaum zu sehen ist und das Passieren der Thunfischnetze auf der Landseite gefährlich werden kann.

Institutionen u. Quellen für aktuelle Informationen

Orcas @ Portugal & Spain: Unseres Erachtens die derzeit wichtigste Informationsquelle! Diese Gruppe kooperiert eng mit CIRCE (s. u.), trägt Daten über die aktuellen Standorte der Orcas und ihrer Aktivitäten zusammen und forscht zu ihrem Verhalten. Auf dieser Seite finden sich die derzeit aktuellsten Informationen über Orca-Sichtungen und –Interaktionen (mit Karten) sowie Verhaltensempfehlungen. Deren Empfehlung lautet: so schnell wie möglich das aktuelle Fressgebiet der Orcas umfahren bzw. passieren bzw. sich bei Sichtungen so schnell wie möglich zu entfernen (s.o.). Nach unseren Erfahrungen ist dies tatsächlich das Sinnvollste was man tun kann!
Es macht Sinn, sich bei www.orcas.pt zu registrieren. Dann wird man Mitglied bei den wichtigsten Telegram-Gruppen (Austausch ausschließlich in Englisch):
•    Orcas Location: Die wichtigste Gruppe, da hier von den Gruppenmitgliedern in Kurzform Routen und Orca-Sichtungen mitgeteilt werden, auch von dem kleinen Forschungsboot „NASHIRA“ der Organisation CIRCE. Auf MarineTraffic bzw. Vesselfinder kann die Position des Bootes verfolgt werden und sofern NASHIRA Orca-Kontakt auf Telegram mitteilt, sollte dieser Bereich natürlich tunlichst weiträumig gemieden werden! NASHIRA ist erreichbar auf VHF 16 und 71 (Arbeitskanal). In der Regel ist Dr. Renaud de Stephanis mit an Bord.
•    Orcas Discussions: Austausch allgemeiner Ideen und Informationen und Diskussionen zum Thema „Orcas und Segelboote“, aber mit dem Fokus auf Daten-/Infoaustausch, nicht als Chatgruppe.

CIRCE: (Conservación, Información y Estudio sobre Cetáceos), nur in Spanisch): Universitär basierte Einrichtung in Spanien zur Erforschung von Cetacaen (Wale und Delfine). Unterhält (mind.) mehrere kleine Forschungsschiffe, u.a. die NASHIRA, die von Barbate aus operiert. Derzeit (Juni 2023) fährt die NASHIRA fast täglich raus und versucht die Orcas zu orten, deren Wanderrouten zu verfolgen und ihr Verhalten u.a. gegenüber Segelbooten zu studieren. Die Informationen werden u.a. an www.orcas.pt und die „Orcinus“-App weitergegeben.

Tarifa Radio: Seit Ende Mai 2023 sendet Tarifa Radio auf UKW alle vier Stunden einen Orca-Report. Ankündigung auf Kanal 16, Report auf Kanal 10. 

Ministerio de Transportes, Movilidad y Agenda Urbana (MITECO): Veröffentlicht seit dem 01.06.2023 eine Karte mit den Aufenthaltsbereich der Orcas in der jeweils vergangen Woche. Die Daten stammen aus dem Satelliten-Tracking zweier von CIRCE mit Sendern versehenen Orcas. 

Orcinus-App: Die Sichtungen von www.orcas.pt und seiner Partnerorganisation CIRCE werden auch in der Karte dieser App dargestellt.
Orca-Seite der Cruising Association: Eine Website des Orca-Projekts der englischen Cruising Association (CA). Hier werden Daten zu Passagen im Orca-Gebiet, d.h. zwischen der Bretagne bis zur Straße von Gibraltar gesammelt. Alle Segler, die in diesem Gebiet unterwegs sind, werden dringend gebeten einen Report abzugeben, egal ob sie Orca-Kontakt hatten oder nicht. Die Reports werden auf der Website zur Verfügung gestellt und u.a. von GTOA (s.u.) wissenschaftlich ausgewertet.

GTOA – Altantic Orca Working Group: Website einer überwiegend spanisch/portugiesischen Forschungsgruppe, die seit Jahren über diese Subpopulation der atlantischen Orcas forscht, arbeitet u.a. mit der CA zusammen. Auch hier kann man Berichte abgeben über Begegnungen mit Orcas und es werden grobe Karten der kritischen Gebiete mit Ampelbewertung des aktuellen Risikos zur Verfügung gestellt. Es gibt auch eine App „GT Orcas“.

Facebook-Gruppe „Orca Attack Reporting Group“: Reports über Routen, Interaktionen/ Angriffe von Orcas und allgemeine Diskussionen zum Thema.

Zusätzlicher Informationen, bis auf weiteres regelmäßig aktualisiert, gibt es auf der Homepage unseres segelnden TO-Stützpunkts MAGO DEL SUR. Anke und Martin halten sich zurzeit am Rande des betreffenden Bereichs auf und haben den Finger am Puls der wissenschaftlichen Akteure.

