Auf der Insel Madeira gibt es eigentlich nur drei Yachthäfen, die bereit oder in der Lage sind, Besucheryachten aufzunehmen. Sie liegen aller auf der Südseite der Insel. Im vergangenen Jahr hat Torsten Gräser mit seiner Yacht Taras die Häfen besucht. Hier nun sein aktueller Überblick:
Porto de Receiro da Calheta:
Die Marina, die 2004 eröffnet wurde, liegt etwa 8 Seemeilen östlich der Westspitze Madeiras. Für Yachten, die von den Azoren kommen, bietet sich der Hafen als erster Anlaufpunkt an. Allerdings ist das Anlaufen bei Nacht nicht zu empfehlen, wenn man die Einfahrt noch nicht kennt. Sie ist zwar unkompliziert aber recht eng und bei Schwell, der beinahe immer auftritt, muss man zügig reagieren. Bei unserer Ankunft war außerdem auch noch eines der Molenfeuer ausgefallen. Wir hatten uns deshalb dafür entschieden etwa zwei Seemeilen östlich der Einfahrt bei Madalena do Mar zu ankern. Der Ankerplatz dort ist zwar als solcher ausgewiesen, aber für einen längeren Aufenthalt ungeeignet. Ein paar Nachtstunden kann man dort aber mit einem ordentlichen Ankergeschirr ruhig verbringen.
Während unseres Aufenthaltes in der Marina von Calheta lagen dort nur wenige Gastlieger. Der Hafenmeister war sehr hilfsbereit und erlaubte uns auch die Leinen über die freie Box zum nächsten Fingersteg zu legen. Die Toiletten waren sauber, Waschmaschinen gibt es allerdings nicht. Die Wäsche kann im Marina Office abgegeben werden und wird dann für horrende 3,80 Euro pro kg gewaschen, getrocknet und zusammengelegt. Wir hatten einen Mietwagen und fuhren selbst zur Wäscherei ins Dorf. Das half allerdings wenig, da man dort den gleichen Preis verlangte wie im Office.
Ein kleines Büro einer Mietwagenfirma befindet sich übrigens direkt am Hafen. Den riesigen Supermarkt kann man auch in nur drei Minuten zu Fuß erreichen, sodass wir beim Großeinkauf den Einkaufswagen bis vor das Boot schieben konnten. Ein weiteres Highlight ist der gelbe Sandstrand, der direkt neben dem Hafen liegt und der durch einen eigenen Wellenbrecher geschützt ist.
Für unser 11-Meter-Boot zahlten wir 25 Euro pro Tag inklusive Strom, Wasser und Duschen. Die Rasterungen der Tariftabellen sind für alle Häfen gleich und zwar: 10-12, 12-14, 14-16 Meter usw. Ein Winterlager an Land wird nicht angeboten. Bei starkem auflandigen Schwell ist es zwar unruhig im Hafen, aber das gilt grundsätzlich für alle Häfen der Insel. Bis auf die Sache mit der Waschmaschine gefiel uns der Hafen sehr gut!
Funchal:
Die Marina Funchal sollte eigentlich unser Zielhafen nach der Überfahrt von den Azoren sein. Aber wir bekamen eine Absage wegen der bevorstehenden Ankunft einer Regatta von den Kanaren. Man konnte uns auch keine Auskunft darüber geben, wann und ob in absehbarer Zeit wieder ein Liegeplatz frei werde.
Funchal haben wir daher immer wieder mit dem Mietwagen besucht und haben dann aber auch einmal mit dem Boot dort übernachtet. Der Hafen ist eigentlich immer voll und so haben wir im Päckchen an einem Stahlboot gelegen. Das Hafenwasser war ziemlich dreckig und voller Dieselschlieren, die wahrscheinlich von der Tankstelle an der Einfahrt stammten. Die Molen werden von vielen Touristen aufgesucht, wahrscheinlich weil in einigen Reiseführern steht, dass man sich die schönen Bilder der Segler auf der Hafenmole ansehen sollte. Die sanitären
Einrichtungen haben wir leider in ähnlichem Zustand erlebt wie das Hafenwasser.
Des Weiteren wurden wir vor Moskitos gewarnt, die es hier reichlich geben soll. Trotz unserer Mückennetze haben wir im Laufe dieser Nacht fünf der Blutsauger erschlagen, entsprechend „kurzweilig“ war die Nacht. Wer das Nachtleben von Funchal genießen möchte, wird sich mit den Gegebenheiten im Hafen anfreunden müssen. Die Hafengebühren waren mit 25 Euro für uns genauso teuer wie in Calheta.
Ankern darf man direkt vor der Marina Funchal nicht mehr. Das ist nur noch östlich der großen Hafenmole der Kreuzfahrtschiffe erlaubt. Dort haben wir einen Nachmittag verbracht, um der Extreme Sailing Series zuzusehen. Ruhiges Liegen geht anders! Außerdem fährt man von dort aus gut eine habe Seemeile mit dem Dinghy zur Marina und an Land.
Quinta do Lorde Marina
Die Marina befindet sich circa drei Seemeilen westlich der Ostspitze Madeiras. Damit eignet sie sich abgesehen von der Insel Porto Santo ideal als erster Anlaufhafen für vom Festland kommende Yachten. Die unmittelbar östlich von der Marina liegende gut geschützte Ankerbucht Baia d’Abra könnte dabei als Ausweichmöglichkeit dienen, falls man die Insel nachts erreicht.
