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Wie verteilen sich die Kosten auf einer Weltumsegelung?

10. Februar 2012
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von Beat Küng SY “Serenade”, bkueng46@bluewin.ch

Wenn man länger mit seiner Yacht unterwegs ist fährt man oft in Gruppen - es gibt nur wenige "Einzelkämpfer", die sich nicht in die Karten schauen lassen wollen und den sozialen Kontakt aber auch Hilfe vermeiden. In diesen Gruppen - meist fährt man zusammen ein kleineres oder grösseres Stück - sind zwei grosse Themen nicht zu vermeiden: Das Wetter, wenn man unterwegs ist, und das Geld bzw. was was kostet oder dort günstiger ist, wenn man längere Zeit an einem Ort festsitzt, seien es Marina oder am Anker. Es ist uns auf unserer rund acht Jahre dauernden Weltumsegelung nicht anders ergangen. Die Kosten haben natürlich auch schon vor dem Törn interessiert, und in vielen Büchern von ehemaligen Langzeitfahrern kann man Zahlen nachlesen, die mit fortschreitender Zeit nach oben korrigiert werden müssen. Ich möchte hier deshalb in Prozenten sprechen, und da gibt es ein paar interessante Aussagen.

Als Voraussetzung muss festgehalten werden, dass wir unser Zuhause behalten haben, dass wir fast alle Jahre zwei, drei Monate in die Schweiz zurückkehrten, dort Steuern und Krankenkasse bezahlten und auch unser Heim weiter unterhalten  haben. So gesehen haben wir ziemlich genau 50% für das Segelabenteuer ausgegeben, und 50% der Ausgaben fanden in der Schweiz statt, und die sich ergebenden 100% waren das, was wir auch sonst gebraucht hätten, mit anderen Worten: Die Weltumsegelung hat uns keine Mehrkosten gebracht, aber so viele Eindrücke und Abenteuer wie man es nur unterwegs erleben kann. Der reine Schiffskauf und -verkauf hat sich praktisch aufgehoben, muss also nicht weiter betrachtet werden.

Nun aber zu den anderen Zahlen: Wir nennen sie die "Home"-Ausgaben, Vereinsbeiträge (z.B. T/O), Funklizenzen (HAM, Schiff, Paktor), Schiffspapiere und deren Erneuerungen, also die "Home"-Ausgaben haben 1,3% betragen, mit Abstand der kleinste Betrag, aber man kann daran auch nicht viel ändern. Der nächstgrössere Betrag, nämlich 2,3%, geht zur Energie: Diesel, Benzin (für Dinghi und den tragbaren 2KW-Generator), Gas zum Kochen und Öl für den Volvo. Diesel war der grössere Betrag, hier gibt es riesige Differenz zwischen Mittelmeer und dem Rest der Welt! Auch hier ortet man kein grosses Sparpotential, ausser man wartet noch viel mehr auf Wind und rudert an Land anstelle des Ooutborders.
Varia hat auch noch einen einstelligen Prozentsatz, nämlich 6,7%, für Expertisen, Rallys (Indonesien und durch das Rote Meer), drei Kanaltransfers, Tauchen und andere sportliche Aktivitäten, Telefon, Hilfe an Inselbewohner und vieles mehr. Hier könnten bereits grössere Sparziele erreicht werden, aber auch da sind noch viele "gebundene" Ausgaben. Gebunden - wenigstens für unsere Ansprüche - sind auch die Versicherungsbeiträge, sie betrugen 10,5%. Nebst der obligatorischen Haftpflicht (immer Kopien der Ausweise bei sich haben!) hatten wir weltweit Kasko, auch im Roten Meer, eine Rechtschutzversicherung und eine Insassenversicherung. Nicht etwa für uns sondern für alle anderen die erwünscht oder unerwünscht an Bord kamen. Nur wenig mehr, aber eigentlich ein recht grosser Brocken heisst Marinas, Hafen und offizielle Gebühren. 11,5% haben wir dafür ausgegeben, mit eingeschlossen die vielen Bojen- und Ankerzahlungen wo verlangt. Auch die verschiedenen Auswasserungen während der Regenzeiten sind hier mit eingeschlossen.


Die nächstgrössere Kategorie heisst bereits Essen und Getränke! Wir haben wirklich nicht gespart, und trotzdem waren es nur 12,4% der Gesamtausgaben! Aber hier haben wir bereits Unterschiede zu anderen Yachties festgestellt, nebst Grundnahrungsmitteln kann man natürlich alles von der einfachen Milchschokolade bis zum teuersten Champagner mitführen. Dementsprechend werden in den Supermärkten dieser Welt die Blicke auf die mehr oder weniger gefüllten Wägelchen der anderen Yachties gerichtet!
Wir haben uns öfters ein Mietauto geleistet oder Ausflüge mit Fahrer gemacht, schliesslich wollten wir ja auch was sehen, und wenn unsere Yacht an Land war und wir nicht zuhause haben wir in einem kleinen Hotel gewohnt wo man Toilette hat und allenfalls auch kochen kann. 14,5% hat der Beitrag "Ausgang" betragen, miteingeschlossen die vielen Restaurantbesuche, die Heimflüge (u.a. viermal Langstrecken) usw. Da ist natürlich das Sparpotential sehr gross, dementsprechend variieren diese Ausgaben von Yacht zu Yacht.


Die beiden grössten Beträge - wen wundert's - gehören der Yacht. Für 15,8% haben wir die Yacht repariert und Ersatzteile besorgt, Antifouling aufgetragen usw. Als wir die Yacht kauften und uns um Nachrüstung / Ausrüstung bemühten dachten wir so an 10-15% des Kaufpreises. Dass wir schlussendlich bei 50% des Kaufpreises oder 25% der Ausgaben der Weltumsegelung landen würden hat unsere kühnsten Voraussagen übertroffen. Zugegeben, wir haben uns auch nicht geschont, es durfte nicht der billigste Wassermacher sein, das Rigg wurde erneuert, neue Segel, neue Polster, zweimal ein neues Bimini, die GPS-Navigation in Farbe und und...


Wer jetzt gut zusammengezählt hat ist auf 100% gekommen. Rückwirkend stellt sich natürlich die Frage, ob man an diesen Prozentzahlen nicht auch Veränderungen vornehmen könnte - für künftige Weltumsegelungen natürlich. Wir meinen wir haben die Fahrt genossen, sind sicher rumgekommen und haben unserem Nachfolger eine schöne und ganze Yacht übergeben können. Deshalb möchten wir auf diese Frage gar nicht mehr weiter eingehen, sondern hoffen potentiellen Langzeitfahrern einige Tips geben zu haben auf was sie bei ihrer Budgetierung achten könnten.


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