Verstanden

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Reisebericht




Kuba - Florida, hin und zurück

25. Juli 2011
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Von einem der auszog, die Behörden kennen zu lernen.

von Volker Maass, SY "VELA"
E-Mail: volker.maass@onlinehome.de
Home: www.vela-sailing.de










Über das wunderschöne Land Kuba ist schon viel geschrieben worden, von seinen freundlichen und interessierten Menschen, von ihrer Armut und ihrem Wunsch nach Freiheit. Von der Dominikanischen Republik und Haiti kommend, habe ich zwei Monate lang den Süden Kubas erkundet. Flache Gewässer, einsame Inseln, kristallklares Wasser - menschenleer. Anschließend verließ ich das Land und segelte von der Westspitze aus hinüber nach Fort Myers in Florida.

In diesem kurzen Artikel möchte ich nicht über Land und Leute berichten, sondern nachfolgenden Seglern davon berichten, was man darf, was man nicht darf, was man ruhig tun kann, und was man auf jeden Fall vermeiden sollte.






Wenn man keinen Hafen anläuft, also ausschließlich irgendwo zwischen den vielen kleinen Inseln ankert, schert sich kein Mensch um deine Anwesenheit. Von Haiti kommend (im Südosten von Haiti kann man problemlos, ohne im Land einklarieren zu müssen, die geschützte Bucht von Port Morgan auf der Ile à Vache ansteuern und sich dort im Hotel verwöhnen lassen), steuerte ich direkt das Cabo Cruz im äußersten Süden von Kuba an. Hinter dem Riff befindet sich in der Nähe des Leuchtturms ein gut geschützter Ankerplatz (das etwas veraltete Handbuch von Nigel Calder „Cuba, a Cruising Guide“ ist für die Navigation in diesen Gewässern ein Muss. Das aktuellere deutsche Buch von Bernhard Bartholmes „Küstenhandbuch Kuba: der Süden mit Havanna" gibt weitere Informationen, deckt aber weite Gebiete nicht ab.)

Einheimische kommen mit kleinen Booten oder schwimmen vom Land herüber und bieten frische Fische, Obst oder Lobster zum Tausch an. Gut ist es, wenn man sich schon in der Dominikanischen Republik mit einigen kleinen Rumflaschen eingedeckt hat. In dem Handbuch von Nigel Calder hatte ich gelesen, dass man im Hafen von Manzanillo international einklarieren könne. Da mir der im Handbuch angegebene Einklarierungsort in der Einfahrt zum Fischereihafen von Manzanillo zu flach erschien, ankerte ich vor dem Strand. Mit dem Schlauchboot fuhr ich an Land; nette Menschen zeigten mir das Büro der Guarda Frontera. Dort: Großes Erstaunen! Nachdem man einen etwas Englisch sprechenden Beamten gefunden hatte, wurde mir mitgeteilt, dass Manzanillo schon seit zehn Jahren kein internationaler Einklarierungshafen mehr sei und dass ich so schnell wie möglich wieder auf mein Boot gehen müsse. Internationale Einklarierungshäfen seien entweder Santiago de Kuba oder Casilda.

So segelte ich dann nach Casilda. Das sind 180 Seemeilen und, da ich alleine an Bord war, entschied ich mich, in Tagesetappen durch das Flachwassergebiet mit seinen vielen kleinen Inseln (Cayos) zu segeln. Alternativ gibt es auch die Route außerhalb des Riffs, wo es schöne Schnorchel- und Tauchplätze geben soll. Ich besuchte viele der kleinen Cayos (weitere Infos unter: www.vela-sailing.de); geschützte Ankerplätze, menschenleer. Während der gesamten Reise begegnete ich nur einem Fischer und keinem offiziellen Boot der Küstenwache - übrigens während der ganzen Reise nicht. In Casilda wollte man mich dann auch nicht haben. Obwohl mir in Manzanillo Casilda als internationaler Einklarierungshafen benannt worden war, stimmte diese Information nicht. Der nächste Einklarierungshafen sollte Cienfuegos sein. Nur mit Mühe und unter Einbeziehung von weiteren Vorgesetzten durfte ich dann in der Bucht vor dem Hafen für eine Nacht vor Anker gehen.


In Cienfuegos wurde dann das ganze Programm abgespielt: die humane Gesundheitsbehörde und, als diese bei mir keine Krankheiten feststellen konnte, kamen die anderen in einem großen Schwung: Nationalgarde, Guarda Frontera, der Zoll, die Drogenbehörde, meist mit zwei Personen und letztlich noch die Agarbehörde. Sie kamen nicht alleine, sondern mit zwei Hunden und durchsuchten das Boot von oben bis unten, alle Schaps, alle Ecken und alle Bilgen. Sie waren aber äußerst höflich und zogen sich sogar die Schuhe aus. Sie füllten x Formulare aus und ich war dann um viele Zettel reicher. Dann musste ich ihnen noch an Land folgen. Dort bekam ich mein Visum für 60 Tage und musste beim Zoll noch einmal Zettel und Crewlisten ausfüllen. Glücklicherweise hatten sie Kohlepapier (früher war das Mangelware und man musste sein eigenes mitbringen). Dann sollte ich 75 cuc (ca. 75 US-Dollar) dafür bezahlen. Aber das musste ich erst am nächsten Tag, nachdem ich Geld getauscht hatte.

