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Seit mehrern Jahren Wohne ich ganzjährig auf meinem Segelboot. Diesen Sommer habe ich mich vergrößert und die INFINITY (53ft Alu Ketsch) hatte noch keine funktionierende Heizung.
Der Winter kommt mit Sicherheit. Aus diesem Grund hab ich in den letzten Wochen eine Zentralheizung in die INFINITY eingebaut. Man kann es jetzt überall kuschelig warm machen und das Klima ist sehr angenehm an Bord.
Die ursprünglich eingebaute Warmluftheizung war defekt. Mit dem Nahen des Winters gab es Handlungsbedarf. Bei Warmluftheizungen verfüge ich über langjährige Erfahrungen. Sie funktionieren eigentlich recht gut und zuverlässig, haben jedoch auch eine ganze Reihe von Nachteilen.
Das hört sich alles schlimmer an als es in Wirklichkeit ist. Hab ich doch etliche Winter auf der XENIA II verbracht und bin gut damit klar gekommen. Trotzdem wollte ich für INFINITY auch die Alternativen untersuchen. Von anderen Heizungen hatte ich keine Ahnung. Im ersten Schritt war also Einarbeitung angesagt. Was gibt es für Heizgeräte? Soll es ein dieselbetriebener „Reflex“ Ofen werden, der ganz ohne elektrische Energie auskommt? Diese Öfen haben Vorteile:
Und Nachteile:
Oder soll es besser ein vollautomatisches „Webasto“ Heizgerät werden? Diese funktionieren ungefähr so wie man es von einer Zentralheizung zuhause her kennt. Über einen Diesel betriebenes Heizgerät wird Wasser erhitzt und dieses dann über eine Umwälzpumpe in die Heizkreise zu den Heizkörpern und dem Boiler gepumpt. Das Heizgerät hält die Temperatur des Wassers konstant. Die Temperaturregelung geschieht in den Kammern durch die Thermostate an den Heizkörpern.
Nachteile:
Vorteile:
Nach reiflicher Überlegung hab ich mich dann für ein Webasto Heizgerät Thermo Pro 90 entschieden. Als erstes war der Energiebedarf zu berechnet. Dazu muss man die zu beheizende Fläche aus den Bauplänen des Schiffes ausgemessen. Die INFINITY hat eine zu beheizende Fläche von ca. 40 qm. Diese Fläche multipliziert mit 200 Watt/qm, was eine benötigte Heizleistung von ungefähr 8 kW ergibt. Ausgewählt hab ich dann das Heizgerät „Webasto Thermo Pro 90 Marine“ mit einer Spitzenleistung von 9,1kW. Da ich keine Erfahrung mit Wasserheizungen auf Schiffen hab, holte ich mir noch das OK der Technischen Abteilung von Webasto, die meine Berechnungen und Annahmen überprüfte. Der Techniker war kompetent und hilfsbereit. Beim Rohsystem hab ich mich an seine Empfehlung gehalten und Alu-Verbundrohr installiert. Der Hauptheizkreis ist in 20×2 mm ausgeführt und die Nebenkreise haben 16×2 mm.
Bei der Auswahl der Heizkörper hab ich mir schwerer getan. Als erstes stellt sich die Frage nach dem Material. Stahl oder Aluminium? Stahl bekommt man in jedem Baumarkt günstig in vielen Standardgrößen. Jedoch hat man bei einem Schiff das Problem, dass die Standardgrößen nicht unbedingt dort hinpassen, wo die Heizkörper hin sollen. Stahl-Heizkörper sind bei gleicher Heizleistung größer als Alu-Heizkörper, welche eine ungefähr fünf mal höhere Wärmeleitfähigkeit haben. Aluheizkörper heizen sich in der Folge viel schneller auf und sind zudem leichter.
Vieles spricht für Heizkörper aus Aluminium. Im Internet hab ich dann einen Hersteller gefunden der Alu-Heizkörper so herstellen kann wie man sie braucht.
Für den Einbau einer Heizungsanlage in ein Boot benötigt man:
Nachdem die Heizung eingebaut war, kam der erste Testlauf. Das Ergebnis war bezüglich der Wärme sehr überzeugend. Jedoch enttäuschte mich die die Geräuschkulisse. Da gab es dringenden Optimierungsbedarf. Dazu musste erst mal rausgefunden werden, was den Krach macht. Die Kraftstoff-Förderpumpe war nicht zu hören. Die Umwälzpumpe war der größte Krachmacher. Die Vibrationen waren sogar noch in den entfernten Heizkörpern zu spüren. Nachdem ich den Heizkreislauf über ca. 50 cm lange Schläuche von dem Rohrsystem entkoppelt hatte war die Geräuschkulisse erstmal in einem Bereich, dass man damit leben konnte. Nachts jedoch nervte ein leises aber doch deutlich wahrnehmbares brummen im Schiff. Die Lösung hierfür waren Gummipuffer zwischen Heizgerät und den Befestigungspunkten. Nachdem ich diese eingebaut hatte war Ruhe im Schiff. Man hört jetzt nur noch leichte Fließgeräusche in den Heizkörpern wie man sie von Zentralheizungen in Gebäuden kennt.
