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Heyho,
nachdem ich mir im vergangenen Winter wieder einmal die Finger blutig gestochen habe, habe ich beschlossen: Es muss eine Nähmaschine her.
Was will ich damit: Segel, Sprayhood, Cockpitzelt und auch mal Klamotten flicken.
Ich habe noch nie mit einer Nähmaschine hantiert und daher null Ahnung von der Materie. Deswegen: Ist einer von euch so lieb und sagt mir, was genau so eine Maschine für meine Zwecke leisten können muss, damit ich mir die richtige kaufen kann? Vielleicht hat sogar jemand eine Typen-Empfehlung für mich (aber bitte keine Nähmaschinen-Rolls-Royce nennen, denn dafür fehlt mir schlicht die Kohle)? Gibt es ansonsten Dinge, auf die ich beim Kauf achten muss?
Vielleicht hat sogar jemand eine gebrauchte Maschine günstig abzugeben?
Vielen Dank im Voraus sagt und
fair winds wünscht
Uli
Hi Uli,
es gibt hier einen ziemlich umfangreichen Thread zum Thema Naehmaschine in dem Du vermutlich saemtliche Fragen beantwortet bekommst.
Um die Antwort kurz und uebersichtlich zu halten:
Segeltuch (Dacron) ist extrem fest gewebt und die Nadel dringt nur sehr schwer ein, auch mit der Naehmaschine. Es ist weniger die Staerke vom Motor mit der Du damit Erfolg hast, sondern mehr die inertia vom Flywheel. Im Prinzip kannst Du Haushaltsnaehmaschinen dafuer benutzen wenn Du verschiedene Kilos an Wheel-balancing-lead um das Flywheel klebst (ich kam mit 4.8 KG auf die erfolgreichere Seite).
Ungluecklicherweise belastet das zusaetzliche Gewicht und die ausgeuebte Kraft Naehmaschinen mit Plastik-Lagern enorm, aber beinahe saemtliche modernen Haushaltsnaehmaschinen sind mit Plastiklagern ausgestattet. Alte Maschinen und Professionelle Maschinen haben normalerweise Metall-Lager und koennen das ohne Zerstoerungs-Probleme ab.
Den ganzen Schnickschnack wie Bordueren-naehen etc. brauchst Du nicht. Electronische Naehmaschine brauchst Du nicht, im Gegenteil. Zick-Zack und Geradeaus-Stich ist das einzige was wichtig ist und je groesser Du die Stiche machen kannst um so besser. 4 mm Stichabstand wie bei den ganz alten Maschinen ueblich kann man zwar notfalls machen, 5 oder 6 mm sind deutlich besser.
Falls Du an einem Punkt ankommen solltest Dich zwischen einer mit Walking-Foot oder ohne entscheiden zu muessen: um Segel zu reparieren ist ein Walking-Foot eine unglaubliche Hilfe die das ganze um Welten entspannter macht. Beim Segel-naehen rollst Du den Teil der unter dem Arm durch geht ganz fest zusammen und schiebst dann beim naehen das ganze Stueck fuer Stueck durch die Maschine. Hoert sich easy an. Allerdings musst Du die andere Seite des Segels ebenfalls mit bewegen und dabei das ganze moeglichst gleichmaessig halten. Das Segel will aber nicht. Selbst wenn Du beim bewegen die Nadel tief im Segel vergraben hast wandert es in alle unmoeglichen Richtungen ab. Ein Walking-Foot dagegen hilft Dir immens dabei das Segel gleichmaessig vorwaerts zu bewegen und den Stichabstand gleichmaessig zu halten. Jeder Stich "verletzt" das Segel ein kleines bisschen. Ohne Walking-Foot kommen dabei Stichabstaende von 1 mm und manchmal sogar weniger heraus wenn Du nicht nach jedem 2. Stich stoppst egal wie die Maschine eingestellt ist. Dagegen bekommst Du mit Walking-Foot unter normalen Bedingungen den korrekten Stichabstand hin und noch dazu eine gerade Naht.
Und ja, ist wohl keine Frage dass Du mit einer Maschine mit der Du Segel reparieren kannst auch Deine Klamotten repariert bekommst.
Fuer Cockpit-Zelt, Sprayhood und Klamotten hast Du nicht die gleichen Anforderungen, denn das Material an sich laesst sich einfacher verarbeiten und Du quaelst Dich nicht mit grossen Stuecken herum. Ausserdem macht es da nicht wirklich was aus wenn der Stichabstand hin und wieder mal etwas kuerzer geraet.
Hoffe, dass Dir das fuer den Anfang schon mal weiterhilft!
Fair winds Dody
Hi Dody,
vielen herzlichen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast, um mich über die von dir genannten und offenbar wichtigsten Anforderungen an eine für meine Zwecke geeignete Nähmaschine aufzuklären - echt super von dir!
Dass es bereits einen Thread dazu gibt, hätte ich mir eigentlich denken können/müssen. Ich mach' mich gleich mal auf die Suche nach dem...
Nochmals: Allerbesten Dank!
Fair winds,
Dank' Euch beiden!
Hab' mir den Link eben mal angesehen.
Oooohhhh, 9" Armlaenge wuerd' ich auch gerne haben :-D! Dass es das in transportable gibt wusste ich damals nicht als ich meine Sailrite bestellt habe. Wirklich tragisch ist es nicht, bisher hab' ich noch jedes nur erdenkliche Segel da durchgezerrt. Aber mit 9" waere es oefter ohne ein zweites paar helfende Haende deutlich einfacher gewesen.
Einzig, das mit dem Monster-Flywheel, da hat er wohl was anderes verstanden.
Sicher, mit einem groesseren Durchmesser kann er die Maschine mit langsamer Geschwindigkeit besser kontrollieren. Das Monster-Flywheel dagegen hat den gleichen Durchmesser wie das Originale, ist aber um Welten schwerer. Nach dem gleichen Prinzip wie ich damals mit dem Wheel-Balancing-Lead ums Flywheel gearbeitet habe: um mehr inertia zu erreichen und die Nadel dazu zu bringen wie durch Butter ins Segeltuch eindringen zu koennen. Bei meiner Singer CG590 mit dem Wheel-Balancing-Lead ging das nur mit 2 Leuten: ich musste sie irgendwie zum Anlaufen kriegen und dann mussten Sue und ich gleichmaessig und moeglichst grade mit aller Gewalt ziehen (UV-Strip tauschen bei 60 m2 Genua). Vielleicht haette ich noch mehr Gewicht draufpacken sollen? Ihre industrial machine die sie sich extra fuer den Zweck gebraucht gekauft hatte ging gar nicht durch, wir haben es nicht ein einziges Mal gepackt die Nadel ueberhaupt durch das Tuch zu kriegen. Mit der Sailrite, dem Monster-Flywheel und dem Walking-Foot dagegen geht sowas ziemlich entspannt und ohne Helfer, denn fuer einen UV-Streifen hat man ja keine grosse Wurst die unter dem Arm durch muss. Die Sailrite hatte ich damals noch nicht. Das klaegliche Versagen von unseren beiden Maschinen war der Grund weshalb ich sie mir dann postwendend bestellt hatte.
Fair winds & sonnige Gruesse aus Nazaré Dody