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Als ich die INFINITY übernommen hatte, stellte sich die Frage wie man ein vernünftiges Energiekonzept umsetzen kann. Der Voreigner hat bei dem jahrelangen (1998 – 2015) Refit des Bootes einen Landanschluß vorgesehen. Der Generator wurde durch einen neuen ersetzt (Onan 10kW). Der alte Generator versorgte vorher das Schiff mit 230V und es war kein Landanschluß vorhanden.
Bei dem neu eingebauten Landanschluß war jedoch kein Trenntransformator vorgesehen. Ich war froh, dass das Boot nach dem Refit nur zwischendurch kurz im Wasser war. Die Zinkanoden sind zwar sehr großzügig ausgelegt und zusammen viele Kilogramm schwer. Man konnte jedoch die 12 Wochen im Wasser, deutlich am Abtrag der Anoden sehen. Ohne Trenntransformator hätte es früher oder später sicher Elektrolyse Schäden am Rumpf gegeben. Beim Messen stellte ich 300 Milliampere Stromfluss zwischen dem Schutzleiter des Landanschlusses und dem Rumpf fest. Ein derartiger Stromfluss bedeutet, dass sich das ganze Boot wie eine große, kurzgeschlossenen Batterie verhält. Zuerst werden die Zinkanoden aufgelöst und wenn diese nicht mehr vorhanden sind, löst sich das Aluminium des Rumpfes auf. Aus diesem Grund habe ich nach der Übernahme des Bootes, als aller erstes einen Trenntransformator eingebaut. Dieser trennt die interne Stromversorgung des Bootes vom Landstromanschluss galvanisch. Dadurch ist der obige Stromfluss nachhaltig unterbrochen und nicht mehr messbar. Ein Problem mit dem Trenntransformator hatte ich dann aber doch. Das Teil machte einen ziemlichen Krach. Das Brummen ging einem ziemlich auf die Nerven. Erst als ich es in die Backskiste verband habe wurde es erträglicher. Da Infinity aus Alu ist hat sich das Brummen aber trotzdem auf den ganzen Rumpf übertragen. Erst als ich den Trenntrafo auf eine Aluplatte montiert habe und diese dann mit Gummidämpfern an den Rumpf geschraubt habe, war Ruhe im Schiff.
Im Hafen hat jetzt alles sehr gut funktioniert, solange der Landstrom genügend Power hatte und die Sicherung am Steg nicht rausfliegt. INFINITY hat kein Gas an Bord. In der Pantry ist alles auf 230V ausgelegt. Der Glaskeramikherd benötigt ebenso wie die Mikrowellen/Backofen Kombination, der Wasserkocher und die Kaffeemaschine einen 230V Anschluß. Beim Segeln und in Häfen mit schwachem Landstrom musste immer der Generator gestartet werden. Der hat mit 10kW Ausgangsleistung genügend Power für alle Verbraucher. Für einen Kaffee oder einen Tee jedesmal den Generator starten ist jedoch wirklich nervig. Auch ist das für den Generator nicht das Beste wenn er nur für ein paar Minuten läuft und dann wieder abgeschaltet wird.
Es musste also eine andere Lösung her. Von Victron Energy gibt es Lade/Inverter Kombinationen (MultiPlus Serie), die mehr als Ladegerät und Inverter in einem sind. Die Geräte können bei schwacher Absicherung am Steg, die nötige Energie aus den Batterien zuliefern. In der Praxis sieht das so aus, dass man an einem Bedienpanel einstellt wie viel Ampere über den Landstrom zur Verfügung stehen und wenn man mehr Energiebedarf hat, wird über den integrierten Inverter der Rest dazu geliefert. Wenn man dann mit dem Kochen fertig ist wird automatisch die den Batterien entnommene Energie wieder zurück geladen. Der Generator musste bei uns seither am Steg nicht mehr gestartet werden. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass man immer 230V im Schiff zur Verfügung hat. Immer wenn der Landstrom nicht zur Verfügung steht, liefert das Gerät bis zu 3000 Watt. Die Geräte laufen einfach weiter, ohne dass man was machen muß. Wir können jetzt auch beim Segeln jederzeit den Wasserkocher, die Kaffeemaschine oder sonst was nutzen, ohne den Generator starten zu müssen. Wenn die Batterien geladen werden müssen, kann das über den Landstromanschluß, den Generator oder die Lichtmaschinen der Hauptmaschine erfolgen. Als Notfall-Lösung ist an Bord noch ein mobiler Generator (Honda EU20i) mit 2 kW Leistung vorhanden.
Die Service-Batteriebank der INFINITY besteht aus vier AMG-Batterien mit jeweils 260Ah, die zu 24v zusammengeschaltet sind. Das reicht wenn wir vor Anker sind für drei Tage. Dann sind den Batterien ca. 40-50% entnommen und sie sollten wieder aufgeladen werden. Mit dem Generator laden wir sie dann normalerweise wieder auf etwas über 80% ihrer Kapazität auf. Wenn wir einigermaßen sparsam mit der elektrischen Energie umgehen, bedeutet das 2-3 Stunden Generatorlaufzeit alle drei Tage. Die Batteriekapazität wird mit einem Batteriemonitor von Victron gemessen. Als besonderes Gadget hat der Batteriemonitor eine Bluetooth Schnittstelle und man kann mit dem iPhone bzw. dem iPad alle möglichen Parameter und die Historie der Batteriebank anschauen.
