Es war wieder ein ganz besonderer Abend der gestrige Festabend des Trans-Ocean – Perfekte Stimmung, Spannung, Emotionen – alles hat gepasst. Auch Dank Boris Aljinovic, der in diesem Jahr wie schon beim Festabend zum fünfzigjährigen Jubiläum mit seiner humorvollen und schlagfertigen Art gekonnt den Saal in seinen Bann gezogen. Der bekannte Schauspieler, Regisseur und bekennende Segeljunkie hat die Zeit nur so verfliegen lassen.
Gewinner des Abends waren eigentlich alle, Preise gab es aber nicht für jeden. Doch die Freude war groß, bei denen, die die begehrten Auszeichnungen des Trans-Ocean in Empfang nehmen durften.
Allen voran ein Regatta-Segler, dem die Siegerpose durchaus steht: Melwin Fink! Für seine außerordentliche Leistung beim Mini-Transat 2021, seinem Sieg in der ersten Etappe und dem dritten Platz in der Gesamtwertung überreichte ihm Egon Lutomsky den Trans-Ocean-Preis. Mit gerade einmal 20 Jahren ist Melwin damit der Jüngste unter den TO-Preis-Trägern. Egon Lutomsky ließ es sich da neben allen Glückwünschen natürlich nicht nehmen, den erfolgreichen Youngster auch nach seinen neuen Plänen zu befragen. Erst drei Tage zuvor hatten er und Lennart Burke, der in diesem Jahr für seine erfolgreiche Mini-Transat-Teilnahme 2021 mit dem neugestalteten Race Award, dem ehemaligen Zinnbecher, ausgezeichnet wurde, ihre „Fusion“ bekannt gegeben. Beide bündeln ihre Kräfte und Fähigkeiten und starten nun gemeinsam als Next Generation Sailing-Team in der Class40. Ein spannendes Regatta-Jahr mit Normandy Channel Race, Les Sables–Les Açores, Rolex Fastnet Race und dann der Krönung – die gemeinsame Teilnahme am Transat Jacques Vabre, wartet auf sie und damit auch auf uns.
Dann der Ocean Award – den durften in diesem Jahr gleich zwei Preisträger in den Händen halten. Zuerst war da der Vertreter der letztjährigen Preisträger, Perrin Towler. Er wurde gemeinsam mit Mark Fishwick im vergangenen Jahr mit dem Award ausgezeichnet. Doch damals konnte er wegen der Coronabeschränkungen nur per Video zugeschaltet werden. Nun also live. Endlich. Pure Freude auf der Bühne.
Und in diesem Jahr? Wer folgte auf die Autoren des Reeds Nautical Almanac? Der Teller blitze frischpoliert, die Spannung stieg. Dann kam er auf die Bühne: Bobby Schenk! Die Segel-Ikone der Blauwassersegler wurde für sein Lebenswerkmit dem Ocean Award ausgezeichnet. Mit Recht. Wie vielen Seglern hat er den Weg zum Blauwasserseglern geebnet? Wer hat nicht alles, seine Bücher im Schapp stehen. Dazu die Webseite, auf der es immer den richtigen Tipp zu finden gibt, und all die Seminare, mit denen er Segler auf ihre Törns vorbereitet hat. All das würdigte Carsten Matthias als Laudator auf der Bühne.
Aber natürlich gab es auch erwähnenswerte Reisen, die es zu feiern galt, weite, ganz besondere und solche, die gleich um die ganze Welt führten.
Vom Mittelmeer bis in die Karibik segelte Nicolas Manthos auf gerade einmal 18 Fuß (5 Meter!). Eigentlich kaum vorstellbar und so gab es auch nicht wenige Ahs und Ohs, als die Videos gespielt eingespielt wurden, und uns Nicolas mit an Bord seiner Hurley 18 nahm. 30 Tage hat Nicolas Manthos für seine Atlantiküberquerung gebraucht, der Sieger der Route du Rhum, Charles Caudrelier, hat gerade die Rekordzeit 6 Tage und 19 Stunden hingelegt.
Mehr Schiff hatten dagegen Annette Vanek und Thomas Herter, die mit ihrer Anke Sophie, eigentlich „nur“ von Stralsund nach Stralsund gesegelt sind. Dazwischen lagen allerdings rund 4700 Seemeilen. Mit wechselnden Crews segelte Thomas Herter die große Nordrunde, durch entlang der norwegischen Küste bis hinauf nach Liland auf 68° 28,7' N. Danach stand für die Bavaria 38 Match wieder grob Kurs Süd an, bevor es wieder „Leinen fest“ in Stralsund hieß.
