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Information 
SY. Bank von Bremen
07. bis 24. August 2011
von Rainer Persch
Nach über 40 Jahren voller Segelabenteuer mit Schiffen der SKWB beschloss ich 2010, dem Ruf des legendären Felsens vor der Südküste Irlands endlich zu folgen und meine Teilnahme an der diesjährigen Regatta mit der „Bank“ anzumelden. Neben Bermuda, Middle Sea und Sydney-Hobart gehört das Fastnet Race ja zu den vier Klassikern der Regattaszene, mit einer Distanz von jeweils rund 600 sm und hochkarätig besetzt.
Die Segelkameradschaft hat bereits vor dem Zweiten Weltkrieg an der berühmt-berüchtigten Wettfahrt rund um Fastnet Rock teilgenommen und sich seitdem mehrmals, zuletzt 2009, den Herausforderungen eines höchst anspruchsvollen Segelreviers gestellt. Als die Crew 2011 in Bremerhaven ablegte, war sie auf einiges gefasst und fest entschlossen, den Wetterkapriolen der Keltischen See die Stirn zu bieten.
Nachdem der Schifferrat die Reise genehmigt hatte, stand bereits Anfang 2011 die Crew (Durchschnittsalter 35 Jahre) fest:
- Rainer Persch, Schiffer
- Marten Schirge, Stellvertreter und Wachführer
- Torsten Messer, Wachführer
- Chris Lükermann, Navigator
- Torben Cramer
- Christopher Koch
- Jan-Hauke Neugebauer
- Thomas Nietsch
- Hendrik Paul
- Armin Strauß
- Jan-Oliver Stück
Im Vorfeld der Reise brachten insbesondere die umfangreichen Sicherheitsbestimmungen eine Menge Arbeit für alle Beteiligten mit sich. So mussten z.B. die Rettungsinseln mittschiffs an Deck untergebracht werden. Ein Teil der Crew musste auch an einem Survival Training teilgenommen haben und die entsprechenden Zertifikate vorweisen können. Als alle Voraussetzungen erfüllt waren, erhielten wir im Frühjahr 2011 die Startgenehmigung vom RORC als Veranstalter. Dankbar sind wir für die Unterstützung durch den Verein Trans-Ocean, der die nicht unerheblichen Meldegebühren übernahm.
Zunächst galt es jedoch, die „Bank von Bremen“ sicher und schnell nach Southampton zu segeln, wo wir uns schon einen Liegeplatz gesichert hatten. Bereits diese etwa 500 sm lange Überführungstour hat der Mannschaft viel abverlangt, denn bei einem Tief über der Nordsee mit starken westlichen Winden ging es gleich richtig zur Sache. Auszüge aus den Schiffsmeldungen an den Verein ( kursiv) schildern den Ablauf des Unternehmens Fastnet Race 2011:
Fastnet Zubringer
Sonntag, 7. August, 20:53 Uhr
Nachdem wir gestern die „Bank von Bremen“ regattatauglich ausgerüstet und alles, was nicht niet- und nagelfest war, von Bord geräumt haben, befinden wir uns nun nördlich von Juist auf dem Weg nach Cowes. Die Nordsee hat uns etwas stürmisch begrüßt; beim Durchgang einer Regenböe mit 7 Windstärken ist einem unserer Freiwachgänger doch tatsächlich das Rohr der Rohrkoje gebrochen. Ihm wurde Asyl in einer freien Koje der stehenden Wache gewährt. Die Stimmung an Bord ist bestens. Wir alle sind voller Vorfreude aufs Fastnet Race.
Fastnet Zubringer – Meldung aus dem Kanal
Dienstag, 9. August, 00:13 Uhr
Der Kanal macht es uns wahrlich nicht leicht. Bei konstanten 7 Bft. aus WSW kämpfen wir uns gegen die Dünung voran. Soeben haben wir die Maasmündung passiert, kreuzen nun vor der Küste weiter in Richtung Süden und erwarten, morgen früh Dover zu passieren. Bis auf die eine oder andere blasse Nase trotzen Schiff und Mannschaft den Bedingungen.
Fastnet Zubringer – Südlich Beachy Head
Dienstag, 9. August,19:05 Uhr
Wir segeln zurzeit bei Abendsonne im Englischen Kanal südlich Beachy Head bei 3 bis 4 Windstärken unter vollem Groß und C3 in Richtung Isle of Wight. Welch ein Gegensatz zu den vergangenen Tagen. Gestern Nacht hatten wir noch 35 kn Wind von vorn und die Wache musste sich die Salzkruste der überkommenden Gischt aus dem Gesicht waschen, und heute sitzen die Jungs mit Sonnenbrille und kurzen Hosen an Deck und erzählen sich Geschichten. Wir müssen unserem Ziel zwar entgegenkreuzen, doch die Bedingungen im Kanal sind wesentlich moderater als auf der Nordsee.
