Unglaublich, aber wahr, wir sind nun schon seit so vielen Jahren unterwegs, obwohl wir es noch längst nicht geplant hatten. Aber fangen wir am Anfang an.
Seit Jahrzehnten lieben wir das Segeln, chartern im Urlaub überall dort, wo es warm ist, ein Boot.
Im Jahr 2000 kauften wir uns eine Béneteau 500 Ocean Clipper, nahmen uns mit Kind und Kegel eine einjährige Auszeit und segelten von Kroatien nach Florida, wo wir das Boot über einen Broker anschließend wieder verkauften.
Damals kamen wir zu der Entscheidung, dass wir in 10 Jahren die Barfußroute in Angriff nehmen wollen. Aus 10 Jahren wurden dann 18, aber wir haben unseren Traum nie aus den Augen verloren.
2016 fingen wir an, uns hin und wieder gebrauchte Boote anzuschauen, unter anderem auch das vom ehemaligen TO-Vorstand Martin Birkhoff. Die Just do it war ein sehr schönes, gut durchdachtes und gut ausgestattetes Boot. Allerdings entschieden wir uns gegen sie, da sie mit ihrer Länge doch nicht unseren Vorstellungen entsprach.
Im Sommer 2016 fand ich dann in einem Internetforum die Limelight, eine Bénéteau 405 Moorings mit Liegeplatz in Palma de Mallorca. Wir planten ein verlängertes Wochenende und wollten sie uns „nur mal ansehen“. Der Termin mit dem ehemaligen Besitzer war schnell gemacht und ab ging es nach Palma. Es war nicht geplant, auf dem Rückflug schon die Kaufunterlagen für ein Boot dabei zu haben, aber es hatte alles gepasst, obwohl wir nicht mal wussten, wann es für uns auf große Reise gehen könnte.
Da die Marina in Palma unser Budget gesprengt hätte, verlegten wir Limelight im September 2016 nach Badalona, nicht weit entfernt von Barcelona. So konnten wir sicher sein, dass wir immer einen günstigen schnellen Flug zu ihr bekommen würden.
Im September 2017 überführten wir sie über Frankreich und Korsika nach Sardinien/Porto Rotondo. Im Frühjahr 2018 war es dann absehbar, dass unsere Reise doch schon bald beginnen könnte.
Es geht los
Am 1. Juli 2018 hieß es dann „Leinen los“ und unser Abenteuer begann.
Langsam tingelten wir die Küste Sardiniens entlang über Villasimius nach Cagliari zur Isla San Pietro. In Carloforte gefiel es uns besonders gut und der mit Musik inszenierte Sonnenuntergang in La Caletta wird für uns unvergesslich bleiben.
Anschließend geht es über die Balearen zum spanischen Festland nach Moraira. Dieser Törn war für uns sehr eindrucksvoll, da die Natur meinte, uns Kräfte vorführen zu müssen, die kein Segler braucht. In einer Entfernung von 3 Seemeilen und 35 Knoten Wind auf die Nase, bildeten sich querab drei Windhosen. Ein sehr eindrucksvolles kraftvolles Spektakel. Wir waren froh, dass sie nicht direkt in unsere Richtung zogen. Als sie sich aufgelöst hatten, bildeten sich erneut drei, diesmal vor uns. Es war das erste Mal, dass wir unseren Motor regelrecht quälten, um möglichst schnell nach Moraira zu kommen.
Der Anblick dieses Ortes, der kleinen Bucht mit glasklarem Wasser, ließ uns die Überfahrt schnell vergessen.
Von dort aus ging es über Alicante, Cartagena nach Aguadulce, wo die Limelight ein Haulout für ein neues Antifouling bekommen sollte. Auf dieser Strecke hatten wir öfter mal Anglerglück und viele Delfinschulen begleiteten uns auf dem Weg.
Nach dem Aufhübschen ging es über Gibraltar und Marokko zu den Kanaren.
