Liebe Mitglieder,
liebe Segelnde,
das Coronavirus hat die Welt im Griff und wir alle, die sich gerade in Deutschland aufhalten, können uns glücklich schätzen, hier im Herzen Europas zu sein.
Selbst die Lossegler 2020, deren großer Traum in diesem Jahr nun wahrscheinlich zerplatzen wird, können froh darüber sein, in einem geordneten Land mit Regeln, Verantwortungsbewussten und hilfsbereiten Menschen zu sein.
Am vergangenen Freitag erreichte uns ein Hilferuf aus NUKU HIVA (Marquesas, Französisch Polynesien). Vereinskameraden befürchteten, das Land unverzüglich verlassen - und ihre Boote an unsicheren Plätzen zurück lassen zu müssen.
Rational betrachtet hat jedes Land natürlich erstmal für die eigene Bevölkerung zu sorgen und kann nur bedingt die rare medizinische Infrastruktur für Touristen, für Fremde vorhalten.
Doch anderes als Flugreisende, die ihr Zuhause nur für eine kurze Zeit verlassen haben, leben Segelnde auf ihren Booten, ihre Boote sind ihr Zuhause, ihre Heimat. Sicher, sie sind irgendwie auch Touristen, aber sie können nicht einfach so den Ort wechseln. Verlieren sie ihre Boote, sind die meisten wohl nahezu ruiniert.
Wir bei TRANS-OCEAN haben nicht nur die See im Herzen. Wir wissen, wie einsam man in der Ferne werden kann, wenn schier unlösbare Probleme am Horizont aufkommen. Normalerweise können unsere weltweiten Stützpunktleiter helfen, doch dies sind keine normalen Zeiten. Wir ahnen, wie katastrophal die Situation unserer segelnden Kameraden werden wird, wenn jetzt ganze Infrastrukturen zusammenbrechen, wenn die moderne Reiselogistik faktisch nicht mehr existiert und wenn Regeln minütlich geändert werden, um der Ausbreitung des Virus Herr zu werden.
Wir können das Virus nicht stoppen, aber wir können unsere segelnden Kameraden unterstützen:
Mit aktuellen Informationen auf unserer Internetseite. Kisten Panzer und Carsten Matthias haben mit Hilfe der TRANS-OCEAN Stützpunktleiter eine umfangreiche Land-bei-Land Liste mit der Skizzierung der jeweiligen Situation erstellt - und versuchen diese auch auf dem Laufenden zu halten. Faktisch schotten sich alle Länder und Inseln ab und schließen ihre Grenzen, auch für Segler. Wir können nur hoffen, dass es nicht zu dramatischen Situationen kommen wird.
Die Problematik von in der Welt gestrandeten Hochseeseglern ist nicht auf deutsche Seeleute beschränkt. So stehen wir in Kontakt zu unseren Segelfreunden vom Ocean Cruising Club (OCC) und der Cruising Association (CA) mit dem Ziel des Informationsaustausches und einer Art Lobbybildung für die, die gerade auf sich alleine gestellt irgendwo an den Küsten unserer Welt auf unvorhersehbare Ablehnung stoßen.
Nach telefonischer Auskunft des Auswärtigen Amtes vom vergangenen Freitag gibt es derzeit keine Möglichkeit, von Zwangsausreise bedrohten Seglern zu helfen. Eventuell können wir über die deutschen Botschaften in den jeweiligen Ländern etwas erreichen. Allerdings sind auch diese völlig überlastet und wir haben bisher keine Antworten erhalten. Wir kümmern uns. Die Situation auf NUKU HIVA hat sich zunächst etwas entspannt – zum Glück!
Wir können das Virus nicht stoppen, doch auch ihr segelnden Kameraden könnt einen Beitrag leisten:
Keine Beachpartys, keine Sundowner mit vielen Gästen im Cockpit, minimale Landgänge, wenn, dann nur zum Zwecke der eigenen Versorgung. Den Einheimischen zeigen, dass wir Segler unseren Teil zur Unterbrechung der Infektionskette beitragen wollen und können. Helft älteren Mannschaften. Kauft für sie ein und wahrt den Abstand. Bleibt, wo ihr seid. Haltet euch fern von Kreuzfahrern, Hotels und Menschenansammlungen aller Art. Verhaltet euch kooperativ und erinnert die Mannschaften von anderen Booten, die ihr Ankunftsadrenalin vielleicht noch nicht abgebaut haben an diese einfachen, aber wichtigen Verhaltensregeln.
Überlegt euch sehr genau, was ihr wollt und was ihr realistisch könnt. Die Situation wird sich in den kommenden sechs Monaten eher noch verschärfen. Selbst wenn wir in Europa die Krise früher in den Griff bekommen sollten, werden die weltweiten Auswirkungen noch sehr lange anhalten. Bedenkt die Sturmsaisons, bedenkt die Auswirkungen einer möglicherweise überstrapazierten Gastfreundschaft.
Wir können das Virus nicht stoppen, aber auch wir hier in Deutschland können zusammenstehen:
Es ist kein Geheimnis: Das Durchschnittsalter unser Mitglieder/innen liegt bei 60+. Also exakt in der Risikogruppe. Haltet euch bitte an die Empfehlungen der Behörden. Wir können die Situation nicht verändern, wir müssen sie abwettern. Seid nicht zu Stolz, um Hilfe zu bitten. Anders als auf See sind wir an Land nicht auf uns alleine gestellt.
Meldet euch, wenn ihr Hilfe braucht.
Viele Grüße und
bleibt gesund.
Euer TRANS-OCEAN Vorstand
Peter Wiedekamm, Egon Lutomsky, Matthias Langendorf, Dirk Menke, Carsten Matthias, Pit Dörnfeld