Fastnet Race – Vorbereitungen
Donnerstag, 11. August, 15:04 Uhr
Nach dreitägiger Fahrt sind wir gestern früh gegen 07:30 Uhr in Southampton in der Marina Ocean Village eingelaufen. Seit Dover hatten wir sehr angenehme Bedingungen bei westlichen Winden um 3 – 4 Bft. Die Kreidefelsen von Dover und die Seebrücke von Brighton haben wir uns aus nächster Nähe angeschaut.
In unserer Marina liegen die Yachten mit den großen Namen des Segelsports. Während ICAP Leopard tägliche Cruising-Ausfahrten unternimmt, sind die Jungs von Abu Dhabi noch kräftig am Werkeln.
Den gestrigen und den heutigen Vormittag haben wir mit Vorbereitungen und letzten Reparaturen fürs Fastnet Race verbracht. Gestern Nachmittag hat sich uns der noch am Morgen so ruhige Solent von seiner ruppigen Seite gezeigt. Bei SW mit 6 bis 7 Windstärken steht dort eine richtig schöne Welle. Nach dreistündigem Regattatraining waren Schiffer und Crew voller Vorfreude auf Fish & Chips und ein paar kühle Biere in Cowes. Dank einer ausgiebigen Shopping-Tour einiger Crewmitglieder können wir nun ein wenig Gewicht sparen: Die alten Segeljacken wurden durch neueste leichte Funktionskleidung ersetzt, die man hier günstig kaufen kann. Von all den Strapazen der Hinreise haben wir uns im „Anchor Inn“ erholt.
Die Sicherheitsinspektion durch einen Beauftragten des RORC am Donnerstagnachmittag verlief unaufgeregt und ohne Beanstandungen.
Fastnet Race - Trainingstag
Freitag, 12. August, 17:17 Uhr
Wir kehren gerade von einem Trainingsschlag auf dem Solent nach Southampton zurück. Bei südwestlichen Winden um die 15 kn und Sonnenschein hatten wir optimale Bedingungen. Auch unsere Konkurrenten waren heute alle auf dem Wasser. Bei der „Haspa“ lagen wir heute Morgen in der Hamble Point Marina schon längsseits, um die defekt übernommene und nun reparierte C2 vom Segelmacher abzuholen. Den gestrigen Abend haben wir bei Bier und Burger im Pub „The Admiral“ ausklingen lassen. Heute Abend erwartet uns das große Feuerwerk nebst Flugschau auf der Cowes Week.
Fastnet Race – Der Vorabend
Samstag, 13. August, 23:33 Uhr
Morgen um 12:50 Uhr BST (13:50 Uhr MESZ) ist endlich der Start zum Fastnet Race 2011. Wir haben den heutigen Tag mit letzten Vorbereitungen verbracht und uns einen ruhigen Tag gegönnt.
Der Fastnet-Start und erste Stunden
Sonntag, 14. August, 21:51 Uhr
Seit bald acht Stunden sind wir nun unterwegs. Der Start selbst verlief sehr gut, wir waren wenige Sekunden nach dem Schuss über der Linie. Dann begann eine spannende Kreuz durch die Needles mit 5 Windstärken direkt von vorn. Dabei drangen wir bis in die vor uns gestarteten Klassen vor- die Volvo 70s und Maxis hinter uns. Die Kreuz im Solent war windreich und durch den stark mitsetzenden Strom sehr anspruchsvoll.
Wir haben nun den Weg um die ersten zwei Landmarken geschafft und um ca. 20 Uhr Ortszeit den ersten kritischen Punkt „Bill of Portland“ passiert, bei dem der Strom unerwartet stark gegenan setzte. Trotzdem glauben wir, uns mit einem leichten NW-Dreher recht gut für den Weg in die Nacht positioniert zu haben und laufen nun mit ca. 9,5 kn Boat Speed und ca. 7 kn über Grund in Richtung Start Point, den wir gerne am frühen Montagmorgen mit dem Strom runden möchten.
Fastnet Race – Richtung Land’s End
Montag, 15. August, 15:35 Uhr
Unsere Nähe zu Portland Bill und der dort vorherrschende Gegenstrom scheinen uns gestern Nacht ordentlich ausgebremst zu haben. Wir sind nun wieder „back on track“ und nähern uns Land’s End bei südwestlichen Winden um die 3 Bft. mit schnellen Schritten. Die gesamte Crew sitzt auf der hohen Kante und hofft auf einen Anlieger zum Fastnet Rock. Es sieht so aus, als ob wir den Leuchtturm bei Tag bewundern dürfen.