Die Marina ist Teil des gleichnamigen 5 Sterne Ressorts. Eigentlich wollten wir, von Porto Santo aus hier nur eine Nacht bleiben, aber es wurden dann tatsächlich mehr als zwei Wochen. Die auf der Preisliste stehenden 40 Euro für Schiffe bis 12 Meter Länge wurden aufgrund unserer TO Mitgliedschaft um 30 Prozent auf 28 Euro gesenkt. Dazu kam ein weiterer Rabatt auf den Wochenpreis, sodass wir schlussendlich nur noch 24 Euro mit Wasser, Strom, Duschen und Nutzung aller Pools (Seewasser und Süßwasser) pro Tag zahlen mussten. Außerdem gab es noch 15 Prozent Rabatt in der Hafenbar und man konnte den Mietwagen, den das Marina Office organisierte, kostenfrei in der Tiefgarage parken. Münzwaschmaschinen, eine eigene Dieseltankstelle und einen Bootsausrüster gibt es dazu auch noch in der Marina Quinta do Lorde. In einem Minimarkt direkt am Hafen kann man Brötchen vorbestellen. . In der Tauchschule habe ich in der Zeit bei einer sehr attraktiven und kompetenten Italienerin meinen Tauchschein gemacht.
Die nächste größere Stadt mit zwei großen Supermärkten und einer netten Altstadt ist Machico. Mit dem Bus, der fast jede Stunde direkt vom Ressort abfährt, erreicht man sie in 30 Minuten. Bis nach Funchal ist man etwa 80 Minuten unterwegs. Direkt vom Ressort aus kann man zur spektakulären Küstenwanderung zum Ostzipfel der Insel aufbrechen, ein tagesfüllendes Programm.
Trotz der anfänglichen Skepsis in einem Hotelressort zu liegen, fühlten wir uns dort sehr wohl und können die Marina wirklich nur weiterempfehlen.
Porto Santo
Porto Santo ist die nördlich von Madeira gelegene Badeinsel. Kein Wunder bei dem kilometerlangen hellen Sandstrand. Die Marina Porto Santo liegt an der Südostseite, rund zwei Kilometer vom Hauptort Vila Baleira entfernt. Der riesige Vorteil ist meines Erachtens, dass es erlaubt ist, innerhalb des Hafens auf gutem Sandgrund zu ankern. Der Ankerplatz ist zwar kostenpflichtig aber für die 6,50 Euro darf man nicht nur seinen Müll entsorgen, sondern auch die Duschen und Toiletten nutzen. Sogar die Waschmaschine ist kostenfrei! Einziger Wehrmutstropfen ist das Inselkraftwerk, das direkt am Hafen steht und bei
ungünstigen Windverhältnissen seine Dieselabgase über das Ankerfeld und die Marina schickt.
Die Insel lässt sich toll mit dem Moped oder dem Quad erkunden und man hat damit auch gleich ein Fahrzeug, um schnell in die Stadt und zu den Märkten zu kommen.
Landliegeplatz auf Madeira
Am besten geschützt vor Unwettern jeder Art ist wohl das Winterlager von Água de Pena. Es liegt nämlich direkt unter der Landebahn des Flughafens und hat damit ein sehr stabiles Betondach. Die Deckenhöhe beträgt über 80 Meter, sodass man ohne Probleme mit gestelltem Mast in Winterlager gehen kann. Zudem ist das Gelände bewacht wie die Bank von England, da es zum Sicherheitsbereich des Flughafens gehört. Deshalb darf man auch auf dem Boot nicht übernachten. Direkt an das Gelände schließt ein kleiner Hafen mit Travellift an. Ein Aufenthalt in dem kleinen Hafen ist ausschließlich für den Kranvorgang erlaubt. Der Hafen beherbergt nämlich die Rettungsboote der Flughafenfeuerwehr, die zum Einsatz kommen, wenn ein Flugzeug die Landebahn verfehlt und wassern muss. Das Gelände macht einen sauberen und gepflegten Eindruck.
Weitere Häfen
Es gibt neben den oben vorgestellten Häfen noch diverse Fischerei- und Handelshäfen, in deren Nähe man zwar ankern kann, das Anlaufen aber meistens verboten ist. Die Stadt Machico hat einen kleinen Yacht- und Fischereihafen, in dem aber ausschließlich einheimische Boote liegen. In Canical haben wir auf dem Werftgelände einige Yachten an Land stehen sehen, ob diese Plätze auch als Winterlager vermietet werden, ist uns nicht bekannt.
Die Marina Lugar do Baixo haben wir von Land aus besucht. Sie wurde kurz vor ihrer Fertigstellung von einem schweren Südsturm zerstört. In der Hafeneinfahrt liegen große Steinblöcke und ein großer Teil der Mole fehlt. Hier wird in absehbarer Zeit wohl kein Hafenbetrieb stattfinden können.
Abschließend kann ich nur sagen, dass der Besuch des Madeira Archipels ein wirklich lohnenswertes Reiseziel ist. Die Insel bietet eine fantastische Landschaft, ist nicht so sehr mit Hotelkomplexen zugepflastert wie die meisten Kanareninseln und ist vor allem für Wanderer ein Genuss. Entlang der wasserführenden Levadas, den künstlichen Wasserläufen, kann man die schönsten Gebirgswanderungen auch ohne große Wandererfahrung machen.