Moin Christian, 
wir sind seit vergangenem Jahr stolze Besitzer einer Southerly 110 (Baujahr 2010). Wir sind noch in der Kennenlernphase, aber bislang sehr zufrieden mit dem Boot.

Der Schiffskörper der 110 besteht aus Volllaminat, im Deck sind besonders belastete Bereiche laut Hersteller in Sandwich-Bauweise mit Balsa und Sperrholz ausgeführt. Alles ziemlich robust: Es gibt legendäre Fotos der "Solent Spirit", die bei 12 Meter Tidenhub im englischen Kanal "On the rocks" landete – und danach nur Lackschäden davongetragen haben soll. Trotzdem würde ich an deiner Stelle die Bereiche rund um die Bolzen der Kielplatte genau unter die Lupe nehmen. Vor allem bei frühen Exemplaren soll es hier manchmal zu Spannungsrissen gekommen sein.

Die Kielmechanik selbst ist wartungsarm und hat uns bislang nie im Stich gelassen. Etwa alle fünf Jahre sollte man die Dyneema-Leine tauschen, die den Kiel anhebt ("Pennant"). Der Haken: Kiel und Kielplatte sind aus Gusseisen und rosten entsprechend. Bei einem Bootsalter von fast 30 Jahren dürfte eine Überholung anstehen, falls das noch nicht gemacht wurde – also Kielplatte+Kiel vom Boot trennen, Sandstrahlen, neu beschichten, Bolzen festziehen und Naht abdichten. Das geht kräftig ins Geld, es gibt aber auch Southerly-Eigner, die das in Eigenregie machen. Ich würde auf jeden Fall abfragen, ob das bei dem Boot bereits erledigt wurde.

Unsere Southerly liegt an der Elbe. Falls du mal vorbeischauen möchtest oder weitere Fragen hast, melde dich gern. Die Boote haben eine große Fangemeinde, die britische "Southerly Owner's Association" sammelt viele Infos im Netz. Auch da lohnt es sich, reinzuschauen.

Handbreit, Michael