Anke und Martin Birkhoff / Kirsten Panzer
 


  Kommentare

Orca - Antwort zu Knut 3
Erstellt von SY Just do it am 15.06.2023 22:59:46
Aus gegebenem Anlass muss ich doch noch eine dritte Antwort geben.
Wir haben gestern, am 14.06. von einem intensiv mit dem Orca-Problem befassten Biologen und Cetaceen-Experten die Auskunft erhalten, dass weder Pinger noch die in der Regel von Skippern der Segelboote verwendeten Firecracker zu Schäden bei Orcas führen!
Vor diesem Hintergrund empfehle ich, die Veröffentlichungen zum Unterwasserschall noch einmal genau durchzulesen. In den betreffenden Texten (u.a. BfN) befinden sich keine Aussagen, die eine Schallverstärkung begründen, im Gegenteil.
Das gleiche gilt für die Verbote: Die Verbote in der vielfach behaupteten Form existieren nicht. Auch gibt es kein Orca- oder Cetaceen-Schutzgebiet in der Straße von Gibraltar. Da gab es bzw. gibt es Planungen, aber die sind bislang nicht umgesetzt.
Sorry, aber das sind die Fakten.
Fair winds und nur friedlich-neugierige Orcas
Martin und Anke
TO-Stützpunkt Mago del Sur


Orca - Antwort zu Knut 2
Erstellt von SY Just do it am 08.06.2023 23:01:51
aber Du hast recht, Dr. Renauld de Stephanis und sein CIRCE-Team suchen nach einer Lösung für das Problem. Drücken wir Ihnen die Daumen, dass das bald gelingt.
Ich möchte noch anmerken, dass es ja auch nicht so ist, dass nur ein paar Segler betroffen sind. Inzwischen ist es auch zu Vorfällen mit marokanischen Fischern gekommen. Fischer in kleinen, offenen Holzbooten, nur mit Außenbordern bestückt. Da kann man nur glücklich sein, dass bisher alle Begegnungen vergleichsweise glimpflich verlaufen sind.
Fair winds, Martin

Orca - Antwort zu Knut
Erstellt von SY Just do it am 08.06.2023 22:49:51
Lieber Knut,
um Missverständnisse zu vermeiden, es liegt nicht in unserer Absicht, und sicher auch nicht in der eines anderen Seglers, einen Orca schädigen. Zur Zeit gibt es aber so gut wie keine Methode sich vor einer Orca-Interaktion zu schützen, außer auszuweichen oder schnell das Weite zu suchen.
Die von Dir genannnten Verbote muss man jedoch richtig lesen. Sie stehen alle ausdrücklich unter dem Vorbehalt des Schutzes des menschlichen Lebens. Das wird in der aktuellen spanischen Verlautbarung bereits in dem einleitenden Absatz deutlich. Und auch in dem spanischen Decreto von 2007 (das an Whalewatchingaktivitäten adressiert ist). Dort wird beispielsweise das Rückwärtsfahren unter Maschine verboten, aber dann auch wieder erlaubt, wenn es z.B. dem Schutz vor einer Kollision dient.
Beste Grüße und fair winds
Martin

Neue Empfehlungen für die Orca-Gebiete
Erstellt von Knut am 07.06.2023 10:19:38
Lieber Martin,

ohne einen Bezug herstellen zu wollen zwischen Deinem Kommentar und einem anderen Artikel in dieser Ausgabe, möchte ich gerne ein paar Fakten anführen. Sowohl Regierungsorganisationen wie das Ministerio de Transportes , Movilidad y Agenda Urbana (Miteco), als auch die anderen Organisationen (Orcas PT, GTOA) erklären, dass es verboten ist Mittel einzusetzen, die den Orcas schaden könnten.

Eine Lautstärke von 195 dB re 1mPa 6.5 kHz 1 m von der Quelle entfernt, wird als Lautstärke angenommen, die zu einem Hörverlust führen kann. Ein normaler Böller erreicht 130 -175 Dezibel. Im Wasser rechnet man mit einer Verstärkung von etwa 60 dB. Der von Dir angegebene Schallerzeuger wird wohl lauter sein, auf Anfrage haben der Hersteller leider nicht reagiert. Wenn das Gehör des Wales geschädigt ist, kann er nicht mehr jagen und verendet. Es wurden bereits zwei tote Wale gesichtet. Einer trieb vor der Marokkanischen Küste und konnte leider nicht untersucht werden. Ein Weibchen starb nach einer Schusswunde am Kopf. Jedoch nicht an der Wunde, sondern durch die Ertaubung. Es gibt Studien von Orcas, bei denen sie potentiell schädigenden Lautstärken ausgesetzt wurden, nach einer Phase der Flucht, haben sie sich aber daran gewöhnt und sich diesem ausgesetzt, wenn der Reiz groß genug war. Es führte sogar dazu, dass die Wale eher dorthin kamen (dinner bell).

Die Schlussfolgerung ist also, dass diese Aktion nicht nur potentiell tödlich für den Wal ist, sondern auch auf die Dauer ineffizient und evtl. kontraproduktiv zu Aggressivität führen könnte.

Die Subpopulation des iberischen Orcas ist von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als kritisch gefährdet klassifiziert worden, auch wegen der geringen Reproduktionsrate.

Es wird gerade versucht verschiedene nicht schädigende Methoden zur Vertreibung herauszufinden, z.B. O

Orcas
Erstellt von Thomas Bogdain am 02.06.2023 19:29:17
Sehr gut recherchierte und komprimierte Zusammenfassung! Wir sind gerade etwas nördlich vom HotSpot, und die Infos decken sich zu 100% mit den lokalen Informationen und den Erfahrungen der entgegenkommenden Seglern. Fair Winds, SY Noe.

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