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letzter Beitrag 19.01.16 um 18:48 von  Endo2
Erfahrungsbericht: Einbau einer Heizung - Ganzjährig an Bord leben
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Martin Schiller
Skipper
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Posts:26


--
18.12.15 um 12:22

    Seit mehrern Jahren Wohne ich ganzjährig auf meinem Segelboot. Diesen Sommer habe ich mich vergrößert und die INFINITY (53ft Alu Ketsch) hatte noch keine funktionierende Heizung.

    Der Winter kommt mit Sicherheit. Aus diesem Grund hab ich in den letzten Wochen eine Zentralheizung in die INFINITY eingebaut. Man kann es jetzt überall kuschelig warm machen und das Klima ist sehr angenehm an Bord.

    F36D7451

    Die ursprünglich eingebaute Warmluftheizung war defekt. Mit dem Nahen des Winters gab es Handlungsbedarf. Bei Warmluftheizungen verfüge ich über langjährige Erfahrungen. Sie funktionieren eigentlich recht gut und zuverlässig, haben jedoch auch eine ganze Reihe von Nachteilen.

    • Man hat immer ein Geräusch von der ausströmenden Luft.
    • Der Wirkungsgrad ist nicht sonderlich gut, da kalte Luft von außen angesaugt und diese dann erhitzt in das Schiff geblasen wird. Die gleiche Menge Luft entweicht dann durch die Doraden nach außen. Da warme Luft aufsteigt und Doraden zwangsläufig in der Decke sind, entweicht warme Luft nach außen.
    • Das Klackern der Kraftstoff-Förderpumpe kann nervig werden.
    • Es zieht im Schiff und die Wärmeverteilung ist nicht perfekt.
    • Der Boiler muß mit Strom betrieben werden.

    Das hört sich alles schlimmer an als es in Wirklichkeit ist. Hab ich doch etliche Winter auf der XENIA II verbracht und bin gut damit klar gekommen. Trotzdem wollte ich für INFINITY auch die Alternativen untersuchen. Von anderen Heizungen hatte ich keine Ahnung. Im ersten Schritt war also Einarbeitung angesagt. Was gibt es für Heizgeräte? Soll es ein dieselbetriebener „Reflex“ Ofen werden, der ganz ohne elektrische Energie auskommt? Diese Öfen haben Vorteile:

    • Viel angenehme Strahlungswärme
    • Benötigen keiner elektrische Energie
    • Relativ einfache Installation
    • Extrem hohe Zuverlässigkeit
    • Fast lautlos

    Und Nachteile:

    • Benötigen ein relativ großes Loch im an sonst wasserdichten Deck für den Kamin.
    • Sind umständlich mit vorheizen und Streichhölzern anzumachen.
    • Schalten sich bei Lage ab.
    • Holen den Sauerstoff der zur Verbrennung benötigt wird, aus dem Innenraum.
    • Wärmeverteilung im ganzen Schiff funktioniert nur wenn man Heizkörper installiert, die dann eine Umwälzpumpe benötigen (Stromverbrauch)

    Oder soll es besser ein vollautomatisches „Webasto“ Heizgerät werden? Diese funktionieren ungefähr so wie man es von einer Zentralheizung zuhause her kennt. Über einen Diesel betriebenes Heizgerät wird Wasser erhitzt und dieses dann über eine Umwälzpumpe in die Heizkreise zu den Heizkörpern und dem Boiler gepumpt. Das Heizgerät hält die Temperatur des Wassers konstant. Die Temperaturregelung geschieht in den Kammern durch die Thermostate an den Heizkörpern.

    Nachteile:

    • Aufwändige Installation
    • Nicht so zuverlässig wie ein „Reflexofen“ da die Technik deutlich komplexer ist.
    • Lauter als ein „Reflexofen“, da der Brenner, die Kraftstoff-Förderpumpe und die Umwälzpumpe potentielle Lärmquellen sind.
    • Es wird elektrische Energie für den Brenner und die Umwälzpumpe benötigt.

    Vorteile:

    • Man muss nur einschalten und es wird warm. Alles geht automatisch
    • Sehr gute Wärmeverteilung im Schiff. Es gibt keine kalten Ecken.
    • Wenn man das Rohrsystem sorgfältig isoliert, bekommt man einen hohen Wirkungsgrad.
    • Sparsam im Betrieb.
    • Man kann jede Kammer individuell in der Temperatur regeln.
    • Mit Alu-Heizkörpern wird es sehr schnell warm im Schiff.
    • Viel angenehme Strahlungswärme.
    • Funktioniert auch bei Lage (beim Segeln)

     

    Nach reiflicher Überlegung hab ich mich dann für ein Webasto Heizgerät Thermo Pro 90 entschieden. Als erstes war der Energiebedarf zu berechnet. Dazu muss man die zu beheizende Fläche aus den Bauplänen des Schiffes ausgemessen. Die INFINITY hat eine zu beheizende Fläche von ca. 40 qm. Diese Fläche multipliziert mit 200 Watt/qm, was eine benötigte Heizleistung von ungefähr 8 kW ergibt. Ausgewählt hab ich dann das Heizgerät „Webasto Thermo Pro 90 Marine“ mit einer Spitzenleistung von 9,1kW. Da ich keine Erfahrung mit Wasserheizungen auf Schiffen hab, holte ich mir noch das OK der Technischen Abteilung von Webasto, die meine Berechnungen und Annahmen überprüfte. Der Techniker war kompetent und hilfsbereit. Beim Rohsystem hab ich mich an seine Empfehlung gehalten und Alu-Verbundrohr installiert. Der Hauptheizkreis ist in 20×2 mm ausgeführt und die Nebenkreise haben 16×2 mm.