Angela Resch und Reto Valär segelten mit ihrem Katamaran Fountaine Pajot Belize 43, She San, von der Ägäis aus gleich um die ganze Welt: Erst durch den Kanal von Korinth, dann über die Kanaren und Kapverden in die Karibik, Panamakanal, Südsee, dann Neuseeland, wieder Südsee und schließlich Asien mit Regionen und Ländern, die viele Segler einfach rechts liegen lassen - Philippinen, Molukken, der indonesische Archipel Raja Ampat, Ambon, Südostsulawesi, Labuan Bajo, West Sumatra, Nord Sumatra, Malaysien, Thailand. Dann folgten der letzte Ozeanwechsel und der Weg zurück durch den Indik und den Suez Kanal nach Marmaris, Türkei, von wo sie Video-Grüße nach Cuxhaven schickten.
Mehr Eis und noch mehr Zeit gab es bei den beide Crews, die mit der TO-Medaille ausgezeichnet wurden.
Michael Gramse, SY Samai, war mit seiner Familie gleich drei Jahre unterwegs, dank Corona waren das keine leichten Jahre. Aus der Weltumsegelung wurde eine Südamerikarundung. Eines der Highlights war dabei der (geplante) Aufenthalt in der Antarktis. Eisberge gucken, Wale beobachten, Seeleoparden entdecken – das ganze Programm mit dicken Winterstiefeln statt Flip Flops. Die gab es dann später, als es statt weiter nach Westen nach Norden und dann wieder nach Osten ging. Oft ausgebremst durch Coronabestimmungen, aber dann doch nie verzweifelt – so wurde es zwar eine andere Reise als geplant, doch trotzdem eine voller Eindrücke und einmaligen Erlebnissen.
Auch Claudia und Jürgen Kirchberger haben das Eis gesehen, allerdings im Norden und dazu noch Wale, Moschusochsen und einen Eisbären. Ihre Reise führte sie und ihre Ketsch Belle Epoque in diesem Jahr über Dänemark, Norwegen, die Shetlandinseln und Färöer nach Ostgrönland und wieder zurück nach Barth in Mecklenburg Vorpommern.
Doch das war natürlich noch immer nicht alles.
Auch zwei Ehrenmitgliedschaften wurden wieder ausgesprochen. Denn für den Trans-Ocean ist es eine besondere Ehre Dr. Heide und Erich Wilts zu seinen Mitgliedern zählen zu dürfen. Dass sie diesmal aus gesundheitlichen Gründen nicht live dabei sein und sich feiern lassen konnten, wurde nicht nur von dem Laudator und neuem Vorsitzenden Markus Warnke bedauert, der sie für ihre Leistungen für das Segeln sowie für ihre zugewandten Beschreibungen außergewöhnlicher Landschaften und Kulturen sowie des Segelns auszeichnete.
Und dann gab es da noch einen Punkt – Denn es hieß diesmal Abschied nehmen, auch wenn es schwerfiel beziehungsweise immer noch fällt. Rita Eichardt, die - hier muss man einfach einmal eine Platitude verwenden, denn diese sagt alles - GUTE SEELE des Vereins, hat genug gearbeitet. Sie geht in den verdienten Ruhestand. Nach einer berührenden Rede von Martin Birkhoff, einem Zwischenruf von Jürgen Mohns, der allen aus dem Herzen sprach („Rita war die Seele des Vereins“), und jubelndem Applaus hieß es Good Bye, ade, servus,auf alle Fälle auch noch einmal „Auf Wiedersehen“: In der ersten Hälfte der boot, wird Rita Eichardt den Verein noch einmal unterstützen.
Wenn das nicht beste Aussichten auf das kommende Jahr sind.
Dann noch eine große Überraschung. Wieder ließ es sich Carsten Matthias nicht nehmen, auf die Bühne zu steigen und zum Mikrophon zu greifen. Von einem weiteren war da immer wieder die Rede, der noch ausgezeichnet werden müsse, von einem Freund, mit dem man ganz besondere Erlebnisse teile. Um wen es sich dabei handelte, konnte man sich schnell denken, schliesslich war Egon genötigt worden, die Bühne noch nicht zu verlassen. Doch worauf die mit Anekdoten gespickte Rede hinauslaufen sollte, war bis zum Schluss nicht klar, am wenigsten dem, der da verwundert im Hintergrund stand. Doch dann ein Moment voller Rührung auf allen Seiten: Egon Lutomsky wurde für seinen Einsatz für den Trans-Ocean mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Große Emotionen, donnernder Applaus, Standing Ovation für den, der während seiner Amtszeit als Stellvertreter gleich dreimal die Führung des Verein übernehmen musste und voller Engagement auch übernommen hat.
Wenn das kein würdiger Abschluss einer fantastischen Veranstaltung war!
Und dann hieß es nach ausgiebigem Plauschen, Schwärmen, Planen: „bis nächstes Jahr“ und „wir sehen uns in Cuxhaven!“.