Die Überfahrt nach Lanzarote dauerte fünf Tage. Wir hatten alles dabei. Wenig Wind und Welle, Sonnenschein, Regen, 20 Stunden am Stück 30 bis 48 Knoten Wind mit hohen seitlichen Wellen, danach wieder freundliches Wetter. Auf Gran Canaria kommen Cindy und Jakob an Bord, die uns über die Kap Verden nach Barbados begleitet haben. Auf den Kap Verden, mit den vielfältigen Inseln, hätten wir gern mehr Zeit verbracht, was aus Termingründen jedoch nicht möglich war.
Wir sind in der Karibik
15 Tage brauchten wir für die 2095 Seemeilen von den Kap Verden bis Barbados, die letzten beiden Tage ohne Autopilot, was es etwas anstrengender machte. Hier verließ uns Cindy und wir segelten den „Katzensprung“ nach Bequia/St. Vincent & Grenadines an einem Tag. Wir blieben über Weihnachten und Silvester. Weiter ging es mit Inselhüpfen Richtung Süden. Jakob verließ uns auf Grenada. Grenada hat uns mit seinem Flair, den freundlichen Menschen und der schönen Natur länger gefangen gehalten als geplant. Eines unserer Highlights hier war die Eiablage der Lederrückenschildkröten.
Nach einem Abstecher über Tobago ging es für uns weiter über die sehr europäisch geprägten ABC Inseln nach Kolumbien. Wir warteten auf ein passendes Wetterfenster, um das berüchtigte Kap Punta Gallinas zu umfahren. Nach dreieinhalb Tagen erreichten wir Santa Marta in Kolumbien. Kolumbien ist ein aufregendes wunderschönes Land mit sehr freundlichen Menschen, in dem man sehr viel sehen und erleben kann.
Anschließend segelten wir voller Erwartung Richtung Panama. Die Inselgruppe Holandes war der erste Anlaufpunkt in den San Blas, wunderschöne kleine palmenbewachsene Inseln mit Sandstränden. Wir hatten die schönste Überfahrt seit Reisebeginn, obwohl wir eine Nacht mehr gesegelt sind, als wir ursprünglich geplant hatten. Es war nur wenig Wind, kaum Welle und wir hatten einen unglaublich schönen atemberaubenden Sternenhimmel, der durch keinerlei künstliche Lichtquellen gestört wurde.
Ankunft in Panama
In der Linton Bay klarierten wir ein, um anschließend zurück zu den Guna Yala Indianern zu segeln. Hier verbrachten wir Weihnachten und Silvester, bevor wir wieder zur Linton Bay segelten, um uns einen Geräteträger für weitere Solarpaneele an die Limelight bauen zu lassen. In der Zwischenzeit erledigten wir den Papierkram (ohne Agenten), der für die Durchfahrt des Panamakanals notwendig ist, und machten einen Vermessungstermin für die Limelight aus.
Danach ging es wieder zurück zu den zweitkleinsten Menschen der Welt. Eine völlig andere Welt, unzählige kleine Palmeninseln zum Teil bewohnt. Wunderschön. Die Kunas haben eine eigenständige Verwaltung und die Panamaer haben bei ihnen nicht viel zu melden.
Wir machten Exkursionen, erforschten mit dem Dinghy Flüsse und besuchen von den Kuna besiedelte Inseln.
Im Februar 2020 war es dann soweit. Der Advisor kam nachmittags an Bord und los ging es Richtung Kanal, zu den ersten drei Schleusen. Aufregend. Es folgte eine Übernachtung auf dem Gatunsee, morgens ein kleines Bad und anschließend die Fahrt zu den letzten Schleusen, die uns in den Pazifik führten. Um 16:30 Uhr ging die letzte Schleuse auf und vor uns lag der Pazifik. Abends warfen wir den Anker in Las Brisas mit Ausblick auf die beeindruckende Skyline von Panama City.
Wir haben es geschafft, wir sind im Pazifik und wir hören ganz deutlich den Ruf der Südsee.
Unser Abenteuer geht weiter, doch wann und wie wird sich zeigen.
Anette Habermann-Pestotnik und Michael Pestotnik (Text und Fotos)
www.sy-limelight.de