In Zeiten von Corona - Rückkehr nach Aruba
Die letzten Tage des Heimaturlaubs in der Schweiz sind geprägt von einer unaufhaltsamen Nachrichtenflut zu den steigenden Corona-Fallzahlen. Es scheint für alle zusehends schwieriger, bei diesem Bombardement Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir sind uns einig, es wird höchste Zeit in die Karibik zurückzukehren.
Bei der Reiseplanung konzentrieren wir uns auf die Vorschriften, die Holland und Aruba treffen. In erster Linie gilt es eine Quarantäne zu vermeiden, um nirgends festzusitzen. Daher streichen wir als Erstes den geplanten Stopover in Amsterdam. Aruba verlangt von allen Besuchern einen negativen PCR-Test und bietet zwei Varianten an. Innerhalb von 72 Stunden vor Abflug kann ein negatives Testergebnis online übermittelt werden. Oder aber man lässt sich bei der Ankunft am Flughafen von Aruba testen. Die zweite Variante birgt den Nachteil, dass man sich bis zum Testresultat nicht frei bewegen kann, sondern erst einmal in seiner Unterkunft festsitzt. Und das kann bis zu 24 Stunden dauern. Daher tendieren wir anfänglich dazu, den Test in der Schweiz machen zu lassen. Doch dann lassen uns entsprechende Berichte über Testungenauigkeiten aufhorchen. Was, wenn unser Test durch ein falsches Ergebnis positiv wird? Ich will gar nicht daran zu denken, was in einem solchen Fall an Umorganisation und Kosten auf uns zukäme. Und so entscheiden wir uns doch für die Variante vor Ort. Übermitteln vorgängig einen elektronischen Gesundheitsfragebogen, zahlen online die notwendige Corona-Versicherung sowie die Kosten für den Test. Tags darauf erhalten wir aus Aruba die Mitteilung, dass wir qualifiziert sind zu borden.
Wir hoffen, dass unsere Entscheidung die Richtige war, als wir uns mit 108 Kilogramm Gepäck auf den Weg zum Flughafen Zürich machen. Nach der sorgfältigen Prüfung aller Papiere checkt die Mitarbeiterin zu unserer großen Erleichterung unsere vier prall gefüllten Koffer gleich bis Aruba durch. Der Flieger mit uns an Bord ist nur mäßig gefüllt. Es gilt eine Maskenpflicht, Getränke und Snacks werden serviert, der Bordverkauf ist ausgesetzt.
Die Einreise in Amsterdam gestaltet sich komplett problemlos. Es fallen auch keinerlei Formalitäten an. Wir haben für eine Nacht im Flughafenhotel Citizen M ein Zimmer reserviert. Eine perfekte Wahl. Zum einen wegen der Lage und der speziellen Einrichtung und zum anderen, weil vorwiegend junge und sehr motivierte Angestellte alles versuchen, dem Gast einen besonders angenehmen Aufenthalt zu bieten!
Das warme Wetter und die Nähe zur Stadt verleiten uns am späteren Mittag doch noch zu einem Kurzbesuch in der Stadt. Doch das sonst so quirlige, lebendige Amsterdam macht einen trostlosen Eindruck. Der Stadt wurde ein partieller Lockdown verordnet, viele Geschäfte, alle Restaurants und Bars haben geschlossen. Nur ein paar Fastfood-Lokale bieten einen Take-away-Service an. Als dann noch Sprühregen einsetzt, brechen wir unseren Ausflug frühzeitig ab und kehren ins Hotel zurück. „Wir versuchen alles in diesen nicht einfachen Zeiten“, versichert uns anderntags eine der zuvorkommenden Flugbegleiterinnen der KLM. Und tatsächlich, anders als damals im Juli werden auf dem rund 10-stündigen Flug nach Aruba wieder uneingeschränkt Speisen und Getränke, auch Alkohol, serviert. Die Gesichtsmaske darf auch nur dafür abgesetzt werden und wir werden angehalten, den Sitzplatz nur für den Gang zur Toilette zu verlassen. Lange Flugreisen, speziell Tag-Flüge, sind nie angenehm und so bin ich froh, als das Flugzeug kurz vor 18 Uhr auf dem Rollfeld von Aruba aufsetzt.
Wir stellen uns auf ein längeres Einreise-Prozedere ein und der anstehende PCR-Test verursacht mir ein etwas mulmiges Gefühl. Doch es kommt komplett anders als gedacht. In Windeseile stempelt der Beamte unsere Pässe, da kreisen schon unsere Koffer auf dem Band. Die wartenden Zöllner schauen interessiert auf unsere Gepäckberge und winken uns beiseite. „Ach, ihr seid Segler“, meint einer der Beamten, noch bevor wir den ersten Koffer geöffnet haben. „Bestimmt führt ihr Material für das Boot mit“. Wir beziffern den Circa-Betrag, worauf er uns nur bittet, beim nächsten Mal eine Liste mitzuführen. „Und übrigens: Herzlich willkommen!“; ruft er uns noch nach.
Nächste Station: der PCR-Test. Nach Prüfung unserer Personalien sowie der Zahlungsbestätigung geht‘s mit dem Teströhrchen und klopfendem Herz zur Probe. Unangenehm, aber nicht schmerzhaft lautet unser Verdikt. Die Mitarbeitenden drücken uns einen Zettel mit allen Angaben in die Hand, das Resultat wird uns frühesten in 6, spätestens in 24 Stunden per E-Mail mitgeteilt. Bis dahin ist es uns untersagt, das Apartment zu verlassen. Auch hier wird nicht vergessen, uns aufs herzlichste willkommen zu heißen. Was für ein Unterschied zu Europa, geht es mir durch den Kopf! Dort wird in einzelnen Ländern bereits wieder über Grenzschließungen diskutiert. Währenddessen bereiten sie hier auf Aruba die Arme aus! Ich könnte mir im Moment keinen Platz vorstellen, an dem ich lieber wäre als auf one happy Island.
Bis unsere Vairea ins Wasser kommt, haben wir ganz in der Nähe der Werft eine Wohnung gemietet. Vor dem Flughafen wartet bereits der Vermieter auf uns. Im Eilzugtempo wuchtet er unsere Koffer auf die Ladefläche seines Pick-ups und exakt eine Stunde und vier Minuten nach der Landung liegen wir geschafft, glücklich und frisch geduscht in unseren Betten. Um kurz nach zwei Uhr gehen auf dem E-Mail-Account die erfreulichen Nachrichten ein, dass wir beide negativ getestet wurden. Wir dürfen uns per sofort frei auf der Insel bewegen.
Der erste Gang führt natürlich zu unserer Vairea. Und entgegen unseren Vermutungen sind doch tatsächlich alle Vorarbeiten zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt! Schön, dass ihr wieder da seid, begrüßt uns der Werftchef. Überflüssig zu erwähnen, dass wir uns hier richtig gut aufgehoben und wohl fühlen.
Martina Tschudin-Bauer (Text und Fotos)