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von Bernhard Jaeger, B. Jaeger@Trans-Ocean.org
oder: “Glaube nicht alles was andere sagen, segel vorbei und mache Deine eigenen Erfahrungen…“
Der Text dieser Überschrift war die Antwort von Michael Herbst auf meine letzte Frage im Interview: “Was geben Sie Nachahmern mit auf den Weg?“
Am Abend vor dem Treffen hatte ich auf dem Computer die letzte Etappe der Weltreise, von Helgoland nach Cuxhaven, verfolgen können. Mit 4 bis 7 Knoten näherte sich die “TANOA“, ein 11,13 Meter langer Katamaran, nach 14 Jahren ihrem Zielhafen. Um 23:00 Uhr lag sie fest vertäut beim SVC.

Um 09:00 Uhr am nächsten Morgen besuchten Rita Eichardt und ich die Weltenbummler Sylvia und Michael Herbst. Als Willkommensgruß brachten wir ihnen, neben einem TO Cap und dem Tischstander, die “Essentials für Heimkehrer“ mit:
Einen Beck‘ser, ein Paket Schwarzbrot und die aktuellen Cuxhavener Nachrichten.
Die Beiden begrüßten uns und freuten sich über das Schwarzbrot und das Bier. Da sie das unterwegs vorherrschende Angebot an Weißbrot nicht mochten, hatten sie sich angewöhnt, ihr Brot selber zu backen. Aber so ein frisches Schwarzbrot, direkt vom Bäcker, war etwas anderes.

Original Azoren-Milch, zollfrei
Michael und Sylvia begannen bei einem guten Kaffee mit “echter Azoren-Milch“ zu erzählen. Zusammen mit ihren Antworten auf unsere gezielten Fragen, ergab sich bald das Bild einer wunderschönen Reise:
Am 16. Mai 1998 ging es in Hamburg los. Schon auf der ersten Etappe, kurz vor Cuxhaven, gab es die erste Havarie: Ruderbruch. Im Alten Fischereihafen von Cuxhaven, damals noch ganz ohne Zaun, wurde der Schaden behoben. Neuer Start : Zunächst mal in Richtung Mittelmeer!
Die schönsten Orte der gesamten Reise sollten St. Blas vor Panama und die Gambier Inseln werden. Letztere fielen nach einem 29 Tage dauernden Törn von den Galapagos durch die grau-blaue See besonders durch das viele Grün auf. Auf das Anlaufen der Marquesas, nach Aussage des Skippers an der “Autobahn der Weltumsegler“ gelegen, verzichteten sie.
Von den Galapagos Inseln waren sie sehr enttäuscht. Mit Ausnahme der exotischen Tierwelt war es dort wie überall anders auch: Überfüllt, zersiedelt und von den vielen Pickups überrollt.
High-Heiz-Tech in der Dose
Trotz vieler Warnungen wurde Australien in westlicher Richtung an der Südseite umschifft. Das ging völlig problemlos und ohne die von vielen “Experten“ angekündigten Stürme und Monsterwellen. Allenfalls etwas kalt wurde es um die Insel Tasmanien herum, was in dem nicht beheizbaren Schiff dann doch etwas unangenehm wurde. Da nützte auch die geniale Dosen-Notheizung nicht viel.
Eigentlicher Endpunkt der Reise waren die Kapverdischen Inseln, wo sich der Kurs der Weltumsegelung kreuzte. Die Seereise war aber erst mit dem Passieren der Kugelbake zu Ende. Von den 14 Jahren, die der Törn dauerte, war Michael Herbst mindestens 13 Jahre an Bord. Diese Zeit wurde nur ab und zu von 2-3 Monaten “Steuererklärung“ in der Heimat unterbrochen. Während der gesamten Dauer wurde nie ans Aufgeben gedacht. Selbst diverse, verlockende Kaufangebote für den Katamaran in Australien, wurden stets abgelehnt. 
Kursbeschreibung
Unterwegs wurde immer “wie zu Hause“ gegessen. Das Fleisch dazu wurde eingekocht. So gab es immer leckeres Gulasch, gebratenes Huhn, Spaghetti Bolognese und andere Leckereien. Es kam auch vor, dass viel zu viel Proviant gebunkert wurde, so dass häufig etwas verschenkt werden musste. Zuletzt auf den Azoren, wo die Mannschaft einer Polnischen Yacht, die finanziell nicht so gut unterwegs war, mit einer großen Ladung Lebensmittel versorgt wurde. Die medizinische Ausrüstung war ebenfalls mengenmäßig überdimensioniert und wurde, Gott sei Dank, nie gebraucht. Einzige nennenswerte Verletzungen waren bei Sylvia “heiße Hände“, verursacht von einem etwas zu schnell durchrauschenden Spinnackertampen und eine Verbrennung, passiert beim Kochen durch die Verwechslung der Öl- mit einer Schnapsflasche.
Die TO Stützpunkte wurden auch besucht, ihre ehrenamtlichen Dienstleistungen mussten aber zum Glück nicht in Anspruch genommen werden. Besonders erwähnenswert fanden die Beiden die Stützpunktleiter auf Mallorca und Gambier Island.
Die “TANOA“ soll nach der Rückkehr verkauft werden, Interessenten sind bereits vorhanden. Zu Hause wartet ein gerade erstandenes Grundstück mit einer zu renovierenden Scheune auf den Tischler, Schiffsmechaniker und Kapitän auf kleiner Fahrt. “Etwas arbeiten“ wird wohl auch nötig sein, um über die Runden zu kommen. Hinzu kommt, dass Sylvia eine “lange Liste“ mit Dingen hat, die zu erledigen sind. “Ich bin bis Weihnachten ausgebucht“.
Sylvia Herbst war schon vor zwei Jahren aus beruflichen Gründen von Australien aus nach Hause zurückgekehrt, sie hat ihren Michael aber trotzdem alle sieben Monate besucht. Die lange Reise hat der Beziehung nicht, wie sonst oft üblich, geschadet, eher im Gegenteil.
Zitat:
“12 Jahre zusammen segeln, das ist wie 40 Jahre zusammen leben. Wir haben miteinander viel Glück gehabt“.
Natürlich existieren für die Zukunft auch schon wieder Pläne oder zumindest Wünsche für ein neues Schiff. Das sollte dann aber ein beheizbarer Single Hull werden.
Wir verließen ein nettes, sympathisches Paar, das eine wunderbare Reise hinter sich hat.
Sie machten auf uns einen glücklichen, ausgeglichenen Eindruck. Kurz: Leute, die man gerne irgendwo auf der Welt wieder treffen möchte. Wir wünschen ihnen, neben einer guten Ankunft zu Hause, ein erfolgreiches Verwirklichen aller Pläne!
Den genauen Reiseverlauf, die technischen Daten und viele weitere Informationen kann man auf der Homepage der “TANOA“, www.kat-tanoa.de nachlesen.