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Kurzwelle an Bord

26. Mai 2020
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Was die Installation einer Kurzwellenanlage an Bord angeht, scheiden sich ja die Geister. Entweder hält man es für eine auf Weltumseglung unverzichtbare Ausrüstung oder sieht im Zeitalter von Satellitentelefonen darin einen teuren Anachronismus. Ohne es wirklich begründen zu können, war für mich, Michael Gramse, immer klar, dass wir an Bord unserer SY Samai nicht auf Kurzwelle verzichten wollten, wenn wir die Leinen los werfen.

Geht es an die Umsetzung, läuft es im deutschsprachigen Raum darauf hinaus, sich einmal mit den zwei Experten Michael Wnuk (Lunatronic) und Jörg Drexhagen (Yachtfunk, SVB) zu unterhalten. Beide bieten sowohl Hardware als auch deren Einbau an. Gerade letzteres wird ja oft sehr ehrfürchtig betrachtet – es sei sehr knifflig, man könne so viel falsch machen und solle da lieber einen Profi ran lassen, heißt es immer wieder.

Entwicklung zum Fachmann

Der Titel „Kurzwellen-Profi“ traf zu dem damaligen Zeitpunkt wahrlich nicht auf mich zu und ich würde ihn auch heute auf gar keinen Fall für mich beanspruchen wollen. Wir hatten uns dann letztendlich für eine Zusammenarbeit mit Michael Wnuk entschieden.

In der zweiten Woche der Osterferien sollte es dann zur Finalisierung der Installation zu Lunatronic nach Flensburg gehen. Ok, das Thema hätte schon längst erledigt sein müssen. Die Hardwarebestellung war schon vor Monaten eingetroffen, aber wir hatten es bisher einfach noch nicht dahin geschafft. Da Michael selbst gerade nicht im Lande war, sollte sein Mitarbeiter das unter virtueller WhatsApp-Begleitung aus der Karibik erledigen. Und dann kam auch noch die Nachricht, dass das so wohl doch nicht so klappen werde. Ich müsse das – natürlich unter Anleitung – selbst einbauen. Meine Freudenschreie darüber hallten wahrhaftig nicht sehr weit… aber nun gut, man wächst bekanntlich ja mit seinen Aufgaben und erledigt werden, mussten diese ja nun noch vor unserer Abfahrt. 

Einiges ist ja schon erledigt:

• Die Bedieneinheit und der Lautsprecher des IC-M802 Funkgerätes fanden ihren Platz in der Navi-Ecke, die zugehörige große „Black Box“ verschwand hinter der Wand bei der anderen Elektronik.

• Der Autopilot-Computer wurde zur Vermeidung von Interferenzen versetzt.

• Das Paktor-Modem ist gut erreichbar eingebaut.

• Der auf eine Siebdruckplatte geschraubte Antennentuner AT-140 sitzt fest im Heck unter dem Achterstag.

• Die Kabel zwischen Blackbox und Bedieneinheit, Batterie sowie Antennentuner sind verlegt.

Das alles bekam ich ja gerade noch so hin. Aber was nun? Da lagen noch diverse andere Kabel, Stecker und sonstige Teile im Karton. Auch ein Decksdurchlass war dabei. Mein persönlicher Horror. Sollte ich nun tatsächlich selbst ein Loch in unser schönes Boot bohren? Ich haderte mit mir und der Welt.

Neuen Mut brachte ein ausführliches Gespräch mit der Karibik, in dem wir zwei Michaels alle noch zu erledigenden Sachen im Detail durchgingen. So lötete ich also erstmals Stecker an ein Koaxialkabel, bohrte ein großes Loch in das Deck, verschwand erneut in den engen Niederungen im Heck, um den Antennentuner anzuschließen und zu erden, stieg auf die Bügel vor dem Steuerrad, um die Standoffs anzubringen und das Antennenkabel mit dem isolierten Achterstag zu verbinden, zuletzt wurde das Ganze dann noch mit Strom versorgt.

Aufgeregt schaltete ich das Gerät erstmals an… Rauschen, Knacken, Piepen und tatsächlich auch mal eine menschliche Stimme! Na so ganz verkehrt schien ich es ja nicht gemacht zu haben. Doch dann die böse Überraschung: Aus Gewohnheit drückte ich so ganz nebenbei den Prüfschalter, der mir mit zwei grünen Lämpchen anzeigen sollte, dass es keine Probleme zwischen elektrischer Installation und Aluminiumrumpf gibt. Das Minus-Lämpchen leuchtete nicht. Masse auf dem Rumpf. Grmpf!

Nun also Fehlersuche:

Stromversorgung der Kurzwelle abgeklemmt brachte zweimal grün. Die einzige mir bekannte Verbindung zum Rumpf ist die Erdung. Sollte es da trotz DC-Filter ein Problem geben?

Backskiste wieder ausgeräumt, rein geklettert, Erdung abgeklemmt… das Problem blieb.

Danach dann über die einfachere Variante (die ich gleich hätte nehmen sollen) die Kabel zum Antennentuner von der „Black Box“ in der Navi-Ecke abgeklemmt… das Problem blieb.

Griff zum Multimeter, Durchgangsmessung vom Gehäuse der „Black Box“ zum Rumpf… es piepte!

Aber wie war die mit einer Halterung auf einer Holzplatte angeschraubte schwarze Kiste mit dem Rumpf verbunden? Und warum musste ich jetzt ausgerechnet die am schlechtesten erreichbaren Schrauben wieder lösen müssen? Na es half ja nichts. Den schwarzen Kasten abgeschraubt, Durchgangsmessung der Schrauben der Halterung zum Rumpf… es piepte.

Ein Blick mit dem bewährten „Um-die-Ecke-schau-Spiegel“ vom Discounter hinter die Holzplatte zeigte die Erklärung. Meine Schrauben waren nicht lang, vielleicht ein Zentimeter, damit aber etwa einen Millimeter durch die Holzplatte gekommen. Und diese Holzplatte war im oberen Bereich auf ein Aluminiumspanten gebolzt. Tja und dort haben die oberen meiner Schrauben dann halt für die Verbindung der „Black Box“ zum Rumpf gesorgt.

Die Lösung ist denkbar einfach

Position des Alu-Hintergrundes auf dem Holz markiert, die Halterung etwas nach unten rechts versetzt, auf die oberen Schrauben verzichtet, dafür die unteren überdimensioniert, schwarzen Kasten wieder angeschraubt, alles angeschlossen, Prüfschalter gedrückt, zwei grüne Lämpchen leuchteten, lächelnd und auch etwas stolz zurück gelehnt… geht doch.

Im Endeffekt bin ich sogar froh, den Einbau – unter kundiger und geduldiger Anleitung – selbst gemacht zu haben, nur in der Praxis kann man sein Boot wirklich kennen lernen.

Michael Gramse; SY Samai (www.samai.de)
 


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  Kommentare

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Das beschriebene Problem ist ein ganz normaler Masseschluß zwischen dem Minusleiter und dem Metallrumpf, wie er auch bei jedem anderen Gerät vorkommen könnte. Mit Kurzwellenfunk im Speziellen hat das nicht zu tun.

Kurzwelle?

By MERGER on 26.06.2020 14:35:24

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