Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr erfahren
Liebe Segelkameraden, um es vorweg zu nehmen, nein ich arbeite nicht bei Garmin und vertreibe auch keinerlei Yachtzubehör.
Ich bin seit Jahren als Skipper auf dem Wasser unterwegs. Derzeit seit fünf Jahren in der Karibik. Auch wenn die küstennahe Kommunikation immer besser geworden ist, ist man als Segler schon nach wenigen Meilen Landentfernung auf "Outdoor-spezifische" Kommunikation angewiesen.
Sofern man ein definiertes Gegenüber hat, was erreicht werden kann, hilft einem dann UKW bzw. SSB weiter. Doch meistens sind es die Verwanden in der Heimat oder Menschen, die mit Seefunk nicht viel zu tun haben, mit denen wir kommunizieren möchten.
Dann bleibt am Ende für uns Segler nur noch eine Technik über und das ist die Satellitenkommunikation. Wahrlich hat sich in den letzten Jahren hier sehr viel preislich getan und Iridium Go hat sich etabliert. Die Frage für mich stellte sich also, ob es eine Aternative gibt und wenn ja, ist diese Alternative genauso gut, besser oder schlechter.
Und es gibt sie, die Alternative. Der Inreach Serie von Garmin. Die Grundverbindung findet ebenfalls über Iridium statt und steht dem damit im wichtigsten Punkt in nichts nach.
In der Grundanschaffung ist schon einmal der erste deutliche Unterschied. Hier liegt die teuerste Varinate, der Explorer bei ca. 500 EUR und der kleinste Inreach bei 280 EUR.
Alle Geräte können über das eigene Handy bedient werden und mittels Handy kann kommuniziert werden. Möchte man selber über das Gerät kommunizieren ist dies beim Explorer am komfortabelstem. Aufgrund der Größe hat der Explorer eine deutlich länger Betriebsdauer und eine eingebaute Karte (per Download zu verändern) . Damit ist das Gerät auch vollwertig z.B. in einer Rettungsinsel zu nutzen. Deshalb aus meiner Sicht die Empfehlung für den Explorer. Wer den Kauf im Internet nicht scheut, kann ein Gerät aus den USA bekommen und mit einem Kartenupload in vollem Umpfang nutzen. Hier lässt sich Bares sparen.
Nun zu dem System. Die Geräte sind bis auf den GPS- Empfang und die Karte ohne Vertrag genauso nutzlos wie ein Iridium-Gerät.
Somit benötigt man einen Vertrag mit Garmin. Hier gibt es jährliche Verträge auf die ich aber nicht näher eingehen werde. Sie sind für Vielnutzer sicherlich interessant. Für uns Segler ist vielmehr die Variante der monatlichen Verträge interessant. Um diese zu buchen, muss man sein Gerät anmelden und eine Jahresgebühr von 29 EUR zahlen. Jetzt kann man jeden Monat unterschiedliche oder eben keine Verträge buchen.
Diese sind deutlich günstiger als bei Iridium.So fangen sie derzeit bei 15 EUR monatlich an und enden bei der "Flatrate" um die 80 EUR.
Wichtig ist, dass der Vertrag jeweils zum Ende des Monats beendet wird, sonst verlängert er sich. Ich empfinde diesen Umstand jedoch als Segler sehr von Vorteil. Denn wer schon einmal mit einer aktivierten Iridiumkarte nach einer Woche Verspätung zur Atlantiküberquerung aufgebrochen ist, weiß wie eng es am Ende mit dem Monatsvertrag werden kann und wenn der dann vorbei ist, dann ist er vorbei.
Was kann ich nun mit dem Iridum machen, was der Garmin nicht kann. Hier gibt es eine eindeutige Antwort: Telefonieren.
Die Kommunikation richtet ihren Schwerpunkt beim Garmin auf das Erstellen von Trackpunkten und die Kommunikation mittels "Nachrichten". Dieses aber ohne Limit im "Flatvertrag" von ca. 80 EUR.
Wer unbedingt Quatschen will, der muss hier aussteigen. Doch für mich steht die Kommunikation im Vordergrund und wenn jedes Crewmitglied drei Mal am Tag das Bedürfnis hat seiner Frau oder seinen Kindern zu berichten, dann ist dies mit Garmin möglich und zwar für jeden an Bord.
Ebenso kann alle zwei Minuten live getrackt werden. Das kostet Batterie und ist auch nicht erforderlich. Die Übersicht über den Standort kann im Internet für jedermann oder nur mit Passwort sichtbar gemacht werden. Ebenso lässt sich hier ein Blog mit Nachrichten für die Leser einrichten. Kommen wir jetzt aber zu dem, was dieses Gerät für mich am sympathischen macht. Es ist der SOS Knopf. Er befindet sich an der Seite und ist mittels einer Klappe verdeckt. Gedrückt gehalten, zählt das Gerät einen Countdown und sendet einen Notruf ab.
Im Gegensatz zur Epirb sitzt man nun aber nicht vor einem blinkenden "Etwas" mit der Hoffnung irgendwer wird mich schon hören. Nein, es meldet sich umgehend die Notrufzentrale aus den USA per Nachricht. Es handelt sich hierbei um ein riesiges "Rescue-Center" welches 24/7 besetzt ist und in über 230 Sprachen agiert. Diese Kommunikation ist kostenlos. Somit bekommt man die Antwort und die Bestätigung,dass der Notruf empfangen wurde und die Frage nach den Umständen des Notrufes. Antwortet man hier nicht, wird das volle Programm gefahren. Man kann jedoch auch lageangepasst antworten. Es besteht ein dierkter Draht zu z.B. Ärtzen.
