Von Panama City zu den Marquesas Inseln (Französisch Polynesien) segelt man in der Regel den direkten Weg und der ist auch noch ganzjährig befahrbar.
Allerdings waren wir ständig dem Einfluss, den Plänen und Erzählungen amerikanischer Segler ausgesetzt, die von Kalifornien kommend alle unisono das Mexiko-Lied sangen. Es muss fantastisch dort sein (... und das war es auch). Also sollten wir da nicht auch mal die Pazifikküste von Panama über Costa Rica, Nicaragua, El Salvador, Guatemala nach Mexiko hinauf segeln? Zum Teil Länder vor denen immer wieder gewarnt wird.. Nun, wir hatten schon zuvor erfahren, dass unser lichtgraues Boot nahezu unsichtbar ist: Weder wir finden es wieder, noch mag der Zollhund an Bord kommen. Selbst die schwimmenden Händler auf Dominica gingen lieber zu den großen Yachten. Also was soll uns schon passieren? Und dann gibt es ja auch noch die schützende Hand des "Panama Posse", einer virtuellen, aber sehr effektiven Segelralley, die von Kalifornien, USA nach Florida verläuft.
Der Name "Panama Posse" bedeutet so viel wie "Panama-Bande". Hier bekommt man einen prächtigen Stander, Rat und Tat via Internet und natürlich Rabatt auf die Marinagebühren unterwegs. Nicht zu vergessen die Funkrunden, für die man aber einen speziellen UKW-Kanal benötigt (also Kanal 22b, eine Art ADAC-Ruf für Segler). Und obendrauf gibt es noch nette Bordpartys und in El Salvador einen leibhaftigen Stützpunktleiter, der den Namen mehr als verdient hat. Zudem bemerkten wir, dass die Erde eine Kugel sein muss, denn von Mexiko zu den Marquesas ist die Strecke 1300 Seemeilen kürzer als von Panama aus.
Also neben all den World ARCs, die ständig unterwegs sind und einer gewissen Komik nicht entbehren, wenn noch während des Anlegemanövers gefragt wird, an welchem von drei Ausflügen man am nächsten Morgen teilnehmen möchte, ist die Panama Posse eine preiswerte und nützliche Veranstaltung. Eigentlich wurde sie konzipiert, um den US-amerikanischen Seglern zu helfen, ihr Boot vom Atlantik in den Nordpazifik zu bringen.
Die Strecke führte uns von Panama City in den schönen Norden des Landes mit großartiger Tierwelt im Wasser und dann weiter in den fjordähnlichen Süden von Costa Rica. Springende Rochen, Wale, Seeschlangen, große Salzwasserkrokodile, Schildkröten, die gegen den Rumpf klopften und die farbenprächtigen Aras, die um den Mast flogen. Dann segelten wir vorbei am ersten von zwei Passatwinddurchstößen an der Grenze zu Nicaragua, wo auch mal etwas frischerer Wind wehen kann, der sogenannte Papagayo-Windjet. Von dort war es dann aber nicht mehr weit bis El Salvador.
Der zweite Passatwinddurchstoß ist der Isthmus von Tehuantepec. Es ist eine Landenge im Süden Mexikos. Mit einer Breite von 216 Kilometern ist er die kürzeste Landverbindung zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik und bildet die Grenze zwischen Nord- und Mittelamerika. Da stürmt es sehr häufig und man sollte die Überquerung gut planen.
Weiter ging es mit drei Übernachtungen vor Anker entlang der nicaraguanischen Küste. Ankern kurz vor der Brandungszone im offenen Ozean erfordert Überwindung und Vertrauen in das Ankergeschirr und die Alarme.
Von Nicaragua ging es dann nachts weiter nach El Salvador. Wir sahen einen aktiven Vulkan, der seine rotglühende Lava den Hang herunter gleiten ließ.
