Wohin und zu welchem Preis, davon berichtet Jörg Barczynski, der mit seiner Yacht Trudel, einer Bavaria 350c, in Griechenland unterwegs war. Manchmal mussste er sich wundern, manchmal wurde er überrascht und Lieblingsplätze konnte er dazu auch noch in seinem Heimatrevier entdecken.
Reden wir einmal über Geld. Wenn eine sechsköpfige Chartercrew 14 Tage in Kroatien unterwegs ist und pro Nacht 60 Euro Liegegebühr bezahlen muss, dann sind das pro Person 140 Euro, die vermutlich nicht allzu sehr auf das Urlaubsbudget drücken. Wenn aber eine Familie den Sommer auf ihrem Boot in Kroatien verbringen will, dann addieren sich dieselben Liegegebühren auf rund 1800 Euro pro Monat, zu begleichen aus einem Familieneinkommen. Da kommen manche Familien ins Schlucken. Umso mehr darf sie sich freuen, wenn sie die extrem teuren Küsten in Frankreich, Italien und Kroatien hinter sich gelassen hat und in Griechenland eintrifft.
Dort wird zwar seit dem vergangenen Jahr eine Bootssteuer fällig, ähnlich dem kroatischen Permit, aber die ist doch vergleichsweise niedrig und die Hafengebühren sind wahrlich erträglich. Außerdem sind griechische Häfen, was die Kosten angeht, immer wieder ein Abenteuer.
Wir hatten unsere 35-Fuß-Slup im Artemis-Boatyard auf Leros im Winterlager. Das ist eine relativ junge Werft, Familienbetrieb, picobello sauber, sehr kompetent und deutlich billiger als die umliegende Konkurrenz. Der einzige Nachteil ist, dass man einen Mietwagen braucht, da die Werft kilometerweit weg von jeglichen Läden und Tavernen liegt. Einen solchen Mietwagen für die paar Tage zum Auswintern des Schiffes besorgt die Werft für 22 Euro am Tag.
Von Leros nach Patmos mit seiner bedeutsamen Klosterburg ist es nur ein Katzensprung. Man liegt im Hafen sehr geschützt römisch-katholisch. Ein Mitarbeiter der Hafenverwaltung weist ein, hilft beim Festmachen und kassiert drei (!) Euro Liegegebühr. Strom und Wasser holt man aus einer Säule und zahlt dafür an einem nahegelegenen Kiosk acht Euro pro Tag. Duschen gibt es nicht, Toiletten im Café auf der anderen Straßenseite, wo übrigens ein griechischer Espresso noch - wie überall auf den Inseln des Dodekanes-Archipels - für einen Euro zu haben ist.
Der Wind macht Pause
Weil wir nach Westen ins Ionische Meer wollten, also durch die Zone mit dem harten Meltemi mussten, hatten wir uns überlegt, zunächst von Patmos nach Ikaria zu segeln. Die Insel liegt quer zur Meltemi-Richtung und dort wollten wir abwarten, bis der Meltemi mal Pause macht, um dann in einer Tagestour nach Mykonos zu segeln und damit die schwierigste Düse der Ägäis zu bewältigen. Hauptort auf der Leeseite der Insel ist Kirikos. Das Städtchen hat einen wunderschönen, neuen Yachthafen, einwandfrei befeuert, überall ordentlicher Tiefgang, klares Wasser, solide Poller, alles sehr sauber. Leider gibt es zwar Stromsäulen, aber keinen Strom und es gibt auch keine Toiletten. Fragt man Einheimische, warum das so ist, erhält man die Antwort, dass die Marina nagelneu (stimmt!) und noch nicht offiziell eingeweiht sei. Der zuständige Minister aus Athen habe bisher noch keine Zeit gehabt. Und weil das so ist, könne leider auch kein Strom geschaltet werden. Aber dafür werden auch keine Hafengebühren erhoben. Man liegt zum Nulltarif und wünscht sich, dass der Minister noch lange wegbleibt. Toiletten gibt es übrigens in all den vielen Tavernen am Hafen. Kein Problem!
Noch näher dran an der Düse, circa 15 Seemeilen westlich von Kirikos, liegt Magganitis, ein kleiner, aber idealer Schutzhafen mit zwei sehr netten Tavernen, kein Schwell, kein Strom, kein Wasser und die Molenfeuer funktionieren nicht, aber es kommt auch niemand, der Hafengebühren kassieren möchte.
Das braucht niemand
Wir sind dann von Ikaria nach Mykonos gesegelt und haben dort den Schock unseres Lebens bekommen. Der Hafen war nur halbvoll, aber der Hafenmeister verweigerte uns einen Liegeplatz. Als Grund nannte er, dass wir uns nicht per SMS angemeldet hätten. Zwar steht in keinem Hafenhandbuch, dass das erforderlich ist, aber er wollte es so. Nach langem Hin und Her, unfreundlichem Gebrüll und finsteren Mienen bekamen wir dann doch einen Liegeplatz, aber nur, nachdem wir zugesagt hatten, ihm eine SMS zu schicken. Da standen wir also vor seinem Büro, das Schiff immerhin fest vertäut, schrieben, dass wir gleich einlaufen würden und baten um einen Liegeplatz. Eine halbe Stunde später kam die Einlaufgenehmigung und er wies uns den Liegeplatz zu, auf dem wir ohnehin schon lagen. Darauf, ob wir noch ein, zwei weitere Nächte bleiben dürften, wollte er sich nicht festlegen. „We will see....,“ hieß es in seiner SMS-Antwort. Wir haben dann am nächsten Morgen bezahlt (15 Euro) und sind weitergefahren. Verabschiedet hat er uns grußlos, aber mit finsteren Blicken. Mykonos? Nie wieder! Oder wenn doch, dann würden wir in einer der gut geschützten Buchten im Süden der Insel ankern.