    F36D7455

    Bei der Auswahl der Heizkörper hab ich mir schwerer getan. Als erstes stellt sich die Frage nach dem Material. Stahl oder Aluminium? Stahl bekommt man in jedem Baumarkt günstig  in vielen Standardgrößen. Jedoch hat man bei einem Schiff das Problem, dass die Standardgrößen nicht unbedingt dort hinpassen, wo die Heizkörper hin sollen. Stahl-Heizkörper sind bei gleicher Heizleistung größer als Alu-Heizkörper, welche eine ungefähr fünf mal höhere Wärmeleitfähigkeit haben. Aluheizkörper heizen sich in der Folge viel schneller auf und sind zudem leichter.

    Vieles spricht für Heizkörper aus Aluminium. Im Internet hab ich dann einen Hersteller gefunden der Alu-Heizkörper so herstellen kann wie man sie  braucht.

    Für den Einbau einer Heizungsanlage in ein Boot benötigt man:

    • Heizgerät in Marineausführung mit welchen folgendes Zubehör mitgeliefert wird
      • Umwälzpumpe
      • Kraftstoff-Förderpumpe
      • Zubehör für Elektroanschluß
      • Abgasrohr
      • Schalldämpfer
      • Bordwanddurchführung
    • Hitzefestes Isolationsmaterial für den Abgasstrang
    • Rohrsystem mit entsprechenden Fittings
    • Isoliermaterial für die Rohre und Fittings
    • MAG Membranausgleichsgefäß
    • Überdruckventil
    • Kesselfüllventil
    • Heizkörper und Thermostate

     

     

    Nachdem die Heizung eingebaut war, kam der erste Testlauf. Das Ergebnis war bezüglich der Wärme sehr überzeugend. Jedoch enttäuschte mich die die Geräuschkulisse. Da gab es dringenden Optimierungsbedarf. Dazu musste erst mal rausgefunden werden, was den Krach macht. Die Kraftstoff-Förderpumpe war nicht zu hören. Die Umwälzpumpe war der größte Krachmacher. Die Vibrationen waren sogar noch in den entfernten Heizkörpern zu spüren. Nachdem ich den Heizkreislauf über ca. 50 cm lange Schläuche von dem Rohrsystem entkoppelt hatte war die Geräuschkulisse erstmal in einem Bereich, dass man damit leben konnte. Nachts jedoch nervte ein leises aber doch deutlich wahrnehmbares brummen im Schiff. Die Lösung hierfür waren Gummipuffer zwischen Heizgerät und den Befestigungspunkten. Nachdem ich diese eingebaut hatte war Ruhe im Schiff. Man hört jetzt nur noch leichte Fließgeräusche in den Heizkörpern wie man sie von Zentralheizungen in Gebäuden kennt.

    F36D7456

    Auf der INFINITY wird die Heizung aus dem Tagestank gespeist. Mit Hilfe des durchsichtigen Steigrohres und eines Meterstabs kann man sehr exakt bestimmen wie viel Diesel die Heizung verbraucht. Erstaunt hat mich wie direkt sich eine sogfältige Isolierung des Rohrsystems auf den Verbrauch auswirkt. Ich kann jedem der eine Wasserheizung in sein Schiff einbaut nur empfehlen, das Rohsystem zu isolieren.

    TD-Admin
    Segler
    Segler
    Posts:5


    --
    18.12.15 um 20:07

    Diesen Bericht findet Ihr jetzt auch unter AUF HOHER SEE -> SEEMANNSCHAFT : http://www.trans-ocean.org/Bericht-...Bord-leben

    SY Stenella
    Kommodore
    Kommodore
    Posts:132


    --
    19.12.15 um 01:57
    Ausgezeichneter Erfahrungsbericht! Danke Martin!
    Das entspdicht exakt meinen Überlegungen. Trotzdem war ich bis jetzt unsicher wegen des hohen Aufwands und den tausend Komponenten. Deshalb haben wir das Refit schon abgeschlossen, ohne bisher eine Heizung verbaut zu haben. Jetzt werde ich mal ans Vergleichen der verschiedenen Warmwasser Zentralheizungen gehen. Ist Deine mit 9,5kw nicht überdimensioniert?
    Martin www.stenella.de
    Martin Schiller
    Skipper
    Skipper
    Posts:26


