Von Novemberblues war am letzten Novemberwochenende in Cuxhaven nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Stattdessen gab es jede Menge Gute Laune, beste Stimmung und ein absolut volles Haus und das an jedem der Standorte, an dem sich die Mitglieder des TO in Cuxhaven trafen.
Eingeläutet wurde das Wochenende in diesem Jahr zum ersten Mal mit einem Besuch des Museums „Windstärke 10“. Eine Führung sollte es geben, doch am Ende wurden es drei, so groß war der Andrang in diesem wirklich eindrucksvollen Haus. Ob Fischauktion, Maschengröße der Fischernetze, Eis an Deck in der Grönlandsee, jede Menge Wracks in der Elbmündung oder das tragische Schiffsunglück der Cimbria, quasi der deutschen Titanic, man kam aus dem Staunen einfach nicht mehr raus. Und nicht wenige planten noch während der Führung schon ihren nächsten Museumsbesuch in Cuxhaven, mit noch mehr Zeit und Muße für die Geschichte der Seefahrt, des Fischfangs und der Wracks.
Aber am Freitag sollte auf den Museumsbesuch noch der Begrüßungsabend folgen, diesmal im Havenhostel, in dem auch viele der Mitglieder übernachteten – kurze Wege also, was sich in der Länge des Abends niederschlug. Es wurde spät! Auch wenn das Buffet zuvor nicht ganz die mediterranen Erwartungen, wie Martin Birkhoff es schon im Editorial beschrieben hat, erfüllen konnte. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, denn die hatten zuvor schon der Sailing Bassman Claus Aktoprak gemeinsam mit dem irischen Sänger Dara McNamara kräftig eingeheizt. Schnell Tische zur Seite gerückt und ab, das Tanzbein schwingen. Das Vorurteil, dass Segler Tanzmuffel seien, strafen tanzende TO-Segler schon seit längerem Lügen. Sie hätten noch weiter spielen und singen mögen!
Am nächsten Tag erst Sonne dann Regen, doch auch der tat der Stimmung keinen Abbruch und die Jahreshauptversammlung verlief keineswegs dem Wetter entsprechend, sondern locker, gut gelaunt, konstruktiv und da im Vorfeld keine Anträge gestellt worden waren auch zügig. Trotzdem wurde natürlich diskutiert, doch das respektvoll und zielorientiert (siehe Protokoll).
Dann war es soweit. Die stilvolle große HAPAG-Halle war eingedeckt, der Sekt für den Empfang ausgeschenkt, es konnte losgehen, erst die Preisverleihung, dann das Essen!
Sieger des Abends, wenn es denn einen solchen überhaupt gibt, waren Susanne Huber-Curphey und Jimmy Cornell. Wie am Abend schon auf der Homepage zu lesen war, ging ihre Einhand-Nordwestpassagen-Durchquerung der TO-Preis an Susanne Huber-Curphey und er Ocean Award für sein Lebenswerk an Jimmy Cornell.
Doch es gab noch mehr Eis und dafür auch TO-Medaillen. Alle vier Preisträger wurden – leider in Abwesenheit - für ihre Durchquerung der Nordwestpassage ausgezeichnet: Tatjana Hartmann und Thomas Witt (Breakpoint), die die Passage von Ost nach West durchsegelten, genauso wie Doris Renolder und Wolfgang Slanec (Nomad). In entgegengesetzter Richtung von West nach Ost, von Alaska nach Grönland, so wie auch Susanne Huber-Curphey die Passage gemeistert hat, segelten Claudia Rehklau und Jürgen Michallik, der im Mai verstorben ist, mit der Caledonia und Dr. Heide und Erich Wilds (Freydis).
Aber natürlich wurden auch weitere Preise vergeben und das ganz ohne Frost. Zum Beispiel die Weltumseglerpreise, unter anderem an drei Mädels und natürlich deren Eltern, Urte Lindenberg und Dr. Constantin Goth. Mit der Hapa Na Sasa starteten sie 2014 mit dem Ziel Karibik, eigentlich sollte es nur ein Sabatical werden, doch dann wurde aus dem einen Jahr Auszeit eine dreijährige Weltumsegelung. „Unsere Eltern hatten beschlossen, einfach weiter zu segeln“, erzählen die Töchter auf Nachfrage von Andreas Hülsenberg, der wie sich gewohnt locker durch die Preisverleihung moderierte. Gefragt worden seien sie nicht. Von solch einer unverhofften Entscheidung der Eltern träumen wahrscheinlich viele, die an Land die Schulbank drücken müssen. Unterrichtet wurden Paula, Luisa und Franka aber natürlich trotzdem, nur eben an Bord, sodass die Rückkehr in die Schule nicht besonders schwerfiel.