Auf der INFINITY wird die Heizung aus dem Tagestank gespeist. Mit Hilfe des durchsichtigen Steigrohres und eines Meterstabs kann man sehr exakt bestimmen wie viel Diesel die Heizung verbraucht. Erstaunt hat mich wie direkt sich eine sogfältige Isolierung des Rohrsystems auf den Verbrauch auswirkt. Ich kann jedem der eine Wasserheizung in sein Schiff einbaut nur empfehlen, das Rohsystem zu isolieren.
Diesen Bericht findet Ihr jetzt auch unter AUF HOHER SEE -> SEEMANNSCHAFT : http://www.trans-ocean.org/Bericht-...Bord-leben
Hallo Martin, das mit der Heizleistung find ich nicht ganz einfach. Es kommt natürlich schon darauf an, was du für Törns machst. Ich lebe ganzjährig auf dem Boot und da kann es schon mal vorkommen, dass ich ein paar Wochen eingfroren, bei zweistelligen Minusgraden im Eis liege. Mit meinem vorherigen Boot (Hallberg Rassy 38) hatte ich mehrfach diese Situation. Wenn dann die Heizung zu schwach ausgelegt ist, wird es echt ungemütlich. Wenn Du jedoch vorrangig im Mittelmeer unterwegs bist, ist die erforderliche Heizleistung bestimmt eine andere. Die technischen Daten unserer Boote sind ja recht ähnlich http://sailing-yacht.de/home/techni...aten Meine INFINITY ist zwar in Aluminium gebaut, was eine wesentlich höhere Wärmeletfähigkeit (Wärmeverlust) als GFK hat, dafür ist sie aber aufwändig isoliert (über der Wasserlinie).
Viele Grüße von der Nordsee, Martin
Toller Bericht, ganz herzlichen Dank dafür! Bei uns ist es genauso wie bei Martin Knauff. Wir haben die Entscheidung, welche Heizung wir bei uns einbauen, auch noch vor uns hergeschoben. Bei der Überlegung, wie hoch die Heizleistung ausgelegt sein sollte, würde ich mich allerdings weniger von der Grundfläche als vielmehr vom Raumvolumen leiten lassen.
Fair winds
Bettina Heüveldop
Vielen Dank für den sehr hilfreichen Bericht. Er kommt genau zu der Zeit in der wir die von Dir beschriebenen Erfahrungen mit unserem Relfex-Ofen machen. Wir wohnen zwar nicht auf dem Boot (Glacer40, Stahl), nutzen aber jede Gelegenheit den Winter auf ihm zu verbringen. Da das Boot auch in den folgenden Wintern hier in den Niederlanden im Wasser verbleiben wird, werde ich wohl in nächster Zeit ebenfalls eine Warmwasserheizung einbauen. Hast du auch eine Warmwasserversorgung für Frischwasser über die Heizung laufen? Ich konnte nach erster oberflächlicher Suche kein solches Zubehör bei Webasto finden. Falls ja, wäre ich über einige Informationen zu Gewicht, Maßen und Zubehör dankbar. Grüße Dirk
SY Germane
www.tauchservice-am-see.com
veröffentlicht von TD-Admin am 18.12.15 um 20:07 Diesen Bericht findet Ihr jetzt auch unter AUF HOHER SEE -> SEEMANNSCHAFT :
Diesen Bericht findet Ihr jetzt auch unter AUF HOHER SEE -> SEEMANNSCHAFT :
Da gehört die Abhandlung sicher auch hin, nur Gio, da kann man z.Zt. (ich) keine Ergänzung als Kommentar einfügen, oder ? Deshalb ist es sicher gut, dass er auch noch im Forum stehen bleibt...
Wenn Dir der Thread-Eröffner jetzt noch erlaubt, ihn aus dem Ordner HEIMKEHRER in die Technik stellen zu dürfen, dann wird er auch später sicher einfacher gefunden und ergänzt werden können (z.B. Fragen u Antworten) Ich habe eine Gegendarstellung vom REFLEX in meiner HP eingestellt http://dein-globus.com/wasser-wege/6-sy-delle-alu-eigenbau/69-delle-bedienhinweise/diesel-reflex-ofen
meint bis denne - jr-DELLE
Ich habe das Thema hierher in den Bereich Technik verschoben.
Martin
Hallo zusammen, hier ist ein Erfahrungsbericht von der Endo2
Wir haben eine Skorpion4 von Feltz aus Alu. 16mx5x2m Wir Wohnen bis auf Ausnahmen an Bord.Wir haben eine Kabola-Heizung mit Warmwasser und normale Heizkörper an Bord. Unsere Temperatur, auch bei jetzt -ca 6 Grad, wir liegen im Wasser, ist bei 20 Grad. Mollig warm und das Wasser für die Duschen ist auf 60 Grad eingestellt. Was wollen wir mehr!! Wer mehr erfahren möchte ....mail an Huko43972@aol.com
Bis bald Udo John