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Was tun bei festsitzenden Schrauben im Aluminium?

7. November 2013
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Von Dirk Stahlmann S.Y.FRADILIRA , E-Mail dirk.stahlmann@stahlmann.info

 

Das hat wohl jeder Skipper schon mal erlebt: Er will eine Niroschraube lösen, und es gelingt nicht, weil sie fest sitz. Da hilft auch meist keine Gewalt, weil das nur zu Zerstörung führt. Ursache ist meist, dass die Niroschraube in ein Aluminiumgewinde eingeschraubt ist. Zwischen Alu und Edelstahl kann es zu Spannungskorrosion kommen. Das Aluminium ist zwar mit einer elektrisch gut isolierenden Oxydschicht überzogen, die sich von alleine bildet. Aber die isolierende Eigenschaft geht verloren, wenn Feuchtigkeit ins Spiel kommt. Dann bildet sich Aluminiumhydroxid und das geht mit starker Volumenzunahme einher. Das Hydroxid presst sich also zwischen Aluminium und Edelstahl so fest, dass die Schraubverbindung nicht mehr zerstörungsfrei gelöst werden kann. Was also tun in solchem Fall? Durch Erwärmen über 200°C treibt man das Wasser aus dem Hydrat, was zu Volumenverminderung führt und die Verbindung wieder lösbar macht. Das Erhitzen ist aber nur möglich, wenn keine temperaturempfindlichen Teile (wie Kunststoff oder ähnliches in der Nähe sind). Manchmal ist es möglich, diese Teile während des Erhitzens zu kühlen. Wenn das nicht geht, muss man komplizierte Tricks anwenden. Einen will ich hier beschreiben. Er darf aber nur angewendet werden, wenn man sich mit elektrischen Schaltungen auskennt.

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Man sorgt mit der abgebildeten Schaltung für einen Stromfluss durch das Aluminiumhydroxid. Dabei erwärmt es sich und wird dehydriert. Es kommt zu einer Schrumpfung im Gewindespalt und die Schraube wird wieder lösbar. Voraussetzung ist aber, dass der Strom keinen Umweg findet, dann funktioniert das Ganze nicht.

Von chemischen Mitteln zur Beseitigung des Hydrats rate ich ausdrücklich ab, weil zum Einen die notwendigen Reagenzien an Bord meist nicht vorhanden sind und zum Anderen ihre Anwendung für den Laien zu gefährlich ist.

Muss man die Verbindung doch zerstören, so kann man manchmal das Gewinde im Aluminium retten, indem man in den Kern der Schraube ein kleineres tiefes Loch bohrt. Das Bohren erfolgt ohne Kühlung und ohne Bohröl, damit sich die Bohrung ordentlich erhitzt. Dann lässt sich die zerstörte Schraube mit einem Schweineschwanz (Hilfswerkzeug mit Linksgewinde) herausdrehen..

Zum Schluss noch eine Empfehlung. Wann immer ich einen Ausrüstungsgegenstand fürs Schiff kaufe (Ankerwinsch oder Rollanlage) dann schraube ich alle Niroschrauben, die in Aluminium sitzen heraus, schmiere das Gewinde mit Wollfett oder noch besser umwickle es mit dem dünnen Teflonband, das zur Wasserinstallation verwendet wird und setze sie wieder ein. Diese Verbindungen kann man noch nach Jahrzehnten problemlos lösen.


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