In diesem Jahr ist alles anders - Kein Festabend, an dem man endlich wieder mit alten Freunden klönen kann, kein Sektempfang, keine Mitgliederversammlung UND auch keine feierliche Preisverleihung, bei der sich Laudatoren und Preisträger auf der Bühne in den Hapag Hallen in Cuxhaven quasi „die Klinke in die Hand geben“. Und doch, die Preise werden auch nach einem solchen Jahr vergeben, denn seglerische Leistungen gilt es trotzdem zu ehren, auch wenn man eine Reise früher beenden musste als geplant, wenn Ziele nicht angelaufen werden konnten und viele Crews auf ihren Törns von einem Virus ausgebremst wurden. Von den Preisverleihungen werden wir gesondert berichten.
TO-Preis – 2020
Segelyacht Nehaj und Susanne Huber-Curphey - Der dritte TO-Preis für Susanne Huber-Curphey, wie kann das sein? Es liegt nicht etwa daran, dass es selbst im laufenden Jahr nicht ausreichend preiswürdige Kandidaten gab, sondern daran, dass die Jury die Preisvergabe wie immer ausschließlich an den Leistungen der Kandidaten gemessen hat und diese war in diesem Fall mehr als überragend.
Im Rahmen der „Longe Route“ starteten Susanne und Nehaj 2018 an der US-Ostküste in Richtung Southern Ocean und segelte ab dem südlichen Atlantik auf den Spuren des legendären Bernard Moitessier um die südliche Halbkugel. Dabei umrundete sie gleichzeitig Einhand und nonstop die Antarktis. Das Besondere: Wie seinerzeit Bernard Moitessier segelte sie nach der Passage von Kap Hoorn nicht etwa in nördliche Richtung, sondern es ging im südlichen Atlantik weiter gen Osten und sie legte erst nach einer anderthalbfachen Einhand-Nonstop-Weltumseglung in Tasmanien an. 33 043 Seemeilen hatten sie und ihre Nehaj gemeistert, 251 Tage waren sie ununterbrochen auf See gewesen. Doch nicht genug, sie setzte die Reise fort in Richtung US-Küste. Vor Reunion hielt dann bei wechselnden Bedingungen ihr Anker nicht, Nehaj strandete, wurde schwer beschädigt geborgen und dann nach notdürftiger Reparatur vor Ort ging die Reise weiter mit der angeschlagenen Nehaj über Kapstadt und Martinique nach Sneek in den Niederlanden, wo die Reise dann in der Erbauerwerft nach weiteren 12 600 Meilen im April 2020 endete. Nehaj wurde perfekt repariert und wartet nun mit Susanne Huber-Curphey in Bremerhaven auf neue Abenteuer.
Für diese überragende Leistung gab es den TO-Preis der am 05.12.2020 in Bremerhaven an Bord der Nehaj übergeben wurde.
TO - Ocean Award – 2020
Trans Ocean Rolling Home Team 2020 - Die individuelle Coronasituation auf den Inseln in der Karibischen See verunsicherte viele Segler, die vor der Hurrikan-Saison 2020 aus der Karibik nach Europa zurück segeln wollten. Der Weg nach Norden war durch Einlaufverbote unsicher, Quarantänebestimmungen behinderten An- und Abreisen von Überführungscrews und selbst die Möglichkeiten des Huckepacktransportes waren eingeschränkt. Öffentliche Hilfen beschränkten sich auf Registrierung der Boote bei der Bundespolizei. In dieser Situation bot Trans-Ocean den Seglern mit seinem „Trans-Ocean Rolling Home Team 2020“ kostenlose Unterstützung von Land aus an. Das „Trans-Ocean Rolling Home Team 2020“ war keine exklusive Veranstaltung des TO, sondern wurde gemeinsam mit dem Amateurfunkverein INTERMAR e.V. und dem Cruising Club Schweiz (CCS) gebildet.
Mit dem Team wurden die Segler auf ihrem Weg zurück über den Atlantik in ihre Heimathäfen unterstützt. An erster Stelle stand dabei die „Hafenarbeit“. Wichtige Transithäfen wurden kontaktiert und die Lage geklärt, um den Yachten zumindest eine Grundversorgung und Pause zu ermöglichen. Außerdem wurden die Segler durch die Funker des INTERMAR e.V., mit aktuellen Wetterdaten versorgt. Das öffentliche Echo auf diese Aktion von Blauwasserseglern für Blauwassersegler war überragend. Die gesamte Segelpresse aber auch fast alle wichtigen überregionalen und regionalen Medien haben über die gelungene Aktion berichtet. Das Herausragende war aber das professionelle und engagierte ehrenamtliche Engagement aller Teammitglieder und die gute Zusammenarbeit mit unseren Freunden in der Schweiz und bei INTERMAR e.V.