Jeder stelle sich jetzt einmal den Unterschied zur Epirb vor. Du kannst in einer ernsten Lage Deiner Crew sagen: " Sie haben unseren Notruf bestätigt, es kommt Hilfe."
Man kann jedoch auch einen Notruf abgeben, der nicht gleich die Welt in Bewegung setzt. Wie z.B, "eines meiner Cremmitglieder hat seit zwei Tagen stärker werdene Bauchschmerzen und Fieber." Auch jenseits des Boots geht natürlich jede erdenkliche Situation. Garmin wirbt z.B. damit, dass jemand in Schnee stecken geblieben ist. Nicht unbedingt super bedrohlich, aber in den Bergen kann es schon zum Problem werden.
Die Notrufzentrale in den USA arbeitet wie gesagt in solchen Fällen "kostenlos" was aber nicht unbedingt immer für die Rettung der Fall sein wird. Auch wenn in vielen Fällen in der Welt Rettung kostenfrei ist, kann man sich hier für ganz schmales Geld bei dieser Organisation für mögliche Kosten versichern. Ich meine mich zu erinnern, dass es 12 EUR im Jahr waren für 100.000 EUR Rettungskosten. Alles im allen ein guter Service, der sehr vertrauenserweckend ist.
Soweit zum Notruf. Ein großer Pluspunkt ist auch die Akkulaufzeit. Sie beträgt locker 30 Tage bei Garmin, wenn das Tracking nicht dauerhaft stattfindet. Geladen wird über USB. Zur Not geht also auch eine Solarpowerbank in der Rettungsinsel.
Alles im allen für mich ein "Allrounder" den man nicht nur zum Segeln benutzen kann. Die Kommunikation zur Außenwelt ist dauerhaft sichergestellt und das ist für mich das Wichtigste. Ich habe ein Gerät, was ich in die Jacke stecken kann. Wasserdicht und robust.
Fazit ist, wer telefonieren für unabdingbar hält, der kommt um Iridium Go nicht drum herum. Wer aber günstig mit der gleichen Qualität an die Außenwelt angebunden sein möchte, hat hier einen deutlichen Vorteil.
Ebenso gut zu wissen, dass es dort jemanden gibt, der einem per Notruf mit Rat und Tat zur Verfügung steht.
Könnte man also auf die Epirb verzichten? Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen. Doch hat die Ebirb jedoch auch ihre Stärke. Sie sendet für die örtlichen Suchkräfte ein Peilsignal mit dem man z.B. per Flugzeug oder Schiff treffsicher zu finden ist.
Liebe Grüße
Chris
Hallo Chris,
vielen Dank für den Überblick und die super Zusammenfassung. Du bist im Thema so gut mit eigenen Erfahrungen drin, dass ich dir eine Frage stellen möchte: Ist es auch möglich, mit dem Gerät Wetterdaten/Gribfiles/... zu empfangen und auf den PC zu übertragen, um sie dort weiter zu verarbeiten?
Beste Seglergrüsse vom Häwelmann
Schön, dass Dir der Bericht gefallen hat. Ich muss ehrlich sagen, dass ich dies nicht genau weiß. Es gibt wohl die Möglichkeit über Fremdanbieter komplette E-Mails zu empfangen, die dann auch Gribfiles enthalten können.
Was nicht funktioniert ist das direkte Abrufen von Gribfiles. Für jedoch einen Euro bekommt man, wie unten beschrieben einen perfekten Seewetterbericht. Für jemanden, der aber unterwegs gerne Wetter hätte und dies selber abrufen möchte ist mit Sicherheit das Iridium ein bessserer Kandidat.
Ich selbst verzichte als Skipper bei Törns auf abrufbaren Wetterbericht. Die Daten die man selbst über Iridium bekommt, sind vom Datenvolumen begrenzt und mann kann erst recht nicht mehrere Vorhersagen vergleichen.
Dafür bin ich dann abhänging von jemanden der mich als "Freund" im Auge hat und dem ich vertrauen muss. Dieser kann in der Heimat dann alle Wetterberichte der Welt in Ruhe studieren und mit sein Ergebnis mitteilen. Bei einer für mich unklaren Wetterlage kann ich ebenfalls zurückschreiben und darum bitten aktuelles Wetter "zu schicken".
Klar ist man dann abhängig von jemanden. Aber mal ehrlich, wann machen wir große Transatlantiktörns und wie lange. Für diesen Zeitraum findet sich dann immer ein guter Mensch der sich dieser Aufgabe widmet. Auch ich habe dieses Jahr mehrere Yachten wettertechnisch begleitet. Wenn es dann brenzlig wurde wie z.B. im jetzigen Mai und ein Sturm aufzog in Richtung Azoren, dann braucht man Daten, Atlernativen und jemanden der im warmen die Nerven und Ruhe hat, wie in meinem Fall drei Stunden das Wetter auszuwerten und dann kompakte eine Lösung und Lage der Situation schickt.
Wir und dazu zähle ich auch mich sind halt oft nicht alle mit den Nerven eines Erdmanns beglückt und sitzen dann bei fünf Meter Welle im Salon und versuchen in aller Ruhe mit unserem Iridium Wetterdaten zu bekommen.
Am Ende muss es halt jeder für sich entscheiden. Und wie ich eingangs schrieb, es gibt halt auch Stärken des Iridiums.
Ahoi Chris