Die weiteren Weltumseglerpreise gingen an:
Dr. Birgit Mester und Dr. Karl Robert Kranemann, die mit ihrem Katamaran African Affair auf den Bahamas verkünden konnten, „einmal rum“ geschafft zu haben.
Dagmar und Jens Garlin von der Segelyacht Garlix, einer X-Yacht, also ein doch recht außergewöhnlicher Schiffstyp für eine Weltumsegelung. Sie haben sich ihr „Rund“ im Ramen der World ARC ersegelt und es genossen, dass sie dank ihres Schiffstyps meist doch schneller am Etappenziel waren, als die anderen. So blieb mehr Zeit, das Land zu erkunden. Wie es zu dieser besonderen Bootswahl kam? Sie war schon da die Yacht und wenn man schon mal ein Schiff hat, dann segelt man halt mit dem um die Welt.
Und dann war da noch der Katamaran Twiga, oder besser Helga Lange und Dr. Peter Bochnik, die viele TO-Mitglieder sicherlich schon von ihren im Magazin veröffentlichten Reiseberichten kennen. Nach 44133 Seemeilen kehrten sie schließlich nach Europa zurück, dem Kontinent, den und dessen Kultur sie nach all ihren „Seejahren“ noch mehr schätzen lernten als zuvor. Und ihre Weltumsegelung, die hat sich einfach so ergeben, „ja weil wir doch auch so immer herumgesegelt sind“.
Der Fünfte im Bunde der Weltumsegler waren Anneliese und Manfred Stoll aus der Schweiz (SY Tulasi), die ihren Preis jedoch nicht persönlich entgegennehmen konnten.
Nicht um die Welt aber dafür über den Atlantik segelte die Walroß IV des ASV Berlin. Im Rahmen der Regatta Rio – Horta – Helgoland ersegelte sie sich den zweiten Platz auf der Etappe von Rio nach Horta und wurde dafür mit dem Zinnbecher ausgezeichnet.
Weitere Reisen, die während des Festabends erwähnt wurden waren, die der erfolgreichen deutschen Teilnehmer am Mini-Transat (und unter ihnen die beiden TO-Mitglieder Lina Rixgens und Andreas Deubel). Leider lag der Bewerbungsschluss für die TO-Preise lange vor dem Zieleinlauf des Mini-Rennens.
Außerdem erwähnt wurden Boris Herrmann und Pierre Casiraghi für ihren dritten Platz im Fastnet Rolex Race, IMOCA-Klasse, die Fahrt der Playmobil, die in 100 Tagen und mit nur wenigen Stopps von Hindeloopen auf die Azoren gesegelt war, sowie die Wappen von Bremen und ihre Skandinavienumrundung entgegen der üblichen Richtung im Uhrzeigersinn die norwegische Küste hinauf nach Kirkenes und binnen übers Weiße Meer und die russischen Kanäle zurück in die Ostsee.
Im Rahmen des Festabends wurden außerdem 85 Silberne Ehrennadeln für die 25jährige Mitgliedschaft im TO verliehen, 11 davon konnten persönlich übergeben werden.
Was nun noch fehlt außer, viel Stimmung, gute Laune, Grünkohl, Labskaus, glückliche Gesichter und ein entspanntes Zusammensein, ist der Sonntagmorgen: Diesmal erzählten Ingrid und Jürgen Mohns von ihren 23 Jahren auf den Weltmeeren, inklusive zweier Weltumsegelungen! Phantastisch! So viel Spaß, so viele Lacher - wer jemals die Chance haben sollte, den beiden Weltseglern zuzuhören, sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen. Sie haben es geschafft 150 Zuhörer, mehr als jemals bei einem Sonntagsvortrag dabei waren, absolut in ihren Bann zu ziehen. 23 Jahre, das war Vergangenheit und Gegenwart zugleich, das waren knappe Badehosen und poröse Toilettendichtungen, das waren frischer Fisch, Brot und Tomatensauce und immer wieder ein passendes Getränk. Da kann man nur danke sagen, dafür dass man ein klein wenig teilnehmen durfte an unvergesslichen Segeljahren.