Der Stifterkreis (Martin Birkhoff, Jens Nickel, Carsten Matthias und Egon Lutomsky) und die Preisjury beurteilten die Aktion als preiswürdig und ehren das Team daher mit dem Ocean-Award.
Zum RHT-Team gehörten: Ruth Bartenschlager, Julia Conrad, Stefan Conrad, Dr. Klaus-Dieter Ehrhardt, Astrid Ewe, Hansjakob Frauenfelder, Bert Frisch, Johannes Frost, Lore Haack-Vörsmann, Thomas Herter, Peter Höbel, Thomas Husemann, Steffen Kalisch, Carsten Matthias, Markus Neumann, Viktor Panjin, Mario Ramò, Hans-Uwe Reckefuß, Christian Sangmeister, Hanspeter Schwarz, Rainer Tatenhorst, Frederico Ulrich.
Weltumseglerpreis 2020
Ihren großen Törn um die Welt haben zwei Crews beendet, die nun mit dem Weltumseglerpreis des TO ausgezeichnet wurden.
Sebastian Groth ist während seiner Weltumsegelung zum Einhandsegler geworden, was er sich zu Beginn gar nicht vorstellen konnte. Doch dann wurden die Strecken, die er allein an Bord seiner Frida, einer Bénéteau First 35, zurückgelegt hat, immer länger. Den Atlantik hat er 2017 noch mit einem Freund überquert, die Karibischen Inseln mal allein mal zu zweit erkundet, doch dann kam im Frühjahr 2018 der Ozeanwechsel durch den Panamakanal und damit auch die Vierte-Soloetappe dieser Reise: 3951 Seemeilen von Panama zu den Marquesas. Mit der Strecke konnten später, zumindest was die Länge betrifft, nur noch der Schlag von Ascension Island/UK zu den Azoren (3375 Seemeilen) und von Bali über den Indischen Ozean nach Rodriges (3112 Seemeilen) mithalten. Drei Ozeane, drei Dreitausender! Dazwischen lagen Französisch Polynesien, Neuseeland, Fiji, Mauritius und La Réunion, Südafrika, das Kap der Guten Hoffnung, Namibia, bevor im Sommer 2020 wieder Deutschland angepeilt wurde. 3 Jahre, 33421 Seemeilen und schon ist die Welt umrundet.
Der Pazifik scheint zum neuen Spielplatz der Einhandsegler zu avancieren. Auch Andreas Dohmeier, hat diesen Stillen Ozean allein überquert. Davor ging es mit seiner Kama, einer Hanseat Commodore 42, von Juni 2012 mal mit zwei, mal mit einem Mitsegler von Cuxhaven aus in die Niederlande, an die Englische Küste, über die Biskaya, nach Portugal, Marokko und zu den Kanaren. Dann stand im März 2013 die Atlantiküberquerung an, von Las Palmas nach Cayenne, Französisch Guyana. Man lässt sich Zeit, auch für die Karibik, schließlich gibt es dort genug zu schauen, zu erleben und zu segeln. Warum also nicht einfach mal 20 Monate zum Inselhüpfen in der Karibik bleiben, ganz nach dem Motto: Der Pazifik kann warten.
Dann also 2016 Durchfahrt durch den Panama-Kanal und weiter nach Ecuador, zu den Osterinseln und nach Pitcairn, der Insel, die nur wenige Segler besuchen. Was folgt ist die Südsee: Marquesas, Französisch Polynesien, Cook Islands, Samoa, Tonga und noch so viele Inseln und Plätze mehr. Der Weg zurück führt auch für die Kama ums Kap der Guten Hoffnung und schließlich über die Azoren in mehreren Etappen bis nach Cuxhaven. Nach knapp acht Jahren, 42 667 Seemeilen einhand ist die Weltumsegelung beendet.
Eine Reise, die nicht nur mit dem Weltumseglerpreis des TO ausgezeichnet wird, sondern zusätzlich auch mit dem Preis der Stadt Cuxhaven, da Andreas Dohmeier sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rücktörn in Cuxhaven festgemacht hat.