Endlich kamen wir an der Flusslagune von Bahia del Sol an. Ein Lotsenboot ermuntert uns, ihm zu folgen und über die Barre in den Fluss zu fahren. Für uns schien es, als steuerten wir durch die Brandung direkt auf den Strand zu. "Bahia del Sol" klingt etwas kitschig, es ist sozusagen das "Sylt" von El Salvador, ein Ort, an dem man sich erholt und natürlich auch feiert. Wir legten in der Lagune im Hotelhafen an. Der Zollbeamte erwartete uns schon und nach zehn Minuten hatten wir alle Formalitäten erledigt. Ein mehrtägiger Ausflug mit einem Mietwagen durch El Salvador verlief ohne die vom Auswärtigem Amt befürchteten Überfälle. Unter anderem haben wir die Ausgrabungsstäte Joya de Cerén besucht, die oft als das „amerikanische Pompeji“ bezeichnet wird. Auch hier hat ein Vulkanausbruch das Leben der Menschen "eingefroren" und so der Nachwelt erhalten. Seit 1993 gehört das präkolumbianische Dorf zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Den Abschied von El Salvador nach drei Wochen feierten wir mit den anderen Panama Posse-Seglern mit einer kleinen Stegparty. Dann brachte uns das Lotsenboot wieder sicher über die flache Barre zurück auf See.
Weiter ging es vorbei an Guatemala, das den Seglern nicht besonders zugewandt ist, nach Mexiko, wo wir ein ganzes Jahr blieben und kreuz und quer durch das Land reisten.
Der erste Hafen in Mexiko war die Marina Chiapas bei Tapachula. Hier war ein längerer Stopp geplant. Angekommen in Mexiko schauten wir uns erst einmal wieder ängstlich um, ... das Auswärtige Amt. Ja, wir wissen auch, dass in Mittelamerika täglich grausame Dinge passieren, aber insgesamt leben hier weit über 140 Millionen freundliche Menschen. Die Kartelle leben übrigens auch vom Tourismus und alle zusammen möchten, dass Besucher sich bei ihnen wohlfühlen. Das spürten wir überall, selbst beim Überqueren der Straße, an der Kasse im Supermarkt oder in der Autovermietung.
Der gute Geist der Marina Chiapas ist Luis, der uns recht bald an Bord besuchte und uns in gutem Englisch mit dem Land Chiapas und seiner Schönheit bekannt machte.
Für eine kleine Verwaltungsgebühr wurde unser Boot für zehn Jahre in das Land eingeführt. Dazu ging es mit dem Auto an die Grenze von Guatemala. Dank Luis Hilfe ging alles flott über die Bühne ... also Mayatempel fast vor der Haustür, Kaffeeplantagen, Kakaoverarbeitung und Krokodile alles ganz in der Nähe. Dazu noch fixe Handwerker, die schnell mal die Salonpolster und Bezüge für wenig Geld erneuerten. Ein weiteres ist das ausgezeichnete Baos Restaurant in der Marina, nur 100 Meter vom Boot entfernt.
Silvester feierten wir dann in Acapulco mit einem großen Feuerwerk. Die Fahrt führte uns vorbei an der (Freunde der seichten Musik aufgepasst:) Sierra Madre de Sur. Wir genossen das Sailfest von Zihuatanejo und die Lagune von Barra de Navidad und erreichten schließlich Puerto Vallarta. Auch die Zugfahrt ins Hochgebirge nach Creel und natürlich die schöne Stadt La Paz mit Baja California waren unvergesslich. All das ist auch "Panama Posse".
Noch ein Wort zum Segelwetter: Das ganze Gebiet ist der Entstehungsraum des Nordost-Passat. Durch die Küstengebirge kommt es aber letztendlich zu schwach umlaufenden Winden und der Dieseltank sollte gut gefüllt sein. Eine aktuelle Strömungskarte war auch hilfreich. Als sehr praktisch stellten sich auch die Räder fürs Dinghi heraus, die wir uns noch in Panama besorgt hatten. Durch den Tidenhub muss man das Dinghi oft mehrere Meter den Strand rauf- und wieder runterziehen. Der Wetterbericht ist zuverlässig. Internet Empfang in G4 war auch auf freier See preiswert und schnell. Was für ein Luxus.
Weitere iInformationen zur Panama Posse
Matthias Roessler und Regina Ahrens (Text und Fotos), SY Jasina