Wenn sich jemand auskennt mit Stürmen, dann sind es ganz bestimmt „die Wilts“. Mit über 300 000 Seemeilen, die sie im Kielwasser ihrer Yachten gelassen haben, gehören Dr. Heide und Erich Wilts zu den erfahrensten und weitgereistesten Seglern und ... zu den sturmerprobtesten.
Natürlich sind die Stürme, die man nicht überstehen muss, denen man ausweichen kann, die besten, doch nicht immer gelingt es, ihnen aus dem Weg zu gehen. Diese Erfahrung ist auch den Eignern der Freydis nicht erspart geblieben. Rund 160 Stürme, Orkane, Taifune haben sie in ihrem gemeinsamen Seglerleben überstanden. Jetzt ist aus den Erlebnissen, Erfahrungen und einer akribischen Recherche ein zweibändiges Buch entstanden, das schon jetzt zur Standardbestückung einer jeden Bordbibliothek gehört: „Im Sturm. Segeln im Extremwetter“.
„Strategie & Taktik“ heißt der erste Band und stellt allem voran, die Frage nach dem „richtigen“ Boot. Viel zu viele Segler seien mit dem „falschen“ unterwegs. „Die Seetüchtigkeit einer Yacht muss bei jedem Wetter und mit jeder Crew gewährleistet sein – sie ist weitaus wichtiger als Aspekte der Segelleistung, des Komforts auf See oder im Hafen“, heißt es da gleich zu Beginn. Und weiter geht es „Da sind zuweilen abenteuerliche Vehikel unterwegs. Ein vernünftiger Mensch käme auf die Idee,…, eine Fahrt durch die Sahara mit einem Kleinwagen zu unternehmen“. Kein erhobener Zeigefinger folgt anschließend,sondern geballtes Wissen, zusammengetragenes wie erfahrenes.
Es folgt die Ausrüstung, die Crew, Wetterkunde, Taktik auf hoher See und in Küstengewässern und ganz wichtig und immer wieder sehr beliebt der Punkt „aus Fehlern lernen“. Eigene Erlebnissen werden hier angeführt, Beispiele für fehlerhaftes Verhalten oder Vorbereitung genannt, was das Buch nicht nur informativ, sondern außerdem auch noch spannend macht. „Segeln im Extremwetter“ ist der zweite Band der Sturmbücher. Noch anschaulicher wird es jetzt in diesem „Reportage- Band“. Voller Spannung kann man hier ihren unzähligen Sturmerlebnissen folgen, wird in die aufgewühlte Korallensee genauso mitgenommen wie in den längsten Sturm in der Tasmansee oder in die „kreischenden Sechziger“ auf dem Wegins Rossmeer. Der Leser friert mit der Freydis in der Arktis ein und verliert zusammen mit ihrer Crew fünf Anker vor den Scilly- Inseln - mittendrin und mittendabei, voller Spannung und Empathie. Man möchte keinen dieser Stürme missen und doch auch keinen in der Realität miterleben. „Im Sturm“ – Erfahrungen und Wissen, spannendes Mitgruseln und erleichtertes Aufatmen, ernsthafte Recherche und wichtiges Überdenken - ein Werk, das man unbedingt lesen muss!
Kirsten Panzer
Heide und Erich Wilts: „Im Sturm“. Segeln im Extremwetter“, zwei Bände, Paperback im Schuber, 288 und 336 Seiten, ihleoverlag, Husum 2020. Euro 29.80.