Mit Blick auf die Kieler Förde und die Gorch Fock trafen sich am Wochenende endlich die Lossegler des TO und das inzwischen zum neunten Mal.
52 Segler aus ganz Deutschland waren angereist, um bei launiger Moderation von Johannes Frost, letzten Tipps für eine gute Seemannschaft von Bert Frisch und vielen Gesprächen von Crew zu Crew im Vereinsheim der Seglervereinigung Kiel die letzten Vorbereitungen für die große Reise anzugehen.
„Das Blau, die Delfine, die Dünung“, schwärmt Bert Frisch, als er den Losseglern 2023 abwechselnd Bilder und Seekarten vor Augen führt - die virtuelle Seereise führt „die Elbe raus und links ab“. „Wir bleiben noch `ne Woche“ sei ein Satz, den man erst einmal lernen müsse, so sein Hinweis vor der Kulisse der englischen Südküste.
Die Vorteile der Imray-Karte stellt Johannes Frost heraus – in dem Übersegler für den Nordatlantik seien die Positionen der Wetterbojen eingetragen und es lohne, sich diese einmal genauer anzuschauen: „damit man sie nicht übermangelt.“ Er freut sich über die große Resonanz der TO-WhatsApp-Gruppen. Johannes hatte just am Morgen des Losseglertreffens die 13. Einladung in die Gruppe „Nähen auf See“ erhalten.
Viele der Lossegler starten von Kiel, Hamburg, Cuxhaven, einige aber auch vom Mittelmeer und anderen Orten in Europa.
Die Ziele der startenden Schiffe reichen dann von der Ostsee über das Mittelmeer, den Atlantik, die Karibik, den Pazifik bis einmal rundum. Die Ersten, die bereits eine Woche nach dem Treffen ablegen, sind Maren und Gorm Gondesen, die inzwischen ihren Monohull gegen einen Katamaran eingetauscht haben. Nun starten sie mit ihrer Nica in Richtung Pazifik, nachdem sie ihre erste Weltumsegelung zu Beginn der Corona-Pandemie in Neuseeland abbrechen mussten.
Jenny, die beruflich als Nautischer Offizier auf der Brücke eines Gastankers steht, will mit ihrem Partner und dem Schiff Lucky Jonny in Richtung Madeira, Kanaren, Karibik, Pazifik...
Der jüngste Lossegler, Jonne, hielt bei dem Kieler Treffen mit seinen zwei Jahren sehr gut durch. Mit seinen Eltern Fritzi Lassen und Tjark Mitzka soll es auf der Elli voraussichtlich im Juli in Richtung Karibik gehen. Für Ute und Matthias Langendorf von der Matjes sind Cuxhaven und Helgoland „gesetzt“ für die bevorstehende dreijährige Auszeit unter Segeln ebenso wie der Wunsch, „mal beim Mont Saint Michel“ trockenzufallen - darüber hinaus sei alles möglich.
Nachdem sich die Crews verschiedener Zwei-Rumpf-Boote vorgestellt hatten, meldeten sich Silke Kückendahl und Olaf Missel von der Genadi mit ihren zwei Masten zu Wort – sie haben eine ältere Amel Meltem gekauft und komplett überholt. Nach Silkes Erfahrungen mit Inklusions-Segeln auf der Hamburger Alster und während der Kieler Woche wollen sie 16 Monate lang den Atlantik besegeln. Kai-Uwe Paulat von der Sailaway plant im Sommer einhand zu starten. Fünf Jahre hat er sich gesetzt. Dabei soll es auf der Barfußroute „einmal rum“ gehen.
Natürlich dürfen die letzten seemännischen Hinweise nicht fehlen: „Die gelben Pudelmützen sind kein Scherz. Sie dienen der Sichtbarkeit im Wasser und sind wirksames Mittel gegen ein Auskühlen, denn über den Kopf verliert der Mensch die meiste Temperatur“, so Bert Frisch. Jakob, der mit seinen Eltern Susanne Kaufmann und Jochen Schwertfeger immer wieder auf der Harten Lena irgendwo auf dem Atlantik unterwegs ist, hat Glück und fängt die zugeworfene gelbe Mütze auf und darf sie behalten.
Ein Hinweis auf eine App, die über gesperrte Häfen an der portugiesischen Küste informiert (www.marinha.pt) fällt noch zum Schluss, genauso wie die letzten Tipps zu den verschiedenen Möglichkeiten, das Wetter au See zu empfangen, und zu den am besten wirksamen Mittel gegen Seekrankheit.
Daneben gibt es viel Zeit für den Austausch zwischen den Crews. Taucher reden über die Druckluftflaschen, die sie mit an Bord nehmen wollen. Bei anderen Seglern geht es dagegen eher darum, welche Medikamente als Vorsorge eingepackt werden sollen.
Nach fast zwölf Stunden endet ein Tag voller Segelträume, die kurz davor stehen, in die Tat umgesetzt zu werden.
Karin Fehlau