Wir sind dann weitergefahren nach Syros. Die Hauptstadt Ermoupoli ist sehenswert. Liegeplätze mit Wasser und Strom gibt es direkt an der Promenade. Leider ist das Hafenbecken riesig, sodass sich trotz der soliden Mole bei entsprechendem Wind innen eine ungemütliche Welle aufbaut. Auf der Suche nach einem Piräus – in der Zea Marina ist auch Platz für Segelyachten. Patmos, hier liegen Yachten geschützt und günstig. alternativen Liegeplatz kamen wir in die Südostecke des Hafens und siehe da, dort gibt es eine Marina. Leider ist es nur eine Ruine, kein Wasser, kein Strom, keine Duschen, aber man liegt absolut ruhig, ohne Schwell und ohne Hafenmeister. Ob man eine Nacht oder zehn Nächte bleibt, interessiert niemanden, zumindest niemanden, der Liegegebühren erheben möchte. Von Nachteil ist nur, dass die Marina etwas abseits der Versorgungseinrichtungen liegt. Aber <für 2,50 Euro bringt ein freundlicher Taxifahrer die Einkaufstüten direkt ans Boot.
Nächste Station: Finikas, auf der Westseite von Syros, ein richtiger Yachthafen mit Strom, Wasser, Duschen und einem fantastisch freundlichen und hilfsbereiten Hafenmeister. Es gibt Einkaufsmöglichkeiten und sehr gute und dennoch preiswerte Tavernen. In Finikas kann man sich wohlfühlen und zwar für rund 20 Euro pro Nacht. Für alle, die bisher nicht mitgerechnet haben: Für zwei Wochen Segeln haben wir bis hierher insgesamt 26 Euro Liegegebühren bezahlt.
Ägäische Festlandküste
Danach kommt das griechische Festland, für uns der Olympia-Hafen bei Lavrion. Der Hafen wünscht eine Anmeldung über UKW, danach kommt ein Dinghy zur Einfahrt, der Hafenmeister geleitet das Boot zum Liegeplatz, hilft beim Festmachen und Anschließen des Landstroms. Alles sehr freundlich, professionell, kostet am nächsten Morgen 25 Euro. In Athen liegen wir in der strategisch besten Marina, Zea Marina in Piräus. Dort muss man sich seit jeher per E-Mail anmelden, bekommt postwendend Antwort, wird bei der Ankunft ebenfalls von einem Dinghy in Empfang genommen, zum Liegeplatz geleitet, festgemacht, 28 Euro die Nacht (in der Nebensaison).
Dann geht es weiter zum Kanal von Korinth. An der Osteinfahrt ist ein guter Ankerplatz, natürlich zum Nulltarif. Die Kanal-Abfertigung am nächsten Tag ist professionell, keine lange Wartezeit und teuer wie eh und je. Danach Weiterfahrt nach Galaxidi, einem der schönsten Plätze im Golf von Korinth. Die Liegegebühr liegt hier mit Wasser und Strom bei 15 Euro.
Zwei Tage später Trizonia. Der Hafen war vor Jahren demoliert, gesunkene Schiffe, eingebrochene Stege und Ausrüstungen. Inzwischen ist er aufgeräumt, aber außer festmachen geht nichts. Am nächsten Morgen kommt jemand vorbei und kassiert acht Euro Liegegebühr. Die Quittung will er nachher vorbeibringen. Wir haben sie nie gesehen, aber wir haben gut und sicher gelegen und hatten von einer nahegelegenen Taverne sogar WLAN . Aber dann kommt ein besonderes Erlebnis: Patras. Vor fünf Jahren hat ein Medicane die Stadt heimgesucht. Die zwei ersten Stege im Yachthafen sind zerstört und das waren ausgerechnet die Liegeplätze für Gastlieger. Anlegen ist dort jetzt verboten, aber ansonsten ist der Hafen total überfüllt. Es gibt keine freien Plätze. Auf die Idee, die Stege zu reparieren, ist noch keiner gekommen. Es ist ja auch erst fünf Jahre her. Angler verweisen auf den Industriehafen. Der ist riesig, wird aber für die großen Fähren nach Italien gebraucht. Doch dann erweist sich der Hafenmeister als guter Engel. Er telefoniert mit einem Yachtbesitzer, der für ein paar Tage unterwegs ist. Ergebnis: Vier Tage lang können wir bleiben und wenn wir mal wieder vorbeikommen, sollen wir ihn vorher privat anrufen. Griechenland at it‘s best!
Jörg Barczynski (Text und Fotos)