Diese Einklarierungsprozeduren werden bei der Ein- und Ausreise in abgemilderter Form in jedem Hafen durchgeführt. Das kostet dann zwar meistens nur einen kleinen Obolus, aber es kommen immer wieder freundliche Menschen in Uniform, die neue Formulare ausfüllen und das Boot inspizieren müssen. Sie trinken dann schon mal ein Bier oder eine Cola - wollen aber nicht bestochen werden. Beim Ausklarieren stehen immer mindestens zwei Beamte am Steg und achten darauf, dass nicht noch ein Kubaner an Bord springt.


Offiziell darf man nur die für ausländische Yachten freigegebenen Häfen anlaufen. Unser Versuch, den Handelshafen Nueva Gerona auf der Isla de la Juventud anzulaufen wurde freundlich und konsequent abgelehnt. Wir waren einfach den Fluss hinauf in den Hafen gefahren und hatten an der Pier festgemacht. Ich meldete mich dann bei der Guarda Frontera. Freundlich wurde mir mitgeteilt, dass ich in den abgeschotteten Zollbereich des Fährterminals verholen müsse. Dann gab man mir 2 Stunden Zeit in der Stadt einzukaufen und etwas Wasser zu übernehmen. Anschließend mussten wir den Hafen wieder verlassen und in den Yachthafen Marina Siguanea im Süden der Insel gehen. Was man jedoch zwischen zwei freigegebenen Yachthäfen tut, scheint keinen zu interessieren. Insbesondere zwischen den vielen kleinen Inseln und in geschützten Buchten kann man anscheinend so lange ankern wie man möchte. Meist ist man alleine, manchmal kommen Fischer, die ihren Fang verkaufen wollen oder einfach nur plaudern wollen. Wenn man dann noch Spanisch spricht, erfährt man, dass viele dieser Fischer eine akademische Ausbildung haben, jedoch dort sehr schlecht bezahlt wurden.
Nach 60 Tagen (länger darf man nicht im Land bleiben - Verlängerungen werden nicht gewährt) machte ich mich dann auf, einen hurricanesicheren Liegeplatz für die Sommersaison zu finden. Eigentlich wollte ich ja nach Guatemala in den Rio Dulce. Von kanadischen Seglern erfuhr ich dann, dass es im Inland von Florida am Okeechobee Waterway in der Nähe des Ortes La Belle eine sichere und günstige Marina geben soll (http://marinas.com/view/marina/3990_Port_LaBelle_Marina_FL). Ich entschied mich dafür und liege dort jetzt für 90 $ im Monat gut und sicher im Wasser an dicken Pfählen. Ganz in der Nähe gibt es auch die Möglichkeit, sein Boot an Land zu stellen und selbst daran zu arbeiten (http://www.gladesboatstorage.com/).
Der Weg dort hin führte mich an die äußerste westliche Spitze von Kuba. Dort, in absoluter Wildnis, gibt es die Marina Cabo San Antonio, eine kurze Steinpier, aber ein internationaler Ein und Ausklarierungshafen. Hier gibt es so gut wie nichts zu kaufen - aber Wasser und Diesel kann man bunkern. Da mein Ziel der Okeechobee Waterway war, der bei Fort Myers beginnt, setzte ich meine Route daraufhin ab. Alternativ kann man natürlich auch, zum Teil geschützt innerhalb der Riffs gegen die vorherrschenden Winde nach Havanna segeln und dann zu den Keys oder nach Südflorida übersetzen. Auf dem Weg nach Fort Myers liegt jedoch ein Kleinod: die Dry Tortugas Die Dry Tortugas sind eine Ansammlung von kleinen Koralleninseln, umgeben von Riffen, die ca. 70 Seemeilen westlich von Key West liegen. Die Dry Tortugas sind zudem ein amerikanischer Nationalpark. Die Hauptinsel Garden Key, wird dominiert von einem riesigen Fort, dass die Amerikaner von Sklaven in den Jahren von 1846 bis 1865 aus mehr als 16 Millionen Backsteinen hier errichten ließen. Hier gibt es eine sehr geschützte Ankerbucht, wundervolle weiße Sandstrände und ein wirklich kristallklares Wasser mit unzähligen Fischen und Korallen. Diese Inseln gehören zu den USA, man muss hier jedoch nicht einklarieren.
Einklarieren muss man jedoch, wenn man in die USA will - und die Auflagen, mit denen ein privates Segelboot, das zudem noch von Kuba kommt, konfrontiert wird, sollte man vorher kennen. Leider gibt es darüber offiziell kaum Informationen. Weder in der amerikanischen Botschaft in Berlin noch in der amerikanischen Botschaft in Havanna konnte man mir Informationen darüber geben. In der Botschaft in Berlin wusste man nicht einmal, dass ich, wenn ich nicht mit einem „official carrier“, also einer Fähre oder einem Flugzeug die USA einreise, ein Visum benötige. Dieses konnte ich mir dann innerhalb von zwei Tagen problemlos in der amerikanischen Botschaft in Havanna ausstellen lassen.