TO-Medaille
Martin Daldrup (Bavaria 34 Jambo) - Wer gerne bei YouTube Segelvideos schaut, der hat ihn und seine Bavaria 34 Jambo sicher schon kennen gelernt. Die Zahl der Fans und Abonnenten (17 300) ist riesig, sein letztes Video wurde mehr als 300 000 (!) mal aufgerufen. Martin Daldrup zeigt mit seinem Videos exemplarisch den Weg vom engagierten Wassersportler mit touristischen Ambitionen zum erfahrenen Blauwassersegler ohne Reichweitenbeschränkung. Im Jahr 2019 startete er seine erste Atlantikrunde und wurde in der Karibik von den Folgen der Corona-Pandemie und der aufkommenden Hurrikansaison eiskalt erwischt. Am 10. Mai 2020 brach er solo in Richtung Europa auf. Eigentlich mit dem Ziel Azoren, aber es kam anders. Wind und Wetter waren dagegen. Es gab keinen sinnvollen Weg nach Osten. Der Kurs führte immer weiter nach Norden. Erst auf Höhe Neufundlands, fast in Sichtweite der Eisgrenze fand Martin die passenden Bedingungen für den Weg nach Osten und ging nördlich der Britischen Inseln in Richtung Deutsche Bucht. Nach 42 Tagen und 5130 einhand über den Nordatlantik gesegelten Meilen kam er am 20. Juni auf Helgoland an. Begeistert empfangen von Marlene und Bert Frisch, die Martin schon auf unserem Ocean-Seminar kennengelernt hatten. Ein großartiges Beispiel, wie es mit guter Vorbereitung möglich ist, sich für ambitionierte Langfahrten vorzubereiten. Dafür gibt es die TO-Medaille. Das Video der Reise: youtube.com/watch?v=pViH-3td5RQ.
TO-Becher
Lennart Burke (Mini 943 Vorpommern) kam, sah und siegte. Anders kann man den überaus sympathischen Segler aus Stralsund kaum charakterisieren. Als Kandidat für unseren Mini überzeugte er schon bei seinem ersten Erscheinen. Selbst der sonst überaus kritische Offshore-Bundestrainer Tim Kröger und Mini-Pionier und Regattalegende Wolfgang Quix (Zitat: „eigentlich brauchen wir nicht weiter zu suchen“) waren sofort von ihm überzeugt. Um so bedauerlicher, dass der TO die Kampagne dann aus wirtschaftlichen Gründen abbrechen musste.
Kein echtes Problem für Lennart Burke, der in kürzester Zeit eine eigene Kampagne auf die Beine stellte und mit einem konkurrenzfähigen Boot in den Mini-Zirkus einstieg.
Dort startete Lennart sofort voll durch und eroberte sich mit Top-Platzierungen bei mehreren Regatten den Respekt der Mini-Elite. Nach mehreren Achtungserfolgen und Siegen in Trainingsrennen zeigte er fulminant, was in ihm steckt.
Bei einem ersten großen Solo-Rennen „Les Sables – Les Açores en baie de Morlaix“ segelte Lennart mit seiner Pogo 3 Vorpommern in beiden Läufen aufs Siegerpodest und wurde am Ende knapp hinter den beiden führenden Minis Dritter in der Gesamtwertung der Serienboote. Das hat vor ihm kein deutscher Segler geschafft.
Im anschließenden Duo Concarneau, wie der Name bereits verrät, ein Zweihand-Rennen von und nach Concarneau, eroberte er gemeinsam mit Mini Routinier Oliver Teslaff nach einem nervenaufreibenden Leichtwind-Krimi den fünften Platz und blieb auch hier in Schlagdistanz zur Spitze.
Für diese herausragende sportliche Leistung gibt es den TO-Becher und das Versprechen an Lennart, dass der TO ihn im Rahmen seiner Fördermöglichkeiten weiter unterstützen wird.
Mit der Goldenen Ehrennadel werden John Adam, Dr. Eva Demant, Christian Eckhoff, Gerald Edlinger (TO-Stützpunktleiter Graz), Heiko Köter, Heiko Krieger und Dr. Burger Zapf für ihre 45-jährige Mitgliedschaft geehrt. Weitere 68 TO-Mitglieder erhalten die Silberne Ehrennadeln für ihre 25-jährige Mitgliedschaft im Verein.
Astrid Ewe, Egon Lutomsky, Kirsten Panzer