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Hallo Dieter,
die Bedeutung von DSC im Kurzwellenbereich wird von Neulingen regelmäßig überschätzt. Ich kenne niemand (und ich kenne viele sowohl See- als auch Amateurfunker mit KW an Bord), der im Kurzwellenbereich DSC wirklich nutzt. Warum das so ist versteht man erst, wenn man sich näher damit beschäftigt.
DSC (Digital Select Call) ist ein Verfahren bei dem auf festgelegten Frequenzen ein Ruf übertragen wird, der das oder die angesprochenen Funkgeräte automatisch aktiviert. Auf UKW gibt es dafür genau eine Frequenz und dort funktioniert das auch ganz prima.
Auf Kurzwelle ist das alles ein bisschen komplizierter. Die Reichweite der verschiedenen Frequenzen ist nämlich abhängig vom sogenannten Funkwetter sehr unterschiedlich. Deshalb gibt es dort über den ganzen Bereich verteilt mehrere Frequenzen auf denen der DSC übertragen werden kann. D.h. für den Empfänger, dass er alle diese Frequenzen parallel abhören muss, denn man weiß ja im Vorhinein nicht, wann auf welcher DSC-Frequenz ein Ruf herein kommt. Das ist sehr aufwändig, weil die dafür geeigneten Funkgeräte für alle diese Frequenzen intern jeweils einen eigenen Empfänger haben müssen.
Bei im Yachtbereich üblichen Seefunkgeräten scheut man aus Kostengründen diesen Aufwand und verwendet nur einen Empfänger der die DSC-Frequenzen der Reihe nach abscannt. D.h. der Empfänger hört jeweils für ein paar Sekunden eine Frequenz ab. Wenn dort kein Ruf eingeht, schaltet er auf die nächste usw. Dieses Verfahren hat den Nachteil, dass DSC-Rufe verloren gehen können, wenn sie gerade in der Zeit eingehen, in der der Empfänger eine andere Frequenz abhört. Dies ist der Grund, warum solche Geräte in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr zulassungsfähig sind. Geräte mit parallelen Empfängern sind demgegenüber für den Yachtbereich viel zu teuer. Als Folge davon gibt es in DL keine zugelassenen KW-Seefunkgeräte mehr. Die Firma ICOM als großer seriöser Anbieter solcher Geräte hat deshalb deren Vertrieb in DL eingestellt. Händler, die sie hier anbieten beziehen sie aus dem Ausland. Legal betrieben werden sie nicht.
Dieser Umstand hat zur Folge, dass in der Praxis durchweg nicht zugelassene Funkgeräte betrieben werden und es gibt nicht wenige Skipper, die das Ganze konsequent weiter denken. Nach dem Motto „Wenn ich schon kein zugelassenes Auto fahre und mich damit sowieso strafbar mache, brauche ich auch keinen Führerschein“ verzichten sie auch auf ein LRC.
KW-Geräte (egal ob See-oder Amateurfunk) auf Yachten werden im Wesentlichen zur Übertragung von Mails mit Pactor oder zur Teilnahme an Schwatzrunden mit anderen Yachties eingesetzt. Ich kenne niemanden, der ein KW-Gerät zur Alarmierung im Notfall ernsthaft auf dem Schirm hat. Wegen der immer mehr abnehmen Zahl von KW-Landstationen wäre das auch schwierig. DSC spielt von dort her keine Rolle, also braucht man auch kein Gerät was DSC kann. Damit sind wir bei Amateurfunkgeräten. Die allermeisten kann man durch einen kleinen technischen Eingriff so erweitern, dass sie im ganzen KW-Bereich senden können. Damit erfüllen sie die üblichen Yachtieanforderungen zu einem Bruchteil des Preises, des ein ebenfalls nicht zugelassenes Seefunkgerät kosten würde. Das ist Fakt und gängige Praxis!
Funkamateure haben vor allem dem Vorteil sich besser mit den Geräten auszukennen, sie kämen nie auf die Idee für viel Geld ein ebenfalls nicht zugelassenes Gerät in der Yachtapotheke zu kaufen. Auch sie haben ihre Geräte für den ganzen KW-Bereich freigeschaltet. Wenn sie im AFU-Bereich funken verwenden sie ihr AFU-Rufzeichen im Seefunkbereich wie alle anderen den Schiffsnamen. Das ist das ganze Geheimnis.
Ich könnte noch viel mehr dazu sagen, in der Praxis wird das alles nicht so eng gesehen wie es auf dem Papier steht. Der aus meiner Sicht wichtigste Tipp ist: Beschäftige dich mit dem Thema und mach dich schlau. Damit musst du dir keine Märchen erzählen lassen und sparst nebenbei noch viel Geld. Außerdem entgeht dein Gerät dann dem Schicksal vieler teurer Seefunkgeräte auf Yachten, die nicht benutzt werden, weil ihre Besitzer nicht damit umgehen können.
Martin