Die Reserven beider Süßwassertanks haben wir komplett verbraucht, weil wir ja den Watermaker zur Meerwasser-Entsalzung haben. Doch als daraus heute Morgen kein einziger Tropfen zu gewinnen war, sahen wir uns schon gezwungen, unseren Flüssigkeitsbedarf in den nächsten zwei Tagen ausschließlich mit Bier und Milch zu decken. Torben hat dann in mühevoller Kleinarbeit den Watermaker wieder in Gang gesetzt und somit die Crew vor dem Verdursten gerettet.
Fastnet Race – Land’s End passiert
Montag, 15. August, 20:27 Uhr
Die „Bank von Bremen“ hat heute um 16:09 Uhr deutscher Zeit Land’s End passiert und sich auf den Weg zum Fastnet Rock gemacht. Momentan nähern wir uns bei 20 kn Wind unter C4 und 1. Reff mit ca. 9,5 kn in Richtung der Wendemarke dieser Regatta. Schiff und Crew sind wohlauf.
Im Laufe des Nachmittags nahm der Wind stark zu und blies aus südwestlichen Richtungen mit bis zu 8 Bft. Eine angekündigte Kaltfront überquerte die Keltische See. Wir hielten uns etwa 2 sm westlich der Kurslinie und konnten bei grober See den Kurs zum Fastnet Rock bis in die frühen Morgenstunden gut anliegen. Einige Tümmler begleiteten uns und konnten die Stimmung ein wenig aufhellen. Leider drehte der Wind nach Durchgang der Front auf WSW. So mussten wir die letzten Meilen zum Fastnet Rock bei abnehmenden Winden aufkreuzen.
Das harte Wetter in der Keltischen See hat einigen Yachten arg zugesetzt. Die US-amerikanische 100-Fuß-Maxi „Rambler“ kenterte nach Verlust des Kiels, die Crew konnte geborgen werden. Die „Scho-Ka-Kola“, ein Konkurrent aus unserer Klasse IORC Z, musste wegen eines Ruderschadens aufgeben. Das Hamburger Schiff wurde später mit vielen anderen unter der Rubrik „Did not finish“ verbucht.
Fastnet Rock gerundet
Dienstag, 16. August, 15:49 Uhr
Die „Bank von Bremen“ hat heute Mittag um 12:57 Uhr deutscher Zeit den Fastnet Rock gerundet. Wir werden schöne Fotos vom Leuchtturm mitbringen können. Bei strahlendem Sonnenschein und 5 Windstärken sind wir nun unter Gennaker auf dem Weg zu den Scillies.
Fastnet Race: Im Ziel
Donnerstag, 18. August, 15:31 Uhr
Der Rückweg vom Fastnet Rock zu den Scillies war taktisch sehr interessant, weil für den direkten Weg ein Flautenloch zu erwarten war. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns gegen den nördlichen, direkten Weg und wählten eine etwas südlichere Route, wo mit achterlichen Winden zu rechnen war. Tatsächlich konnten wir dort längere Zeit unter Gennaker und später unter Code 2 mit guter Geschwindigkeit segeln, obwohl der Wind in der Nacht abflaute. Erst in den Morgenstunden mussten wir einen Am-Wind-Kurs fahren, um den Leuchtturm Bishop Rock/Scillies zu passieren.
Später drehte der Wind weiter östlich, direkt aus unserer Zielrichtung. Daher mussten wir auch die restlichen 150 sm hoch am Wind segeln. Etwa 100 Meilen vor Plymouth beschlossen wir gemeinsam, bis zum Ziel „All Hands“ zu fahren. So verbrachten einige Crewmitglieder während der gesamten Kreuz von Bishop Rock nach Plymouth auf der hohen Kante. Die Idee, mit dem Tidenstrom um Lizard Point herum in die Bucht von Plymouth geschoben zu werden, hat sich in der Nachbetrachtung leider nicht ausgezahlt- zumal wir in den letzten zwei Stunden des Rennens auch noch heftigen Gegenstrom zu bezwingen hatten.
Heute Morgen um 05:04 Uhr deutscher Zeit ging die „Bank von Bremen“ dann über die Ziellinie. Nun liegen wir im Plymouth Yacht Haven und haben uns ein deftiges englisches Frühstück mit „Einlaufbier“ gegönnt.
In unserer Gruppe von 18 Teilnehmern erreichten wir als 12. Schiff das Ziel. Unter den insgesamt ca. 330 Teilnehmern belegten wir Platz 130 nach berechneter Zeit. Abends lud der Schiffer zum Essen ein und bedankte sich bei der Crew für den gezeigten Einsatz, für Disziplin und hohe Motivation während der gemeinsam auf der „Bank“ verbrachten Tage.