    --
    19.12.15 um 17:17

    Hallo Martin, das mit der Heizleistung find ich nicht ganz einfach. Es kommt natürlich schon darauf an, was du für Törns machst. Ich lebe ganzjährig auf dem Boot und da kann es schon mal vorkommen, dass ich ein paar Wochen eingfroren, bei zweistelligen Minusgraden im Eis liege. Mit meinem  vorherigen Boot (Hallberg Rassy 38) hatte ich mehrfach diese Situation. Wenn dann die Heizung zu schwach ausgelegt ist, wird es echt ungemütlich. Wenn Du jedoch vorrangig im Mittelmeer unterwegs bist, ist die erforderliche Heizleistung bestimmt eine andere. Die technischen Daten unserer Boote sind ja recht ähnlich http://sailing-yacht.de/home/techni...aten 
    Meine INFINITY ist zwar in Aluminium gebaut, was eine wesentlich höhere Wärmeletfähigkeit (Wärmeverlust) als GFK hat, dafür ist sie aber aufwändig isoliert (über der Wasserlinie).

    Viele Grüße von der Nordsee,
    Martin

    SY Vigo
    Kommodore
    Kommodore
    Posts:159


    --
    19.12.15 um 17:37

    Toller Bericht, ganz herzlichen Dank dafür! Bei uns ist es genauso wie bei Martin Knauff. Wir haben die Entscheidung, welche Heizung wir bei uns einbauen, auch noch vor uns hergeschoben. Bei der Überlegung, wie hoch die Heizleistung ausgelegt sein sollte, würde ich mich allerdings weniger von der Grundfläche als vielmehr vom Raumvolumen leiten lassen.

    Fair winds

    Bettina Heüveldop

    www.sy-vigo.de
    GermaneDB4070
    Segler
    Segler
    Posts:6


    --
    28.12.15 um 16:25

    Vielen Dank für den sehr hilfreichen Bericht. Er kommt genau zu der Zeit in der wir die von Dir beschriebenen Erfahrungen mit unserem Relfex-Ofen machen. Wir wohnen zwar nicht auf dem Boot (Glacer40, Stahl), nutzen aber jede Gelegenheit den Winter auf ihm zu verbringen. Da das Boot auch in den folgenden Wintern hier in den Niederlanden im Wasser verbleiben wird, werde ich wohl in nächster Zeit ebenfalls eine Warmwasserheizung einbauen.
    Hast du auch eine Warmwasserversorgung für Frischwasser über die Heizung laufen? Ich konnte nach erster oberflächlicher Suche kein solches Zubehör bei Webasto finden. Falls ja, wäre ich über einige Informationen zu Gewicht, Maßen und Zubehör dankbar.

    Grüße
    Dirk

    SY Germane

    www.tauchservice-am-see.com

    SY-DELLE
    Senator
    Senator
    Posts:461


    --
    13.01.16 um 20:01
    veröffentlicht von TD-Admin am 18.12.15 um 20:07

    Diesen Bericht findet Ihr jetzt auch unter AUF HOHER SEE -> SEEMANNSCHAFT : 

    Da gehört die Abhandlung sicher auch hin, nur Gio, da kann man z.Zt. (ich) keine Ergänzung als Kommentar einfügen, oder ?
    Deshalb ist es sicher gut, dass er auch noch im Forum stehen bleibt... 

    Wenn Dir der Thread-Eröffner jetzt noch erlaubt, ihn aus dem Ordner HEIMKEHRER in die Technik stellen zu dürfen, dann wird er auch später sicher einfacher gefunden und ergänzt werden können (z.B. Fragen u Antworten)
    Ich habe eine Gegendarstellung vom REFLEX in meiner HP eingestellt
    http://dein-globus.com/wasser-wege/6-sy-delle-alu-eigenbau/69-delle-bedienhinweise/diesel-reflex-ofen

    meint bis denne - jr-DELLE

     

    die Tatsachen, als Wahrnung zu ähnlichen Aktionen, einer CREW kostenlos eine Yacht zur Verfügung zu stellen, findet Ihr unter www.DEIN-Globus.com + INSTA: sy_delle39 - auf ein Strafverfahren wird seit dem 96.9.22 bisher gewartet
    MERGER
    Senator
    Senator
    Posts:263


    --
    18.01.16 um 16:41

    Ich habe das Thema hierher in den Bereich Technik verschoben.

    Martin

    Martin, SY MERGER - Moderator
    Endo2
    Segler
    Segler
    Posts:12


    --
    19.01.16 um 18:48

    Hallo zusammen, hier ist ein Erfahrungsbericht von der Endo2

    Wir haben eine Skorpion4 von Feltz aus Alu. 16mx5x2m  Wir Wohnen bis auf Ausnahmen an Bord.Wir haben eine Kabola-Heizung mit Warmwasser und normale Heizkörper an Bord. Unsere Temperatur, auch bei jetzt -ca 6 Grad, wir liegen im Wasser, ist bei 20 Grad. Mollig warm und das Wasser für die Duschen ist auf 60 Grad eingestellt. Was wollen wir mehr!! Wer mehr erfahren möchte ....mail an Huko43972@aol.com

    Bis bald Udo John

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