So segelte ich dann mit diesem Visum in Richtung Fort Myers. Da ich von anderen Seglern einige amerikanische Segelhandbücher geschenkt bekommen hatte, konnte ich darin nachlesen, dass man vor Einlaufen in einen amerikanischen Hafen eine Telefonnummer anrufen und sich anmelden müsse. Mit unseren deutschen Handys wäre das ein teures Unterfangen geworden. So entschied ich mich, fünf Seemeilen vor dem Hafen die Coast Guard über UKW anzurufen und mitzuteilen, dass unsere Handies hier in den USA nicht funktionieren würden. Wir wurden natürlich, wie ich schon vermutet hatte, über UKW nach Gott und der Welt befragt. Dann wollte man meinen Standort wissen und war verärgert darüber, dass ich nicht mehr außerhalb der 12 Seemeilengrenze war. Man befahl mir umzukehren, was ich dann auch tat. Als ich dann so ca. eine Stunde wieder zurück gesegelt war, kam ein Boot der US-Costguard. Zwei freundliche Personen stiegen über und schauten nach, ob ich keine Kubaner an Bord hatte. Außerdem kontrollierten sie eine trockene Bilge und geschlossene Seeventile. Dann füllten sie ein Papier aus, gingen wieder von Bord und ich konnte wieder Kurs auf Fort Myers nehmen.

Kurz vor dem Hafen kam das von der Coastguard informierte Sherrif-Boot und geleitete mich zu einem Mooringplatz, gut geschützt in der Lagune von Fort Myers Beach. Dann ging es aber erst richtig los. Sie kamen mit 6 Mann und nahmen das ganze Boot auseinander. Ich durfte keine kubanischen Waren an Bord haben. Sie fanden natürlich das kubanische Bier (30 Dosen), den Rum (eine Flasche), die Zigaretten (fünf Packungen) und die Zigarren (20 Stück). Zuerst wollten sie alles beschlagnahmen; dann hatte der Chef des Zolls jedoch ein großes Herz und überließen mir alles. Alle waren äußerst freundlich und zu Scherzen aufgelegt. Dann wurde uns mitgeteilt, dass wir innerhalb von drei Stunden am Flugplatz sein müssten, um die Formalitäten zu beenden. Da der Flughafen ziemlich weit außerhalb der Stadt liegt und es dorthin keinen Busverkehr gibt, mussten wir uns für 80 $ ein Taxi nehmen. Wir bezahlten unsere Mooringtonne (12,50 $ pro Nacht) und machten uns dann auf den Weg zum Flughafen. Bis wir dann unser Cruising Permit und unsere Einreisestempel hatten, war es schon bald 19.00 Uhr. Da kam dann noch einmal der Chef der Zollbehörde und teilte mir mit, dass er bzgl. meines Bieres und meiner Zigarren zu großzügig gewesen wäre und Ärger mit seinen Kollegen bekommen hätte. So solle ich doch morgen um 17.00 an einer Pier in der Nähe des Bootes sein, damit wir gemeinsam die Sachen vernichten könnten. Das geschah dann auch. Ich war dann um 17.00 Uhr an Land und der wirklich nette Officer war dann auch da. Ich musste eigenhändig alle 30 Dosen kubanischen Bieres und eine Flasche Rum ins Gras kippen, sowie 20 Zigarren total zerbröseln. Es tat mir in der Seele weh. Die mitgekommene Zollbeamtin meinte dann aber, dass sie mir damit ein weiteres Lebensjahr geschenkt habe. Schade, dass ich meinen Fotoapparat vergessen hatte.
Ich fragte diesen leitenden Zollbeamten dann noch, wie es richtig gewesen wäre, von Kuba aus in die USA einzureisen. Seine Antwort: wir hätten uns mindestens drei Tage vorher bei der amerikanischen Homelandborder Control über Telefon anmelden müssen. Das „Vessel Entrance or Clearance Statement“ gilt für ein Jahr. Dann muss man das Land mit dem Schiff für mindestens 14 Tage verlassen. Das Visum gilt zwar für zehn Jahre, man darf aber in einem Zeitraum von einem Jahr, sich nur sechs Monate in den USA aufhalten. Anschließend gab er mir noch seine Visitenkarte und sagte, dass ich ihn bei Fragen jederzeit anrufen könne.

Der Okeechobee Waterway, der die Westküste mit der Ostküste von Florida verbindet kann von Schiffen mit einem Tiefgang bis 1,5 m und einer Masthöhe von maximal 48 Fuß befahren werden.


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