Samstag, 20. August
Den gestrigen Tag verbrachten wir mit Vorbereitungen für die Rückreise nach Cuxhaven. Daneben blieb auch Zeit zum Ausruhen. Am frühen Morgen fand heute der geplante Crew-Wechsel statt. Am bevorstehenden Törn nehmen teil:
- Rainer Persch, Schiffer
- Torsten Messer, Stellvertreter
- Torben Cramer, Wachführer
- Jens Oberbossel, Wachführer
- Andreas Bauer
- Christopher Koch
- Herbert Kolenda
- Jan-Hauke Neugebauer
- Dietfried Schiel
- Peter Schikora
- Heinz Steffens
Wir können in den nächsten zwei Tagen mit westlichen Winden rechnen. Ursache ist ein umfangreiches Tief nördlich von Schottland.
Plymouth – Cuxhaven
Montag, 22. August, 08.35 Uhr
Die Rückreise nach Cuxhaven läuft nach Plan. Das Ablegen in Plymouth am Samstag gegen 10 Uhr wurde von einigen Regenschauern begleitet. Unter der Südküste von England mussten wir dann für einige Stunden unter Maschine nach Osten laufen. Mit der Wetterverbesserung und südwestlichen Winden erreichten wir in der vergangenen Nacht schnell die Straße von Dover. Die Sicht war klar und der Mond brachte etwas Licht in die sonst dunkle Nacht. Gegen Morgen drehte der Wind auf NW, so dass wir jetzt mit anliegendem Kurs auf die Insel Texel zusteuern. Die Stimmung an Bord ist sehr gut und alle freuen sich auf einen neuen Segeltag. Es geht heim und Helgoland ruft!
Im Laufe des Tages verließ uns leider das Glück: Ein umfangreiches Hochdruckgebiet über Mitteleuropa sollte uns für den Rest der Reise den Wind aus östlichen Richtungen mit bis zu 6 Bft. direkt ins Gesicht blasen. Mühsam war es, die Verkehrstrennungsgebiete in der südwestlichen Nordsee zu umfahren und zwischen den holländischen Bohrinseln unser Ziel Helgoland nicht aus den Augen zu verlieren.
Am Dienstagabend, dem 23. August hatte der Wettergott schließlich ein Einsehen: Der Wind legte sich schlagartig und der äußerst ungemütliche Seegang beruhigte sich. Gegen 23:00 Uhr erreichten wir Helgoland und machten im Binnenhafen fest. Die anschließende Party im Café Krebs saß einigen Segelkameraden noch längere Zeit in den Knochen.
Wir verließen Helgoland am Mittwoch, dem 24. August um 12:00 Uhr, um die „Bank“ nach Cuxhaven zu überführen. Bei friedlichen Wetterverhältnissen konnten wir das Schiff schon für die nachfolgende Crew vorbereiten. Gegen 17:30 Uhr machten wir die Leinen in Cuxhaven (SVC) fest. Absprachegemäß verließen einige Mitsegler kurz nach unserer Ankunft wegen beruflicher oder familiärer Verpflichtungen das Schiff. Am Donnerstag, dem 25. August übergaben die verbliebenen Fastnet-Segler die aufgeklarte „Bank“ an Carl Maywald und seine Crew.
Fazit
In 18 Tagen, davon 6 Hafentage, wurde eine Distanz von insgesamt 1933 sm zurückgelegt. Davon entfallen 131 sm auf Maschinenkraft. Im gesamten Zeitraum des Unternehmens Fastnet 2011 wurde sehr intensiv gesegelt. Während etwa 70 % der Reise bekamen wir den Wind „against the nose“. Die Bequemlichkeit an Bord war daher bescheiden. Die verschiedenen Besatzungen konnten sich aber immer wieder mit teilweise schwierigen Bedingungen arrangieren und wurden dafür ja auch so manches Mal belohnt, wenn „der Dampfer richtig gut lief“.
Natürlich sind wir an den Start gegangen in der Hoffnung, einen besseren Platz in der Rangliste zu erzielen. Trotzdem hat sich die Teilnahme an diesem international mit Yachten der Premium-Liga besetzten Rennen mit seinem faszinierenden Ambiente gelohnt. Wir haben in diesen Tagen viel gelernt. Die Segelkameradschaft sollte sich auch in Zukunft am Fastnet Race beteiligen. Zum Schluss möchte ich mich bedanken bei allen Mitseglern, die mich bei den umfangreichen Vorbereitungen der Reise so tatkräftig unterstützt haben.