Das Bugstrahlruder und die Rollanlage haben eine eigene kleine Batteriebank (2x90Ah AMG) welche über ein eigenes Ladegerät aufgeladen wird, das im 230V Bordnetz hängt.
Die Starterbatterien (2x140Ah) der Hauptmaschine werden über eine Lichtmaschine (1600Watt) aufgeladen, die über Trenndioden auch gleichzeitig die Servicebatterien auflädt. Am Hauptschaltpanel der INFINITY gibt es einen Emergency Schalter, mit dem man die Service-Batteriebank mit den Starterbatterien der Hauptmaschine zusammen schalten kann. So kann man sich im Notfall selbst Starthilfe geben.
Die Starterbatterie (1x145Ah) des Generators wird über die Lichtmaschine des Generators aufgeladen und ist ansonsten völlig autark.
Bis jetzt gibt es auf der INFINITY keine alternativen Energiequellen. Aufgrund der Tatsache, dass der Bedarf an elektrischer Energie des Bootes relativ hoch ist, ist mir nicht klar wie viel z.B. Solarzellen bringen würden. Sobald ich da ein besseres Bild und Erfahrung habe, werde ich berichten.
Das beschriebene Energiekonzept hat sich auf der Infinity in der Praxis bis jetzt sehr gut bewährt. Hier die gesammelten Erkenntnisse in einer kurzen Zusammenfassung.
Schlussbemerkung: Alle Marken und Typangaben in diesem Beitrag dienen nur der Information. Es gibt sicher auch andere Marken und Typen, die ähnlich gut funktionieren. Ich kann aber nur beschreiben, was in der INFINITY tatsächlich verbaut ist und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe.
Vielleicht helfen die Informationen ja dem Einen oder Anderen bei den eigenen Überlegungen.
Viele Grüße von der Segelyacht INFINITY,
Martin
http://sailing-yacht.de
Sehr geehrter Herr Schiller,
zu Ihrem Energiekonzept habe ich keine Meinung. Es wird so schon passen. Aber zum Baujahr Ihrer Nordia
im Bericht der letzten Yacht habe ich schon eine Meinung. 1995 wurde nur eine Nordia 55 für ein engl.Ehepaar
gebaut, die "Truant of Sark" . Steht im Netz bei Berthon Int. zum Verkauf.1994 wurde meine Nordia 54 gebaut. Ihr Schiff muß wesentlich älter sein- ich
denke 1985 bis 1987.Van Dam baute seit mind. ca.1989 kein Holzdoghaus mehr.
Mit besten Grüßen
Walter Riedl
Hallo Herr Riedl, sie haben da völlig recht. Das Boot ist Baujahr 1985. Habe aber auch nie etwas anderes behauptet. Den Beitrag in der Yacht kenne ich im genauen Wortlaut noch nicht, da ich kein Abonent bin.
Ihre Fachkenntnis zu Nordia Van Dam finde ich beeindruckend.
Viele Grüße aus Spitzbergen,
Martin Schiller
Guten Abend Herr Schiller,
vielen Dank für Ihre Antwort.Ja es ist richtig daß bei mir eine besondere Beziehung zu van Dam besteht.
Zuerst habe ich ca. 15 Jahre von einer Nordia geträumt, als ich erstmals eine Nordia in Düsseldorf sah und endlich 1993
konnte ich eine in Auftrag geben.Ich bekam ein Schiff mit Familienanschluß, da die beiden Brüder Robert und
Adrian van Dam ganz besonders sind bzw. waren.Diese Schiffe wurden nicht fabriziert sondern mit Liebe und
Sorgfalt "erschaffen".Deshalb habe ich nach 23 Jahren meine Nordia immer noch, habe große Überseereisen
gemacht und nie nur einen Hauch von Unsicherheit verspürt.Leider mußte der Schwiegersohn von Robert
van Dam die Werft stilllegen,da die Qualität die geboten wurde nicht mehr bezahlt wurde im Laufe der Banken-
krise.Leider geht es meistens so, die Guten verschwinden und die Schlechten bleiben - mit wenigen Ausnahmen.
Haben Sie viel Freude und Spaß mit Ihrer Nordia,
beste Grüße W.Riedl
Guten abend Herr Schiller,
habe mit grossem Interesse ihren Artikel zu den Lithium Batterien gelesen. Ich bin schon eine ganze Weile auf der Suche nach einer Software die eine so schöne Darstellung der Verschaltung darstellt wie sie das mit den Victron Komponenten gezeigt haben.
Wir haben auf unserem Katamaran "KALEA" ebenfalls Victron Komponenten.
Können sie mir da weiterhelfen. Bekommt man solche Software von Victronics? Oder ??? welche Software wäre möglich wo auch dei Komponenten mit abgebildet werden können.
Vielen Dank im Voraus
Mit freundlichen Grüssen
Walter Haag